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Tourismus: Streit über die Werbung für Remscheid
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Touristen durch Werbung nach Remscheid locken - Das ist der Plan, die CDU sieht aber erheblichen Verbesserungsbedarf. Ein Antrag scheiterte jetzt aber im Ausschuss.
Von Frank Michalczak
Über die Art und Weise, wie die Stadtverwaltung für Remscheid um Ausflügler und Kunden wirbt, entbrannte ein Schlagabtausch in der Ortspolitik. „Die Zeiten sind vorbei, als sich die Menschen dachten – jawoll, hier kommen wir hin“, befand Markus Kötter (CDU) im Haupt- und Finanzausschuss, wo er sich über fehlendes Marketing beschwerte. Es gelte die Frage zu beantworten, wie Remscheid „wieder interessant“ werden könne: „Für Besucher, aber auch für Investoren.“ So beantragte die CDU, dass die Verwaltung ein neues Leitbild für das Stadtmarketing entwickeln soll. Remscheid müsse als Marke wahrgenommen werden. Zudem müssten Vorschläge her, wie das zuständige Rathausteam künftig die Vereine und Marketingräte in den einzelnen Stadtteilen stärker als bisher unterstützen kann – etwa bei der Planung von Festen und sonstigen Veranstaltungen.
Eine Mehrheit fand dieser Vorstoß nicht. Nur Waltraud Bodenstedt von der Wählergemeinschaft WiR unterstützte ihn. Ihr fehle „Kreativität und Leidenschaft“ beim Marketing, erklärte sie.
Werbung für Tourismus in Remscheid: Andere Parteien sehen Problem, CDU hat aber keinen Lösungsvorschlag
Sven Wolf (SPD) richtete hingegen Kritik an die Adresse der CDU: „Ich kann nicht erkennen, wo ihre Idee ist.“ Außerdem sei es kontraproduktiv, „wenn Politiker unsere Stadt immer wieder schlecht reden“. Als „heiße Luft“ bezeichnete David Schichel (Grüne) die CDU-Forderungen. „Dabei handelt es sich um eine Problembeschreibung. Aber zu sagen, ‚Verwaltung mach mal‘, reicht nicht aus.“ Sven Chudzinski (FDP) erklärte, dass es Konzepte, die von einer Agentur entwickelt werden müssten, nicht kostenlos gebe. „Da müsste entweder die CDU oder die Verwaltung sagen, wie viel Geld nötig wäre“, sprach er von einer „finanziell schwierigen Entscheidung“.
OB Burkhard Mast-Weisz (SPD) stellte heraus, dass die Verwaltung längst an Konzepten arbeite und bereits Gespräche mit Vereinsvertretern geführt habe, um zu erkunden, welche Hilfestellungen sie von der Verwaltung erwarten – etwa bei Planung und Umsetzung von Veranstaltungen. Sein Appell: „Wir sollten nach Potenzialen und nicht nach Fehlern suchen.“ Zudem gebe es eine klare Stoßrichtung: Im Schulterschluss wirbt Remscheid mit Solingen und Wuppertal um Tagestouristen, die unter dem Label „Bergische Drei“ vielfältige Tipps für einen Kurztrip erhalten. Angesprochen werden vor allem Ausflügler, die auch mal in der Region übernachten oder ein verlängertes Wochenende erleben wollen. „Wir sind aber kein Ziel für vier Wochen Urlaub“, erklärte der OB, der „den wenigen Mitarbeitern“, die für das Stadtmarketing zuständig sind, eine „engagierte Arbeit“ bescheinigte.
Auf Tourismus-Seite macht die Stadt auf Angebote aufmerksam
Über Remscheider Angebote, die für die Zielgruppe interessant sind, informiert die Stadtverwaltung auch auf einer eigenen Internetseite. Wer möchte, erhält auf remscheid-tourismus.deGastro-, Ausflugs- oder auch Shopping-Tipps. Alexander Schmidt (CDU) stieß dort kürzlich noch auf den Hinweis „Gehen Sie einkaufen in Remscheid – im DOC“, zehn Monate nach dem Aus für das Großprojekt. Auch vor diesem Hintergrund sei der CDU-Antrag „nach vorne gerichtet“.
Standpunkt von Frank Michalczak: Falscher Zeitpunkt
Vier Mitarbeitende, davon zwei in Teilzeit, kümmern sich um das Marketing der Stadt. Sie sind zuständig für die Wochenmärkte, organisieren Veranstaltungen und sind für die Vereine zuständig, die öffentliche Feste arrangieren wollen. Das ist eine Fülle an Aufgaben, mit denen hohe Erwartungen verbunden sind. Klar ist, dass Remscheid mehr und vor allem originellere Werbung gut zu Gesicht stehen würde.
Aber: Dazu müssten entweder mal wieder externe Fachbüros betraut – oder zusätzliche Stellen geschaffen werden. Wenn die CDU dies will, bietet sich bei den kommenden Haushaltsberatungen eine weitere Gelegenheit, ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen. Angesichts der Krisen dieser Zeit müssen sich die Politiker aber dann auch die Frage stellen lassen, ob Remscheid derzeit nicht viel größere Probleme hat als fehlendes Stadtmarketing. Die Debatte über diese Aufgabe zu führen, ist sinnvoll – weniger zielführend sind ihr Zeitpunkt und die Schärfe, mit der sie ausgetragen wird.