Tarifstreit

Streik in Remscheid: Busse und Bahnen stehen still - Verkehrschaos bleibt aus

Verdi kündigt Arbeitsniederlegungen an.
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Verdi kündigt Arbeitsniederlegungen an.

Der Tarifstreit spitzt sich weiter zu: Heute werden große Teile Deutschlands mehr oder minder lahmgelegt. Im Nah- und Fernverkehr sowie an den Flughäfen wird gestreikt.

Remscheid. Die Gewerkschaft Verdi hatte einen „Megastreiktag“ angekündigt, die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft sprach im Laufe des Tages von „großartigen“ Warnstreiks - doch das Chaos blieb aus. Die Arbeitsniederlegung von Busfahrern und Lokführern am Montag hatte in Remscheid zumindest optisch kaum Folgen, Einfallsstraßen wie die Neuenkamper oder Lenneper Straße wirkten im Berufsverkehr nicht voller als an anderen Tagen.

Das war wohl auch den Unternehmen in der Region zu verdanken, wie eine Blitzumfrage der Bergischen IHK zeigt. Dabei gab mehr als ein Drittel der teilnehmenden Firmen an, Maßnahmen ergriffen zu haben, um die betroffenen Beschäftigten zu unterstützen. Darunter Homeoffice, von den Unternehmen organisierte Fahrdienste und bezahlte Taxifahrten, flexiblere Arbeitszeiten, Fahrgemeinschaften sowie das Bereitstellen von Firmenwagen. Ein Teilnehmer gab an, dass sein Betrieb am Montag geschlossen blieb, um Überstunden abzubauen.

Kurz vor dem Wochenende hatte die IHK die Umfrage gestartet, um herauszufinden, wie sich der Großstreik auf die Unternehmen in der Region auswirkt. „Wir waren überwältigt von der Resonanz“, berichtet Hauptgeschäftsführer Michael Wenge. Binnen weniger Stunden gingen beinahe 500 Rückmeldungen ein.

Knapp ein Drittel gab an, dass sich die Warnstreiks auf den wirtschaftlichen Erfolg ihres Betriebs auswirken. Während die spürbar niedrigere Kundenfrequenz in den Stadtzentren vor allem den Handel treffe, habe die Industrie das Problem, dass Teile ihrer Produktionsmitarbeiter auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind – und nicht ins Homeoffice ausweichen können, erläuterte Wenge. Angesichts des Fachkräftemangels sei jeder zusätzliche Personalausfall schwer zu kompensieren.

„Die Auswirkungen eines ganztägigen Warnstreiks sind auffangbar“, fasste Thomas Wängler, bei der IHK für Standortpolitik, Verkehr und Öffentlichkeitsarbeit zuständig, das Ergebnis zusammen. Ein Arbeitskampf über mehrere Tage wäre das hingegen wohl eher nicht: „Das wäre in der jetzigen wirtschaftlichen Situation der Gau.“ böh/ wey

+++ Update 7.50 Uhr +++ Der Berufsverkehr fließt relativ normal. Das befürchtete Chaos ist bisher ausgeblieben. Die Autobahnen sind deutlich leerer als üblich.

Ab Lennep fährt der SEV-Bus für die S7 und die Linie 671, sofern es ein Bus der Oberbergischen Verkehrsgesellschaft ist. Die VBL-Linie 336 von Lennep nach Gummersbach fährt ebenso.

Remscheid/ Bergisches Land. Die Gewerkschaft Verdi erhöht den Druck auf die Arbeitgeberseite weiter und ruft für Montag erneut zum Warnstreik auf.

Von dem Streik sind auch die Remscheider Verkehrsbetriebe betroffen. In der Region werden außerdem die Beschäftigten des Solinger Verkehrsbetriebs, der Rheinbahn AG, der WSW mobil, der Bahnen der Stadt Monheim und der Regiobahn (RE 47 und S28) die Arbeit niederlegen. Ebenfalls aufgerufen sind die Mitarbeiter des Düsseldorfer Flughafen-Konzerns. Die Streiks am Flughafen betreffen auch die Beschäftigten der Luftsicherheit, die ebenfalls bundesweit in einer Tarifauseinandersetzung sind.

Hintergrund: Am Montag beginnt die dritte Verhandlungsrunde zwischen Verdi und den öffentlichen Arbeitgebern. Im Tarifstreit fordert Verdi 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro, mehr Geld.

In der zweiten Verhandlungsrunde hatten die Arbeitgeber ein Angebot vorgelegt, das eine tabellenwirksame Erhöhung von drei Prozent zum 1. Oktober 2023 und zwei Prozent zum 1. Juni 2024 über eine Laufzeit von 27 Monaten vorsieht. Dazu kommt eine Inflationsausgleichsprämie in zwei Raten von 1500 und 1000 Euro.

„Das vorliegende Angebot der öffentlichen Arbeitgeber lässt leider keine andere Antwort zu, denn es ist respektlos und schürt damit den Tarifkonflikt. Der Unmut der Beschäftigten ist enorm und die Streikbereitschaft steigt von Tag zu Tag. Die Arbeitgeberseite hat in der dritten Verhandlungsrunde die Chance, dauerhafte Streikmaßnahmen durch ein einigungsfähiges Angebot zu verhindern“, sagt Stephanie Peifer, Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Düssel-Rhein-Wupper. „Aber die bisherigen Signale der Arbeitgeberseite zeigen, dass sie den Ernst der Lage noch nicht verstanden haben!“

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