Mein Blick auf die Woche in Remscheid
Meinung: Wir brauchen Mut zum DOC
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Die Skeptiker haben Recht: Das Outlet wird Lennep verändern. Nicht für jeden zum Positiven. Doch, sagt RGA-Lokalchef Axel Richter: Der Gewinn für Lennep, Remscheid und das Bergische Land wiegt schwerer als das Bedürfnis des Einzelnen, in seiner Behaglichkeit ungestört zu bleiben.
Die Skeptiker haben Recht. Das Outlet, so es diesmal denn kommt, wird Lennep verändern. Und zwar nicht für jeden zum Positiven. Allerdings zeigt Lennep auch, was passiert, wenn sich über Jahre und Jahrzehnte nichts oder nur wenig verändert.
Beispiel Altstadt: Beklagt wird der schleichende Verfall vieler historischer Gebäude häufig ausgerechnet von jenen, die allen Outlet-Plänen kritisch gegenüber stehen. Dabei würde die Altstadt vermutlich am stärksten profitieren von der Anziehungskraft des Centers. Wer den Zustand der Altstadt beklagt, muss deshalb für und nicht gegen das Outlet sein.
Freilich geben die in dieser Woche von Stadt und Investor präsentierten Ansiedlungspläne weiterhin Anlass zur Skepsis. Reichen die 1600 Parkplätze, die die Architekten unter ihrem begrünten Center und auf dem Kirmesplatz schaffen wollen?
Gewiss, die Mobilität der Zukunft wird eine andere sein als heute. Dennoch dürften die meisten Shopping-Touristen ihre vollen Einkaufstüten weiterhin mit dem Auto nach Hause fahren wollen. Und nicht mit dem Lastenfahrrad.
Nachvollziehbar befürchten die Menschen, die heute rund um das Röntgen-Stadion leben, deshalb eine Zunahme des Verkehrs vor ihrer Haustür. Nachvollziehbar erwarten sie mehr Lärm, mehr Unruhe und einen Verlust an Privatsphäre, wenn etwa Shopping-Touristen vom begrünten Centerdach in ihr Wohnzimmer blicken. Nachvollziehbar verlangen diese Menschen vom Investor und vor allem von ihrer Stadt Remscheid nach Antworten auf die Frage, wie ihr Wohnumfeld lebenswert bleiben soll.
Die handfeste und unprätentiöse Art, in der sich die Unternehmerfamilie Dommermuth in Person des Sohnes Philipp in dieser Woche den Lennepern vorstellte, brachte ihnen nicht nur viele Sympathien ein. Sie lässt auch gute Antworten auf die vielen Fragen hoffen, die noch offen sind. Allerdings kann das nicht für alle gelten. Wer sich heute bereits gestört fühlt, weil die Küche der Klosterschänke frischen Fisch geliefert bekommt (kein Scherz), der wird sich vom Anlieferungsverkehr für ein Shopping-Center erst recht gestört fühlen – und für den wird es auch keine Lösung geben.
Wo es Gewinner gibt, gibt es immer auch Verlierer. Am Ende des Prozesses, der in dieser Woche begonnen wurde, muss deshalb abgewogen werden: Was wiegt schwerer? Das Bedürfnis des Einzelnen, in seiner Behaglichkeit ungestört zu bleiben? Oder der wirtschaftliche Schub, den die Ansiedlung eines Outlets für das Bergische Land erwarten lässt?
Darauf kann es nur eine Antwort geben: Lennep braucht Veränderung. Und wir brauchen den Mut und die Bereitschaft, Veränderungen zuzulassen, was zugleich bedeutet, auch die notwendigen Begleiterscheinungen dafür in Kauf zu nehmen. Anders kommen wir nicht voran.
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