Trio beeindruckt
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Musik am Sonntagvormittag
Von Daniel Diekhans
Ukrainische Fahnen mit Trauerflor wehten vor dem Teo Otto Theater. Auf der Bühne kam in der Reihe „Musik am Sonntagvormittag“ auch Cellist Thomas Grote nicht am Thema Krieg vorbei. Denn es war im Programm des Kammerkonzerts vorgesehen, dass sich Grote mit der Geigerin Shino Nakai und Gast-Pianistin Shuri Tomita Ravels Klaviertrio widmete – einem Werk, das zu Beginn des Ersten Weltkriegs entstanden war. Das Gefühlswirrwarr im August 1914, Ravel schrieb selbst von „Enthusiasmus“ und „Trübsinn“, hat in der fertigen Komposition Spuren hinterlassen. Vor allem aber schaffte das Klaviertrio eine Gegenwelt zum Krieg und vermischte Einflüsse aus Barockmusik und fernöstlicher Kultur.
Nakais Violine und Grotes Cello entwickelten im Kopfsatz eine luftige Melodie. Die Lied-Idylle war jedoch trügerisch, da sich Tempo und Lautstärke unaufhaltsam steigerten – bis hin zu rasenden Läufen aller Instrumente. „Pantoum“, der Titel des zweiten Satzes, bezieht sich auf den Pantun, eine Form lyrischer Deklamation in Malaysia. Drei Themen wechselten sich ab und die Streicher nutzen die Gelegenheit, in zartem Flageolett zu singen.
Mit der „Passacaille“ ging es zurück nach Europa und à la Bach bildete ein Bassthema den Ausgangspunkt. Elegant wanderte es von Tomita weiter zu Grote und entfaltete sich schließlich bei Nakai.
Das Finale war eine Verbeugung vor Ravels baskischer Heimat, und zur Freude des Publikums meisterten die Musiker anspruchsvolle Tonsprünge und Taktwechsel.
Ein ansprechendes Klanggewand verpassten sie auch dem Trio in g-Moll von Ernest Chausson, der eine Generation vor Ravel im spätromantischen Idiom komponiert hatte. Geige und Cello schwelgten hier in innigen Tönen. Im dritten Satz tat sich die Pianistin hervor und der Schluss beeindruckte mit fast orchestraler Fülle.