Inklusion
Neues Angebot: Spiel und Spaß – mit und ohne Rolli
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Sportbund Remscheid startet neues Angebot für alle Kinder ab vier Jahre.
Von Sven Schlickowey
Remscheid. Ob im Rollstuhl oder mit einer anderen Beeinträchtigung oder auch ohne: Das neue Bewegungsangebot des Sportbund Remscheid, das nächsten Monat startet, richtet sich ausdrücklich an alle Kinder ab vier Jahren. Jeweils donnerstags ab 16 Uhr kommen die jungen Teilnehmer und ihre Eltern in der Sporthalle Hackenberg in Lennep zusammen, um gemeinsam Geschicklichkeitsspiele, Fangen, Ballsport und andere Bewegungsspiele auszuprobieren. Vorerst seien fünf Termine vorgesehen, berichtet Sonja Robbe vom Sportbund. Ziel sei aber, dass daraus ein dauerhaftes Angebot wird.
Denn der Bedarf sei da, sagt Heike Kanter. Die erfahrene Übungsleiterin, selber Rollstuhlfahrerin, wird die neue Gruppe übernehmen. Vergleichbares gebe es bisher in der Region kaum, hat sie beobachtet: „Es ist schon schwer, für Erwachsene eine Rolli-Gruppe zu finden, die nicht sportartspezifisch ist, dafür muss man bis nach Ratingen oder Duisburg fahren.“ Offene Bewegungsangebot für Kinder, dazu noch gemischte Gruppen von Behinderten und Nicht-Behinderten, suche man gleich ganz vergebens. Wohl auch deswegen gebe es für das neue Angebot in Remscheid jetzt schon 14 Anmeldungen, sagt Sonja Robbe, auch aus Kürten und Bergisch Gladbach. „Ohne, dass wir bisher groß Werbung gemacht hätten“, wie sie betont.
Für die vorerst fünf Termine habe sie schon eine Menge Ideen, berichtet Heike Kanter. Fangspiele seien gut geeignet für inklusiven Sport, aber auch Basketball oder Schlagball, die „Mutter“ des Baseballs, könnten Fußgänger und Rollifahrer gemeinsam spielen. „Ich werde auch Rollstühle zum Ausprobieren mitbringen“, kündigt sie an. Gerade für Nicht-Behinderte eine besondere Erfahrung. „Es gibt ganz viele Spiele, die auch mit Kindern mit Beeinträchtigung funktionieren“, ergänzt Sonja Robbe. Die Schranken existierten meist nur im Kopf. Vor allem der Erwachsenen.
So dienen die Termine im April und Mai, um auszuprobieren, was funktioniert und bei den Kindern gut ankommt. Und um herauszufinden, ob daraus ein dauerhaftes Angebot wird. Wenn, soll es nicht beim Sportbund bleiben, erklärt Robbe. „Wir wollen die Vereine ermutigen, dass zu übernehmen.“ Die Hallenzeiten für die erste Gruppe seien zum Beispiel auch über den Mai hinaus gesichert. „Von unserer Seite aus können wir garantieren, dass es eine Fortsetzung gibt, wenn Interesse besteht“, sagt Sonja Robbe.
Dass es nun erstmal fünf erste Termine gibt, ist auch und vor allem Sandra Erdmann zu verdanken, die ein passendes Angebot für ihre Tochter suchte, die Sechsjährige sitzt im Rollstuhl. Als deren jüngerer Bruder mit Ballsport anfing, habe ihre Tochter auch so etwas ausprobieren wollen, erinnert sich Sandra Erdmann: „Aber es gab nichts Passendes.“ Also hängte sie sich ans Telefon und fragte sich durch. „Und dann hatte ich Glück, dass ich hier beim Sportbund gelandet bin.“ Das war im Sommer, kurz danach holte Sandra Robbe Übungsleiterin Heike Kanter mit ins Boot, zusammen organisierten sie das neue Angebot.
Ermöglicht wurde das nicht zuletzt vom Inklusionsrat, der bis vor kurzem noch Behindertbeirat hieß. Der habe dem Sportbund Geld für inklusive Projekte zur Verfügung gestellt, berichtet Sonja Robbe. „Aber wir waren uns einig, dass es etwas Handfestes werden soll, nicht die x-te Broschüre.“
Also schaffte man insbesondere Material für die neue Gruppe an. Gut investierte Geld, wie Friederike Pohl, die Vorsitzende des Inklusionsrates, meint. Vor allem weil sich das Angebot an ganz Junge und Behinderte wie Nicht-Behinderte richtet: „Gerade Kinder haben da ja keine Berührungsängste.“
Hintergrund
Termine/Anmeldung: Fünf Termine gibt es für „Kindersport für alle“, am 20. und 27. April sowie am 4., 11. und 25. Mai, jeweils 16 bis 17.30 Uhr. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung erforderlich: info@sportbund-remscheid.de
Rampen: Mit den Mitteln des Inklusionsrates hat der Sportbund auch drei Rampen angeschafft, die die Remscheider Vereine zum Beispiel für Vereinsfeste ausleihen können, um Rollstuhlfahrern den Zugang dazu zu ermöglichen.