Mein Leben als Papa
Warum ich meine Kinder bei Brettspielen nicht mehr gewinnen lasse
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RGA-Redakteur Gunnar Freudenberg erzählt vom Leben mit seinen Söhnen Hannes (7) und Michel (4).
Es gibt ja eigentlich kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Normalerweise gehe ich auch immer gerne mit den Jungs an die frische Luft. Im Moment aber tätschelt mir dieser fiese Januar den Kopf und sagt: „Bleibt drinnen, es ist okay!“
Hannes und Michel haben sich mit dieser Art Winterschlaf arrangiert. Mehr noch: Sie genießen es gerade, die Nachmittage in Ruhe mit ihren neuen Spielsachen, die unter dem Weihnachtsbaum lagen, zu verbringen. Dazu gehören auch viele Brettspiele, die manchmal dafür sorgen, dass sich die ganze Familie am Wohnzimmertisch versammelt. Und dann geht es zur Sache. Mit sich wiederholenden Besonderheiten.
Spielvorbereitung:
Die Stimmung kann sich schon vor Spielbeginn in unterschiedliche Richtungen entwickeln. Gilt es doch, zwei Fragen vorab zu klären: Wer fängt an? Und: Wer bekommt welche Spielfigur? Dass mir Werder-Grün zusteht, wird irgendwie gar nicht mehr hinterfragt. Hannes und Michel streiten aber gerne um die blaue Spielfigur oder wollen lieber den Dino als die Quietscheente. Manchmal hilft ein: „Hannes nimmt Blau und Michel fängt an“. Manchmal steigt ein Sohn an dieser Stelle aber auch schon aus.
Ziel des Spiels:
Väter ticken anders als Mütter. Meiner Frau geht es einfach um „Spaß und ein schönes Spiel“. Wer gewinnt, ist ihr völlig egal. Mir geht es um den Wettkampf. Ich will gewinnen, achte auf Regeln und habe mehr Spaß, wenn es gut für mich läuft. „Nun tu doch wenigstens so, als würdest du dich ärgern“, ärgere ich mich bei „Mensch ärgere dich nicht“ über sie. Während bei Michel die Tagesform darüber entscheidet, wie ehrgeizig er zu Werke geht, tritt Hannes eindeutig in meine Fußstapfen.
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Spielverlauf:
„Musstest du Michels Spielfigur unbedingt drei Felder zurückfallen lassen?“, fragt mich meine Frau bei „Heimlich & Co.“ aus Sorge davor, dass die Stimmung kippen könnte. Na klar musste ich. „Er nimmt doch auch keine Rücksicht auf mich.“ Das stimmt wirklich. Neulich wollte er mit mir eine Allianz eingehen. Das funktionierte auch hervorragend – bis zum letzten Zug, als er mich eiskalt stehenließ und alleine gewann. Ich fühlte mich wie ein Putzerfisch, der dem Raubtier erst die Zähne putzt – und dann doch verschlungen wird. Nein, freiwillig lasse ich meine Kinder nicht mehr gewinnen! Einzige Ausnahme: Es ist schon spät und ich möchte vor dem Schlafengehen kein Theater mehr provozieren. Kommt sogar recht häufig vor, diese Ausnahme.
Ende des Spiels:
Immer häufiger muss ich mich meinen Söhnen geschlagen geben. Weil sie immer besser werden. Jetzt muss ich ihnen nur noch zeigen, wie man sich als guter Verlierer verhält. Daran können sie nämlich noch arbeiten. Wie es aussieht, bleibt uns dafür in diesem fiesen Januar ja noch viel Zeit. . .