Verdi hat zum Warnstreik aufgerufen

Streik: Volle Straßen im Berufsverkehr - gähnende Leere am Busbahnhof

Gähnende Leere am Busbahnhof: Mit roten Plakaten in den Wartehäuschen weist die Gewerkschaft auf den Warnstreik hin.
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Gähnende Leere am Busbahnhof: Mit roten Plakaten in den Wartehäuschen weist die Gewerkschaft auf den Warnstreik hin.
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Stillstand im ÖPNV: 90 Busse bleiben für zwei Tage im Stadtwerke-Depot. Bereits am ersten Tag machte sich das im Berufsverkehr bemerkbar.

Von Andreas Weber und Sven Schlickowey

Remscheid. Gähnende Leere an den Bushaltestellen, dafür proppenvolle Straßen – der Streik bei den Remscheider Verkehrsbetrieben machte sich am Donnerstag vor allem im Berufsverkehr bemerkbar. Weil kein Bus fuhr, stiegen viele Pendler auf Auto und Taxi um. Am heutigen Freitag geht der Streik weiter, erst am Samstag rollt der ÖPNV wie gewohnt.

Am Dienstag hatte die Gewerkschaft Verdi zu Warnstreiks aufgerufen, um in den laufenden Tarifverhandlungen Druck auszuüben. In Düsseldorf sind unter anderem Stadtverwaltung, Agentur für Arbeit und Jobcenter betroffen, im bergischen Städtedreieck die Verkehrsbetriebe aller drei Stadtwerke.

„Bei uns sind alle Busse im Depot geblieben“, bestätigt Armin Freund, Geschäftsbereichsleiter Mobilität bei den Remscheider Stadtwerken. Die Busse, die trotzdem unterwegs waren, gehörten wie die RVK-Linie 260 zu anderen Unternehmen. 90 Fahrzeuge bleiben in den Hallen der Stadtwerke. Am Eingang zum Werksgelände in Neuenkamp hatten sich die Streikenden versammelt. 93 sind bei den Verkehrsbetrieben bei Verdi organisiert und zeigten von 3 Uhr morgens bis 20 Uhr, eingeteilt in drei Schichten mit Fähnchen und gelben Westen, Präsenz.

Warnstreik bei den Busfahrern: Job ist unattraktiv geworden - So viel verdienen Busfahrer

Benjamin Ibach ist einer der Schichtleiter. Er unterstützt die Forderung der Arbeitnehmer von 10,5 Prozent mehr Lohn, alternativ mindestens 500 Euro (200 für Azubis). Dass die Arbeitgeber in die erste Verhandlungsrunde ohne Angebot gingen, ist für Ibach eine „Frechheit“. Wie Gewerkschaftssekretär Lothar Reitzer bezweifelt er das Argument der Gegenseite, dass sich der Fachkräftemangel vornehmlich in den höheren Entgeltgruppen bemerkbar mache. „Warum suchen wir dann händeringend Busfahrer?“, fragt Ibach.

170 Busfahrer sind bei den Remscheider Verkehrsbetrieben angestellt, weitere bei drei Fremdfirmen. Dass Busfahrer längst nicht mehr ein so attraktiver Beruf sei, läge zum einen am familienunfreundlichen Schichtdienst, aber auch an der Bezahlung mit Einstiegsgehalt zwischen 2500 und 2600 Euro, später einem Durchschnittsverdienst von 3300 und 3400 Euro, jeweils plus Zulagen.

Zwei Tage Stillstand am Busdepot in Neuenkamp: Verdi hat zum Streik in der Einkommensrunde 2023 aufgerufen.

Deutlich mehr Taxifahrten,aber alles dauert länger

Weil deutlich mehr Pkw auf Remscheids Straßen unterwegs waren, hatten die Taxi-Fahrer zu kämpfen. „Wir kommen schlechter voran“, sagt Armin Schötz, Geschäftsführer der Funk-Taxi-Vereinigung. So gebe es zwar wegen des Streiks deutlich mehr Aufträge, dauere aber länger, diese abzuarbeiten. „Tagsüber sind wir ohnehin mit allen Autos unterwegs, mehr geht leider nicht.“ Ihren Frust würden einige Fahrgäste bei den Telefonisten der Taxi-Vereinigung abladen. „Unglaublich, wie frech manche werden.“

Auch bei den Stadtwerken seien Beschwerden angekommen, sagt Armin Freund. „Aber das hält sich stark in Grenzen.“ Man habe sich bemüht, die Fahrgäste frühzeitig und über alle Kanäle zu informieren. „Dass jemand an einer Haltestelle gestrandet ist, kam meines Wissens nicht vor.“

Andauern soll der aktuelle Streik bis zum Betriebsende am Freitagabend, am Samstag sollen alle Busse wie gewohnt unterwegs sein. Anders als die Bahn, die nach Streiks immer ein paar Tage braucht, um in Fahrt zu kommen, könnten die Stadtwerke sofort loslegen, erklärt Freund: „Wir starten dann wie jeden anderen Morgen auch.“

Weitere Streiks

Vor der nächsten Verhandlungsrunde am 22./ 23. Februar ruft die Gewerkschaft Komba für Dienstag, 14., und Mittwoch, 15. Februar, zum nächsten Warnstreik auf. An diesen beiden Tagen sollen Beschäftigte und Azubis von Stadtverwaltung, TBR und EWR in den Ausstand treten.

Standpunkt von Sven Schlickowey: Ärgern erlaubt

sven.schlickowey@rga.de

Wer Glück hatte, stand nur im Stau. Andere traf es schlimmer und sie wussten gar nicht mehr, wie sie zur Arbeit, zum Arzt oder in die Schule kommen sollten.

Der Streik der Busfahrer wird viele Remscheider geärgert haben, doch so verständlich dieser Ärger auch ist, dürfen wir darüber nicht vergessen, welch hohes Gut das Streikrecht ist. Nicht umsonst ist das nicht einfach nur in einem Gesetz, sondern in unserer Verfassung verankert, genauer im Artikel 9. Dass manche Berufsgruppen mehr Chaos auslösen, wenn sie dieses Recht ausüben – das trifft ja nicht nur Busfahrer, sondern zum Beispiel Fluglotsen und Lokführer – kann man denen ja nicht zum Vorwurf machen.

Also: Ärgern über die Unannehmlichkeiten ist natürlich erlaubt. Es übertreiben aber nicht. Und den eigenen Ärger an den Streikenden – oder auch Taxi-Telefonisten – auslassen, schon zweimal nicht.

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