Die Nummer gegen Kummer
Wer hilft beim Kinder- und Jugendtelefon?
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Kinderschutzbund startet Ausbildung für Ehrenamtliche.
Remscheid. Der leidenschaftliche Comiczeichner Jens Stippkugel hat neben Cartoons und Musik eine weitere Herzensangelegenheit: Er bedient ehrenamtlich das Kinder- und Jugendtelefon des Kinderschutzbundes Remscheid, die „Nummer gegen Kummer“. Und das schon seit 15 Jahren. Denn er weiß: Hier kann er Kindern und Jugendlichen in der Krise helfen. Nun sucht der Kinderschutzbund Verstärkung für sein Angebot.
Was ist das Kinder- und Jugendtelefon genau?
Das Kinder- und Jugendtelefon Remscheid, betrieben vom Kinderschutzbund Remscheid, gibt es schon seit rund 50 Jahren. Der Ortsverband war einer der ersten, der ein Sorgentelefon übernahm. Das Kinder- und Jugendtelefon ist Mitglied im Verein Nummer gegen Kummer, einem Dachverband des bundesweiten Netzwerkes Kinder- und Jugendtelefon, hervorgegangen aus dem Deutschen Kinderschutzbund. Es gibt deutschlandweit mehr als 3000 ehrenamtliche Beraterinnen und Berater. Unter der Tel. 116 111 erhalten Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 18 Jahren montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr kostenfrei und anonym ein offenes Ohr. Die Beraterinnen und Berater sind nicht nur erste Ansprechpartner für alle Fragen, Probleme und Krisen, sondern erarbeiten gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen Lösungsvorschläge. Dafür brauchen sie natürlich Feingefühl – und vor allem ein gutes Ohr. Die Anrufe, die in Remscheid landen, kommen also aus ganz Deutschland. Die Telekom sponsert das Projekt – dadurch ist die Nummer gegen Kummer kostenfrei.
Was sind die Themen der Kinder und Jugendlichen, die anrufen?
Laut der Statistik 2022 entfiel der Großteil (36,8 Prozent) auf psychosoziale Themen und Gesundheit, gefolgt von Sexualität (20,5 Prozent), Partnerschaft und Liebe (13,8) und Probleme in der Familie (13,4), aber auch Sucht, Gewalt, Liebeskummer. 2022 nahmen die zehn ehrenamtlichen Beraterinnen und Berater des Kinder- und Jugendtelefons Remscheid 3234 Anrufe entgegen, aus denen sich 171 Beratungen entwickelten. Corona verstärkte das: „Gefühlt hatten wir etwa 15 bis 20 Prozent mehr Anrufe“, erzählt Koordinatorin Andrea Homfeld. „Neben Ärger mit den Eltern und häuslicher Gewalt war es hier vor allem die tierische Langeweile und das Ausgeschlossensein.“
Gibt es auch Scherzanrufe?
Ja, sogar sehr viele: Bundesweit machten diese 70 Prozent aus, sagt Homfeld. „Aber alle kostenfreien Beratungstelefone haben dieses Problem.“ Ist es dennoch ein Erfolgsmodell? „Definitiv“, sagt die Koordinatorin. „Denn es bleibt bei den vielen Beratungen das Gefühl zurück, dass es wichtig ist, dass es uns gibt.“
Warum sucht der Kinderschutzbund neue Telefonberater?
Eigentlich sind zehn Ehrenamtliche in der Kartei aufgelistet, aktiv bedienen aber nur noch acht Personen das Telefon im separaten Raum samt gemütlichem Sessel, Nervennahrung und Getränken. Die Fluktuation ist hoch. „Wir brauchen Verstärkung“, sagt Karl-Richard Ponsar, Vorsitzender des Kinderschutzbundes Remscheid. 12 bis 15 neue Beraterinnen und Berater sucht man, die eigenständig im Telefonraum arbeiten.
Was sollte ich mitbringen?
Potenzielle neue Telefonberaterinnen und -berater zwischen 18 und 60 Jahren sollten nicht nur Spaß haben, mit Jugendlichen zusammenzuarbeiten und dem Ganzen mit Gelassenheit und einer Prise Humor begegnen, sondern Schweigepflicht und Anonymität aushalten können. „Es ist ein anspruchsvolles Ehrenamt, bei dem man empathisch zuhören und sich selbst ein Stück zurücknehmen muss“, erklärt Homfeld. Zudem müsse man aushalten, dass Hilfe nur per Telefon möglich sei. Daher sei auch Supervision so wichtig.
Wie lange dauert die Ausbildung?
Sie startet im August im Kinderschutzbund an der Elberfelder Straße und umfasst 70 Stunden, also etwa acht Monate – pro Monat ein Samstag sowie ein Abend wochentags. Der Ausbilder vermittelt Gesprächstechniken und Tipps. Vor allem auch, wie man mit Schweige- oder Scherzanrufen umgeht. „Zudem geht es auch viel um die eigene Selbsterfahrung“, ergänzt Ponsar. Der Eigenanteil für die Qualifizierung liegt bei 100 Euro.
Und wie oft komme ich danach zum Einsatz?
Die Ehrenamtlichen verpflichten sich nach der Fortbildung, zwei Jahre beim Kinder- und Jugendtelefon mitzuarbeiten – durchschnittlich sechs bis acht Stunden im Monat.
Kontakt
Wer sich für die Ausbildung zum Berater/zur Beraterin für das Kinder- und Jugendtelefon interessiert, kann sich bei Andrea Homfeld melden: Tel. 29 21 41; info@kinderschutzbund-remscheid.de.