Tipps von Profis aus London
Acht Schauspieler entwickeln sich in Lennep weiter
aktualisiert:
- 0 Kommentare
-
Feedback
schließen
- Weitere
Bei der Schauspiel- und Musicalwoche lernen die 16- bis 70-jährigen Teilnehmer viel über sich und ihren Beruf.
Von Peter Klohs
Remscheid. Sie sind zwischen 16 und 70 Jahre alt und haben das gleiche Ziel: besser werden. In der Mitte der Internationalen Schauspiel- und Musicalprojektwoche, die im Lenneper Rotationstheater stattfindet, kennen sich acht Teilnehmerinnen und Teilnehmer und ihre beiden Coaches schon sehr gut. Mit Steffan Lloyd-Evans (Optimierung der darstellerischen Bühnenpräsenz) sowie Abii Strudwicke (Gesang) stehen ihnen zwei Experten zur Seite. Die Profis aus London sind erfahrene West-End-Darsteller.
Die Studenten haben beide schnell in ihr Herz geschlossen, was kein Wunder ist, präsentieren sich die beiden Lehrenden doch als den Menschen zugewandt, sehr freundlich und empathisch. Lloyd-Evans ist bereits im vierten Jahr in Folge für einen Workshop für das Rotationstheater tätig, für Strudwicke ist es eine Premiere. „Sie vermitteln auf leicht zugängige Art, das man als Schauspieler lebenslang lernen muss“, sagt Theaterpädagoge Oliver Scheemann. „Auch Ärzte müssen sich stetig weiterbilden. Bei Schauspielern ist das ebenso.“
Steffan Lloyd-Evans bestätigt das. „Ich selbst bin mit sieben Jahren Profi geworden“, berichtet der aus Wales stammende Schauspiellehrer, „und ich lerne noch immer täglich hinzu. Wir vergessen im Laufe der Zeit Dinge, was fatal sein kann, weil wir als Schauspieler ständig ‚in other peoples shoes‘ stehen und deren Leben darstellen. Dazu kommt, dass wir in London leben, wo die Infrastruktur an Theatern immens ist. Hier in Remscheid kann man durchatmen. Es ist viel kleiner hier, aber trotzdem professionell. Das Wichtigste als Schauspieler bleibt jedoch, dass man das liebt, was man auf der Bühne darstellt.“
Manche Teilnehmer lernten das Schauspielen nur vor dem PC
Abii Strudwicke genießt ihren ersten Aufenthalt in Remscheid. „Die Menschen hier sind sehr neugierig“, findet sie. „Ich wurde sehr gut aufgenommen, ich kann hier gestalten, ich fühle mich sehr wohl.“ Ihr Gesangs-Warm-up gestaltet sich so: Von Armbewegungen eines schwimmenden Kükens, über ungewohnte Gesichtsgymnastik („Give me a big face.“) hin zur Entspannung durch getaktetes Ausatmen und Singen in tonalen Wellenbewegungen.
Schauspielprofi Sabine Janicki, 34-jährige Kölnerin, hat viel Spaß mit den beiden Lehrenden. „Ich hatte zwar schon Gesangsunterricht“, sagt sie, „aber das hier ist etwas völlig anderes. Die beiden Coaches geben uns ein total gutes Gefühl und achten auf unsere Stärken. Man lernt sich Letztenendes selber besser kennen, als Person und als Beobachter anderer Personen.“ Sie bestätigt ausdrücklich, dass Schauspieler ein Leben lang lernen. „Nach Corona ist es sehr schwer, Engagements zu bekommen“, schließt sie. „Ich habe meinen Abschluss online gemacht. Aber als Schauspieler brauchen wir das Publikum vor Ort. Und keinen Bildschirm.“
Die Gruppe wird aufgeteilt. Die Frauen gehen mit Abii Strudwicke eine Etage höher und werden „Jolene“ (Dolly Parton) in all seinen Facetten erlernen, derweil arbeitet Steffan Lloyd-Evans mit zwei Männern an den Feinheiten ihrer Bühnenpräsenz. Hier fordert er „Mehr Energie“, dort soll eine Geste großzügiger ausgeführt oder ein Wort anders ausgesprochen werden.
Hintergrund
Die Internationale Schauspiel- und Musicalprojektwoche soll auch 2024 im Rotationstheater stattfinden. „In diesem Jahr kommen die Fördergelder über das Projekt ‚Neustart Kultur‘ vom Bühnenverein in Köln“, weiß Oliver Scheemann.