Warten, bis der Arzt kommt
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Norbert Schmitz hat Schmerzen, doch der Arzt schiebt seinen Termin auf die lange Bank. Grund: Schmitz ist Kassenpatient. "Wir leben doch immer noch in einem Sozialstaat. Das nehme ich jedenfalls nicht hin." Norbert Schmitz (CDU), Vorsitzender des städtischen Gesundheitsausschusses, befürchtet, dass eine Zwei-Klassen-Medizin herrscht.
Sensibilisiert hat ihn ein persönliches Erlebnis. Als er Anfang der Woche Schmerzen im Arm hatte, den berühmten Tennisarm, bekam er in der Facharztpraxis von der Sprechstundenhilfe telefonisch einen Termin für den 3. Mai. "Dabei habe ich gesagt, dass ich Schmerzen habe - und bei der BEK versichert bin." Aber über einen Monat warten? Einige Tage später startete Norbert Schmitz einen Test. Er rief in der gleichen Praxis an - als vorgeblich Versicherter der privaten Barmenia. "Und die Sprechstundenhilfe hat mir einen Termin am 3. April gegeben. Von Schmerzen habe ich da übrigens nichts gesagt."
Norbert Schmitz will nicht hinnehmen, dass er als Versicherter einer gesetzlichen Kasse so lange warten muss, bis er den Arzt zu Gesicht bekommt. "Um mich geht es dabei wohlgemerkt gar nicht. Das betrifft alle gesetzlich Versicherten. Ich werde das zum Thema im Ausschuss machen, NRW-Gesundheitsminister Laumann schriftlich in Kenntnis setzen und das auch der Bundesgesundheitsministerin darlegen. Auch der DGB soll mit ins Boot."
Die BEK hat er ebenfalls informiert. Der Remscheider Geschäftsstellenleiter Sven Schmitz hält sich mit einem offiziellen Kommentar aber zurück. "Die Terminvergabe ist Sache der Arztpraxis." Es sei durchaus so, dass die Ärzte unterschiedliche Honorare erhielten - je nachdem, wo der Patient versichert sei. BEK-Mann Sven Schmitz weiß, dass die Bezahlung der gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen eines reglementierten Budgets erfolgt. Das höhere Honorar der Privatversicherung fließe außerhalb dieses Rahmens. Und bekanntlich beklagen die Ärzte, dass ihre Bezahlung durch das gesetzliche System nicht ausreicht.
Weg führt über den Hausarzt äSven Schmitz von der BEK will den Vorfall in den zuständigen Gremien vorbringen. "Es ist aber wohl ein Unterschied, ob Sie anrufen oder persönlich im Wartezimmer warten. Wer Schmerzen hat, wird ja dann nicht weggeschickt", sagt Sven Schmitz.
Walter Steege, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung, hat Ähnliches schon in anderen Fällen gehört. Auch er verweist auf die Finanzlage der Ärzte - ein Privatpatient belaste das Budget nicht. Wenn es medizinisch geboten sei, müsse natürlich auch der Kassenpatient rasch behandelt werden. Für Steege führt der richtige Weg über den Hausarzt: Der wisse, wann es dringend ist und werde dem Facharzt das dann umgehend mitteilen.