Weihnachtstreff
Lenneper stürmen den Alten Markt
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Lust auf Nähe und Freude am Feiern: Beim Weihnachtstreff 2022 in Lennep gab es kaum ein Durchkommen mehr.
Von Peter Klohs
Remscheid. Mit Andrang hatte Lennep Offensiv gerechnet. Damit aber nicht. So voll wurde es am Wochenende auf dem Alten Markt in Lennep, dass es beinahe kein Durchkommen mehr gab. Der halbe Stadtteil schien auf den Beinen zu sein, um auf dem Lenneper Weihnachtstreff das nachzuholen, was in der Corona-Pandemie schmerzlich vermisst wurde: Nähe, Geselligkeit, Freude am Feiern.
Mit-Organisator Thomas Schmittkamp (Lennep Offensiv) war überwältigt: „Es ist ein sensationeller Erfolg. So viele Besucher hatten wir noch nie“. Im 15. Jahr läuft der Weihnachtstreff, hat einen Wechsel vom unteren auf den oberen Markt vollzogen. Mit dem Konzept, Essen, Trinken, Livemusik zu etablieren, hat Lennep Offensiv spätestens jetzt den Durchbruch geschafft. Für Schmittkamp auch eine Frage des historischen Ambientes der Altstadt: „Das ist unser Ass im Ärmel. Das ist unschlagbar.“
Umlagert waren die Stände mit warmen Getränken. Kein Wunder bei den Temperaturen. Der Glühwein war in Rot und Weiß zu bekommen, wahlweise mit einem Scharfmacher versehen. Da griffen nur noch die Hartgesottenen zum Weihnachtsbier. Dazu gab es ein reichhaltiges Speisenangebot - von der Currywurst bis zum Lummerfleisch und Schupfnudeln mit Speck. Wer es süß mochte, freute sich auf Elfenküsse. „Das Angebot auf unserem Weihnachtstreff ist sehr groß“, hielt Treff-Moderator Lothar Vieler fest.
Die Freundinnen Barbara und Gesine machten keine Kompromisse und erwärmten ihr Inneres mit einem Lumumba. „Das schmeckt nur bei diesen Temperaturen“, sagte die 24-jährige Gesine. Und Barbara ergänzte trocken: „Was soll man trinken, wenn es halb vier am Nachmittag saukalt ist?“
Neben einem tollen kulinarischen Angebot hatte der Verein Lennep Offensiv auf ein qualitativ hochwertiges Bühnenprogramm Wert gelegt. Zur Eröffnung am Donnerstagabend unterhielten das Lenneper Bläserensemble sowie die Poprock-Band Apex die vielen Besucher. Für Freitagabend war mit 12feetover eine richtig gute Coverband angekündigt worden. Ihr Auftritt entfiel, weil von sieben Musikern drei erkrankt waren. Aber die Band hatte Ersatz besorgt. Soundconvoy wie Optical Disaster rockten Samstag den rappelvollen Markt. „Das ist einer der wenigen Vorteile der heutigen Zeit“, bemerkte Vieler, „Das sind alles Bands, die wir uns in normalen Zeiten nie hätten leisten können.“
Auch die vielen kleinen Auftritte feierten die Lenneper beim Weihnachtstreff 2022. So die Kinder der Kita Ringstraße, die monatelang an ihrem Lied-Repertoire gefeilt hatten.
Am Ende eines geselligen Wochenendes schwelgten die Macher von Lennep Offensiv in Superlativen. „Das war kaum zu erwarten, wir sind richtig zufrieden.“
So war der Lenneper Weihnachtstreff




Im Sog des Weihnachtstreffs ist auch der Einzelhandel sehr gefragt
Auch er hatte seine liebe Mühe und Not, ein Fleischbrötchen mit Zwiebeln zu ergattern. „Es war brechend voll“, sagte Juwelier Stefan Koll und freute sich, denn auch am Sonntag standen früh viele Menschen vor seinem Schaufenster. Die Tage vor Weihnachten sind für die Einzelhändler die wichtigsten des Jahres.
Umso erleichterter waren die Kaufleute in der Lenneper Altstadt, dass ihnen der verkaufsoffene Sonntag zum Weihnachtstreff nicht von der Gewerkschaft Verdi kaputtgemacht wurde. „Die Menschen nutzen einen solchen Tag zum Stöbern. Viele Kunden entdecken uns da erst“, sagt Karin Scheidemann, Chefin im Geschenkeladen Kunterbunt in der Wetterauer Straße. Für den inhabergeführten Einzelhandel sei das aktuell von Krieg und Krise umso wichtiger. „Natürlich merken wir eine gewisse Kundenzurückhaltung.“
Voll war es im Modehaus Johann am Sonntagnachmittag. Mitarbeiterin Ute Köth beobachtete, was die Macher des Weihnachtstreffs, für die sich fünf Tage Auf- und Abbau voll rentiert hatten, aber auch die Einzelhändler spürten: „Die Leute haben nach Corona Nachholbedarf.“ Die Resonanz im Geschäft sei super: „Wir sind begeistert“, stellte Köth fest. Natürlich käme die Jahreszeit dem Verkauf entgegen: „Bei der Kälte gehen warme Sachen wie Pullover, Jacken und Schals sehr gut.“
Das Modehaus Johann hatte im Vorfeld seine Stammkunden extra angeschrieben und diese zu einem Glühwein und Plätzchen eingeladen. Was auch gut genutzt wurde. ric/ AWe
Standpunkt von Axel Richter: Von Verdi verschont
Die Lenneper Kaufleute zeigen sich erleichtert. Anders als noch zum Altstadtfest im September hatte ihnen die Gewerkschaft Verdi den verkaufsoffenen Sonntag dieses Mal nicht kaputtgemacht. Zum Weihnachtstreff durften sie ihre Läden öffnen und sich freuen über viele Kundinnen und Kunden, die zum Einkaufen und Stöbern kamen und die Geschäfte und ihre Inhaber kennenlernen mochten.
Wie wichtig die persönliche Ansprache angesichts der Online-Konkurrenz für den stationären Einzelhandel heute ist, haben die Gewerkschaftsfunktionäre im fernen Düsseldorf bis heute nicht begriffen. Umso anmaßender ist es freilich, dass sie Angestellte vor verkaufsoffenen Sonntagen zu beschützen vorgeben, die in großer Zahl gar nicht beschützt werden wollen.
Vielleicht sollte die Gewerkschaft mal das Gespräch mit den Kolleginnen und Kollegen im Einzelhandel suchen. Dann bekämen sie mit, wie sehr die Branche um ihre Existenz und damit um Arbeitsplätze zu kämpfen hat.