Die erste Platte

Wie Andy Dino Iussa zum Panikrocker wurde

„Was für ein Typ“, sagt Iussa noch heute über Udo Lindenberg.
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„Was für ein Typ“, sagt Iussa noch heute über Udo Lindenberg.

Engagementförderer der katholischen Gemeinde St. Bonaventura und Heilig Kreuz tanzte als Kind zu italienischer Musik.

Von Peter Klohs

Der Vater von Andy Dino Iussa war ein Italiener aus dem Friaul, und seine Liebe zu italienischer Musik lag klar auf der Hand. „Dazu kam, dass mein Vater im selben Jahr wie Adriano Celentano geboren wurde (1938) und dessen Lieder sehr schätzte. Er legte die Platten Celentanos auf, stellte mich kleinen Jungen auf seine Füße – ich war sechs Jahre alt – und tanzte mit mir durch unsere Wohnung. Dazu sang er die Texte mit. Mein Vater konnte eigentlich nicht singen, was ich von ihm geerbt habe.“ Das ist der Grund, warum auch Andy Dino die Musik von Celentano mag. „Das Lied ‚Una festa sui prati‘ hat eine solche Kraft und Energie“, beschreibt er, „das ist doch fast Punk.“

Aber seine erste Platte hatte so gar nichts mit italienischer Musik zu tun. Es war „Ball Pompös“ von Udo Lindenberg, erschienen 1974 als vierte LP des aus Gronau stammenden Sängers und bei Bodo Bochnig in Wuppertal erstanden. „Ich habe Lindenberg durch das Fernsehen wahrgenommen“, erinnert sich Iussa, „wobei ich den Namen der Sendung nicht mehr weiß. Aber ich fand ihn sofort schräg. Bis dahin gab es für mich an deutscher Musik nur Schlager, und dann kam einer daher und sang witzige Texte zu schillernder Musik, die mal Rock, mal Jazz und mal Chansons waren. Das war dann schon ein Vorgriff auf meine Theaterzeit.“

Für den Anfang der 70er Jahre waren manche Texte sicher auch mutig: „Riskante Spiele“ oder „Jonny Controletti“ als Beispiel. „1981 habe ich die Udopia-Tour live gesehen. Ich war 14 Jahre alt und fand: Das war ein Kracher. Das hat mich total angesprochen und ich konnte zu der Zeit alle Lindenberg-Texte auswendig.“ Vor drei Jahren sah er Lindenberg in Köln zum bisher letzten Mal. „Immer noch toll“, urteilt er. „Was für ein Typ.“

„‚Una festa sui prati‘ hat eine solche Kraft und Energie – das ist doch fast Punk.“

Andy Dino Iussa über die Musik von Adriano Celentano

Aber auch andere Musik hat der Wuppertaler noch in Vinylform parat: „Dynasty“ zum Beispiel, das siebte Album der US-Hardrocker Kiss. „Ich fand ‚I was made for loving you‘ immer klasse“, erzählt Iussa, „obwohl das für Rockfreunde total inakzeptabel war. Vielleicht auch gerade drum. Ich hab vorsichtshalber meinen Freunden nicht erzählt, dass ich das Stück toll fand.“

Und dann gab es noch eine Band, deren Namen nicht viele Musikfreunde kennen dürften: Blue Rondo à la Turk, eine Combo, aus der später Matt Bianco hervorging und die auch Salsa, Pop und Cool Jazz vermischte. „Dadurch bin ich in den Jazz gerutscht“, verrät Iussa.

Er kann im Gegensatz zu sehr vielen Gesprächspartnern innerhalb dieser Serie auch Free Jazz hören. „Ich höre alle Arten von Jazz: Cool, Bebop, Funk und Free.“ Einen großen Bogen macht er allerdings um irische Folkmusik und Gangsta-Rap. „Beim Schlager hängt es von der Klasse der Musiker ab“, findet er. „Auch da gibt es unterschätzte Sängerinnen und Sänger.“ Bei mainstreamiger Popmusik streikt er jedoch. „Phil Collins ist für mich wie Irish Folk.“

Andy Dino war und ist ein regelmäßiger Konzertbesucher. Lindenberg hat er mehrere Male genießen dürfen, ebenso die Rolling Stones, dazu ZZ Top, Iron Maiden und die Guns n’ Roses. Gerne erwähnt er ein Konzert der britischen Alternativ-Rocker Chumbawamba, das er 1997 auf der Hamburger Reeperbahn erlebte. „Echt schräg“, schwärmt er noch heute und fügt ein „Unvergessen“ an. Bedauernd stellt er fest, dass er nie die Gelegenheit hatte, Jimi Hendrix und Frank Zappa live zu sehen.

Wenn er selber Musik machen würde, dann „wahrscheinlich so ähnlich wie Jan Delay, der wie ich auch nicht unbedingt alle Noten lesen kann. Aber er weiß, wie es klingen soll und ist ein sehr guter Lehrer und Lenker.“

Andy Dino Iussa entdeckt noch immer für ihn neue Musik, denn kulturell neugierig bleiben, ist ihm immens wichtig. „Neue Ideen und neue Musik zu entdecken, ist doch toll.“

Zur Person

Andy Dino Iussa wurde 1967 in Wuppertal geboren und wuchs in Oberbarmen auf. Nach aktiven Zeiten in der Kulturbranche ist er nun Engagementförderer der katholischen Gemeinde St. Bonaventura und Heilig Kreuz in Remscheid. Das von ihm initiierte Fotoprojekt „Mein Gott, Lennep“ erhielt den Missionspreis.

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