„Radiologie im Dialog“

Röntgen: Seine Entdeckung bringt weiter rasanten Fortschritt

Über den rasanten Fortschritt in der Radiologie sprachen Prof. Marcus Katoh (l.) und Dr. Kai Schreiber.
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Über den rasanten Fortschritt in der Radiologie sprachen Prof. Marcus Katoh (l.) und Dr. Kai Schreiber.

Radiologe stellte medizinischen Wandel vor – Neues Gesprächsformat hatte Premiere.

Von Peter Klohs

Remscheid. Am 10. Februar jährte sich der Todestag des Entdeckers der Röntgenstrahlen, Wilhelm Conrad Röntgen, zum 100. Mal. Aus diesem Anlass hat die Stiftung seines Geburtshauses in der Gasse Gänsemarkt in Lennep die Veranstaltungsreihe „Radiologie im Dialog“ ins Leben gerufen. Für 2023 sind zunächst vier Veranstaltungen geplant.

Für die Premiere konnte Prof. Marcus Katoh gewonnen werden, ein namhafter Radiologe und Chefarzt des Instituts für diagnostische und interventionelle Radiologie im Helios-Klinikum Krefeld. Prof. Katoh gab dem kleinen, aber hoch interessierten Kreis von Besuchern einen Überblick seiner Arbeit und der Möglichkeiten einer hochtechnologischen Radiologie. Fragen und Anmerkungen der zwanzig Gäste waren jederzeit erlaubt und erwünscht.

Der Radiologe schilderte, vom Leiter des Röntgen-Geburtshauses Dr. Kai Schreiber sensibel und humorvoll befragt, eindrücklich den Fortschritt, den die Medizin insbesondere auf seinem Spezialgebiet in den vergangenen Jahren gemacht hat. „Das ist schon ein Quantensprung“, sagte der Mediziner. Und seine Schilderungen riefen in der Tat zum Teil unglaubliches Staunen bei den Zuhörern hervor. Der englische Schriftsteller Arthur C. Clarke hat einmal gesagt, dass jegliche hinreichend fortgeschrittene Technologie von Magie nicht mehr zu unterscheiden sei. Das scheint angesichts von Prof. Katohs Ausführungen nicht falsch zu sein.

Wie kleinste Risse in Organen behandelt werden

Er schilderte mehrere Beispiele, wozu moderne Radiologie in der Lage ist. „Früher“, berichtete der Mediziner, „musste bei einem Milzriss sofort das komplette Organ entfernt werden. Das ist heute nicht mehr so. Wir gehen mit einem Katheder, der nicht dicker als ein menschliches Haar ist, in der Leisten-Arterie in den Körper und führen den Katheder bis zur Milz. Dort sprühen wir eine Art medizinischen Kitt auf die Rissstelle und verschließen die Verletzung damit, ziehen den Katheder zurück – und das war’s.“

Auf gleiche Weise lässt sich das häufig bei älteren Männern auftretende Problem einer vergrößerten Prostata beheben. Durch den Katheder werden 200 Mikrometer Botenstoffe in die Vorsteherdrüse eingebracht, die diese dazu anregen, sich zu verkleinern. Prof. Katoh schilderte darüber hinaus die Vorgehensweise bei einem Schlaganfall. „Der Ursprungsort eines Schlaganfalls ist das Gehirn, und das ist eine völlig andere Nummer als eine Milz. Da gibt es Millionen Wege durch kleinste Nervenbahnen, um die betroffene Stelle im Gehirn zu erreichen und den störenden Verschluss zu entfernen. Diese Vorgehensweise können wir zuvor in einem Simulator erproben. Und sobald der Verschluss entfernt ist, sind sämtliche Symptome des Patienten auf der Stelle vorbei.“

Aber auch vergleichbar „harmlosere“ Krankheiten wie die sogenannte Schaufensterkrankheit oder Hämorrhoiden lassen sich mit dieser Methode schnell und nachhaltig heilen. Dass bei diesen Arbeiten auch Künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt werde, sei selbstverständlich und inzwischen Alltag in der medizinischen Arbeit.

Für die Zukunft prognostizierte der Radiologe, dass man bei Krebs an jeder Stelle innerhalb des menschlichen Körpers ziel- und punktgenau Chemotherapeutika einbringen könne. „Das wird eines Tages kommen“, sagte der Professor.

Allerdings, fügte er an, sei das Thema KI noch nicht ausgereift. „Aber die Entwicklung geht sprunghaft weiter.“ Wie der Mediziner berichtete, fasziniere ihn „das Abgefahrene“ an seiner Arbeit bis heute, obwohl er seit einigen Jahren die modernen Möglichkeiten der Radiologie nutze. „Es ist eine schöne Arbeit“, schloss Professor Katoh. Allerdings könnte die Radiologie etwas mehr Aufmerksamkeit erfahren, weil sie ein Querschnittsfach darstelle und in manchen Krankenhäusern über keine eigene Station verfüge.

Hintergrund

Die Veranstaltungsreihe „Radiologie im Dialog“ soll, so Dr. Kai Schreiber, Leiter des Röntgen-Geburtshauses, bei Themen mit einer großen Fallhöhe vermitteln und die Wissensunterschiede zwischen Experten und der interessierten Öffentlichkeit verkleinern. „Diese Unterschiede sind durch die sogenannten sozialen Netzwerke nicht kleiner geworden“, äußerte sich Dr. Schreiber. Das neue Gesprächsformat soll vierteljährlich stattfinden. Der nächste Dialog im Wintergarten von Röntgens Geburtshaus wird Mitte Mai stattfinden. Infos unter: roentgen-geburtshaus.de

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