Er frisst sich durch Papier
Schädling breitet sich aus: Wie gefährlich sind Papierfischchen?
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Vom Paketboten bis an die Tür geliefert: Schädling tritt seit der Pandemie verstärkt auch in Remscheid auf. Er ähnelt dem Silberfischchen - richtet aber größere Schäden an.
Von Lucas Hackenberg
Remscheid. Beim Durchstöbern des Buchregals ergibt sich auf einmal ein Bild der Verwüstung: Der Lieblingswälzer ist zerfressen, und liebgewonnene Fotos sind nicht mehr wiederzuerkennen. Der Grund dafür könnte Ctenolepisma longicaudata sein. Das unter dem deutschen Namen Papierfischchen geläufige Tierchen kommt ursprünglich aus tropischen Teilen der Erde – ist inzwischen aber auch bei uns immer häufiger zu finden.
Der Name kommt nicht von Ungefähr, ernährt sich der Schädling doch von fast allem, was aus Papier hergestellt wird. Weder Umzugskartons, noch wertvolle Dokumente oder eben Bücher sind vor den Papierfischchen sicher. Einzig gebleichtes Papier bietet dem Schädling keine Nahrungsquelle.
„Die Verbreitung der Papierfischchen ist inzwischen auch in unserer Region massiv angewachsen“, berichtet Jan-Philip Bruder, Inhaber der Firma Bruder Schädlingsbekämpfung mit Hauptsitz in Hückeswagen. Bis zu sieben Einsätze habe er pro Woche, wo sich alles um die Bekämpfung des Insekts dreht.
Insbesondere seit dem Boom der Onlinebestellungen während der Corona-Pandemie finde das 11 bis 15 Millimeter kleine Tierchen immer öfter den Weg in Wohnungen. Bei Temperaturen von mehr als 20 Grad fühlt es sich dabei besonders wohl. Gefährlich werden sie für den Menschen zwar nicht, wohl aber für alte Erinnerungsstücke und Dokumente mit hohem, persönlichem Wert.
Hoffnung auf Besserung der Situation sieht der Schädlingsbekämpfer nicht, eher das Gegenteil. Seit 2007 der erste Befall durch Papierfischchen in Deutschland bekannt wurde, schnellte die Zahl exponentiell nach oben, sagt der Schädlingsbekämpfer.
Eine Kontrolle von Paketen beim Öffnen vor der Haustür könne zwar helfen, sei aber keine Absicherung, dass nicht doch das ein oder andere Tierchen den Weg in die Wohnung findet. „Im Sommer lauern die Biester draußen unter Blumentöpfen. Die Wege ins Haus sind zahlreich“, berichtet der Fachmann. Zudem seien die Tiere eine invasive Art, Fressfeinde gebe es keine. All dies begünstige die massive Verbreitung von Papierfischchen.
„Eigentlich hat man kaum eine Chance, dem Befall vorzubeugen“
Im Gegensatz zu den bekannteren Silberfischchen sind ihre nahen Verwandten eher silbergräulich anstatt weißlich bis silbern. Außerdem besäßen sie Fühler, die so lang sind wie der Rest des Körpers, erklärt Jan-Philip Bruder. In Badezimmern und Kellern sind die Papierfischchen dabei eher selten anzutreffen, da sie Trockenheit bevorzugen. An Fußleisten oder unter Regalen sehe man die Schädlinge daher deutlich häufiger.
Gefährlich seien aber beide Arten für den Menschen nicht. „Bei vielen Leuten spielt der Ekelfaktor eine große Rolle, andere aber interessieren sich gar nicht großartig für den Befall“, berichtet der Schädlingsbekämpfer.
Insgesamt kann gründliches Durchsuchen der bestellten Pakete, ausgiebiges Saugen der eigenen vier Wände oder eine Verringerung der Raumtemperatur helfen, den Befall einzudämmen. Eine Garantie bietet aber auch das alles nicht, zu widerstandsfähig sind die Papierfischchen.
Sollte es zu einem Befall kommen, hat Jan-Philip Bruder allerdings einen guten Tipp: „Auf jeden Fall die Hausverwaltung informieren oder die Hausratsversicherung mit ins Boot holen. Das mindert zumindest einigen Ärger im Nachgang“, sagt der Schädlingsbekämpfer.
Das sagt die Wissenschaft
In den vergangenen Jahren ist der Befall von Papierfischchen deutlich gestiegen. Die Tiere, die zur gleichen Familie wie die Silberfische gehören, ernähren sich überwiegend von zucker- und stärkehaltigen Produkten – etwa von Leim oder der Cellulose des Papiers. Die Schädlinge können zwischen drei und acht Jahre alt werden. Der Ursprung der Fische gibt der Wissenschaft Rätsel auf. lho