Natur
30.000 Jungpflanzen wachsen bald
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Die Humuswerkstatt von Lukas Worth und Marius Frey wächst. Inzwischen gibt es drei Auszubildende.
Von Theresa Demski
Draußen fegt noch der kühle Wind um die Gewächshäuser. In den Beeten wächst Wintergemüse. Es wirkt, als warte das Feld schon sehnlichst auf den Frühling. Wer allerdings den Schritt über die Schwelle des Gewächshauses wagt, der landet mitten im Frühling. Unzählige kleine grüne Stiele und Blätter ragen bereits aus der Erde. „Und es werden noch mehr“, sagt Marius Frey und deutet auf die beiden jungen Männer, die mit geübten Handgriffen Pflanzensamen in vorbereitete Töpfe setzen.
30 000 Jungpflanzen werden in diesem Jahr in der Humuswerkstatt bei Dabringhausen ihre erste Wachstumsphase erleben – bevor sie dann in die Schulgärten im Bergischen Land und im Rheinland ziehen. Dank einer Kooperation mit der „GemüseAckerdemie“ des Vereins „Acker“ arbeitet die Humuswerkstatt an ihrem ersten Großauftrag. Sellerie, Frühlingszwiebeln, Tomaten, Zucchini oder Popcornmais: Unzählige Gemüsesorten aus den Gewächshäusern in Bremen werden in heimischen Schulgärten gedeihen.
„Wir konnten mit den Jungpflanzen in den vergangenen beiden Jahren hier bei uns wertvolle Erfahrungen sammeln“, erzählt Marius Frey und erinnert an die Leader-Förderung, mit der die Humuswerkstatt das Thema Jungpflanzen zum ersten Mal umsetzen konnte – erst für den eigenen Bedarf, später dann auch für Interessierte, die raus zum Feld kamen. Und nun also für die Schulgärten. „Wir konnten die Idee also etablieren“, freut sich Frey. Nun kann das Gemüse nach eigenen Regeln wachsen – vor allem torffrei, was auch die „GemüserAckerdemie“ überzeugte.
Unterstützung bekommen die beiden Gründer Lukas Worth und Marius Frey inzwischen von drei Auszubildenden. „Und vielen Ehrenamtlichen, auch hier aus der Region“, erzählt Lukas Worth. Gemeinsam ackern sie auf dem Feld und in den Gewächshäusern in Bremen und bereiten die neue Saison vor. Ihrer Philosophie bleiben sie treu: Sie setzen auf Permakultur – also eine Bewirtschaftung des selbst aufgebauten Bodens ohne Maschinen, stattdessen auf der Basis des natürlichen Ökosystems und der Kreisläufe in der Natur. Das Konzept geht auf: Die Humuswerkstatt wächst, es ergeben sich wertvolle Kooperationen, auch die Bildungsangebote werden gut angenommen. „Wir stellen fest, dass sich Menschen gerne auch mal von unserem Gemüse überraschen lassen“, sagt Marius Frey und erzählt von Tomatensorten, die zum Liebling der Kunden wurden, und von Blumenkohl mit besonderer Note.
Auch Bene Spaude und Leon Sikora hat die Idee der Humuswerkstatt überzeugt. Deswegen haben sie ihre ursprünglichen Jobs an den Nagel gehängt und lassen sich nun zum Gärtner mit der Fachrichtung Gemüsebau ausbilden.
„Ich habe auch gerne in meinem Beruf als Lehrer gearbeitet“, erzählt Bene Spaude, „aber die Landwirtschaft liegt mir wohl einfach im Blut.“ Schon sein Großvater sei Landwirt gewesen. Die Permakultur habe ihn selbst dann so begeistert, dass er einen neuen Weg eingeschlagen habe – erst als Freiwilliger, dann als Praktikant und nun schließlich hauptberuflich.
Im Sommer lädt ein Koch zur „grünen Tafel“ ein
„Dieses Anbausystem ermöglicht es auch Menschen ohne großen Familienbetrieb im Hintergrund, in die Landwirtschaft einzusteigen“, erklärt der 30-Jährige, „das ist also meine Möglichkeit, Landwirt zu sein.“ Auch Azubi-Kollege Leon Sikora hat die Permakultur überzeugt. Statt weiter im Logistikbereich Karriere zu machen, stieg er aus, erkundete die solidarische Landwirtschaft und unterschrieb schließlich den Ausbildungsvertrag bei der Humuswerkstatt. Das Team ist also gewachsen – und damit auch die Möglichkeiten.
In diesem Jahr stehen neben dem Anbau und der Ernte auf dem Feld bei Dabringhausen auch Tageskurse für Gartenpraxis und Permakultur an. Die Humuswerkstatt bildet Ackercoaches für den Verein Acker aus. Im Sommer wird ein Koch zur „grünen Tafel“ einladen – mit kulinarischen Genüssen direkt am Feld und einem Abendessen zwischen den Beeten. Denn Begegnung wird in der Humuswerkstatt groß geschrieben.