Größter Arbeitgeber

Vaillant nimmt neue Megafabrik in Betrieb - Was passiert mit Remscheider Standort?

Vaillants neue Fabrik im slowakischen Senica.
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Vaillants neue Fabrik im slowakischen Senica.

Remscheids größter Arbeitgeber Vaillant nimmt eine Megafabrik für elektrische Wärmepumpen im slowakischen Senica in Betrieb.

Von Sven Schlickowey

Remscheid. Remscheids größter Arbeitgeber Vaillant nimmt eine Megafabrik für elektrische Wärmepumpen im slowakischen Senica in Betrieb. Ab Mai sollen auf dem rund 100.000 Quadratmeter großen Areal bis zu 300.000 Wärmepumpen pro Jahr gebaut werden. Damit verdoppelt Vaillant seine Produktionskapazität für Wärmepumpen auf einen Schlag - die Produktionslinien in Remscheid, Frankreich und Großbritannien bleiben erhalten.

„Mit dem Start der neuen Megafabrik treiben wir die Transformation der Vaillant Group zu einem führenden Hersteller von Wärmepumpen weiter voran“, sagt Norbert Schiedeck, Vorsitzender der Geschäftsführung der Vaillant Group. Das Unternehmen trage damit dazu bei, die „Wärmewende in Europa erfolgreich zu gestalten und das EU-Ziel von zehn Millionen neu installierten Wärmepumpen bis 2027 zu realisieren“.

Negative Auswirkungen auf das Remscheider Stammwerk seien damit nicht verbunden, versichert Unternehmenssprecher Dr. Jens Wichtermann auf RGA-Nachfrage. Vaillant werde auch in Zukunft weiter investieren – auch und vor allem in den Remscheider Standort. Die Entscheidung, das neue Werk im Westen der Slowakei zu bauen, hänge vor allem mit dem enormen Platzbedarf für die Megafabrik zusammen.

Vaillant profitiert stark von der Energiewende

Vaillant, 1874 in Remscheid von Johann Vaillant als Handwerksbetrieb gegründet, gehört zu den großen Profiteuren der Energiewende. Der Vorstoß von Wirtschaftsminister Robert Habeck, Heizungen mit fossilen Brennstoffen zu verbieten, und sein angekündigtes milliardenschweres Förderprogramm für alternative Heiztechniken dürften diesen Effekt zuletzt noch mal verstärkt haben.

Das Remscheider Unternehmen, das weltweit rund 18.000 Menschen beschäftigt, davon mehr als 3000 am Stammsitz, stieg schon vor Jahren aus der Entwicklung von Ölheizungen aus. Stattdessen konzentrierte man sich auf die Weiterentwicklung von Gas-Brennwertgeräten und alternativer Techniken wie Blockheizkraftwerke, Wasserstoff-Heizgeräte und vor allem Wärmepumpen.

In diesen Bereich habe man seit 2016 fast eine Milliarde Euro investiert, heißt es in einer Mitteilung: „Schwerpunkt war die Erweiterung von Produktionskapazitäten am Unternehmenshauptsitz in Remscheid sowie den Fertigungsstandorten in Frankreich, Großbritannien und der Slowakei. Im selben Zeitraum hat das Unternehmen auch seine Forschungs- und Entwicklungskapazitäten deutlich erhöht und das Produktportfolio im Bereich Wärmepumpen vergrößert.“ Abhängig von der Entwicklung des Marktes seien in den kommenden Jahren Investitionen „in Höhe von bis zu einer weiteren Milliarde Euro“ geplant.

Wärmepumpen entziehen unter Einsatz elektrischer Energie Wärme aus der Umgebungsluft, um damit Gebäude zu heizen – das technische Prinzip ist das gleiche wie bei einem Kühlschrank, nur umgekehrt. Insbesondere wenn der notwendige Strom aus regenerativen Quellen stammt, also zum Beispiel von einer Photovoltaik-Anlage, seien Wärmepumpen da, wo ihr Einsatz möglich ist, häufig die beste Lösung, um klimafreundlich zu heizen, hatte Vaillant-Pressesprecher Wichtermann schon im September im Gespräch mit dem RGA erklärt.

Wegen der vergleichsweise geringeren Vorlauftemperatur galt die Wärmepumpe anfangs vor allem als Lösung für Neubauten, am besten in Kombination mit einer Fußbodenheizung. Inzwischen sind aber auch Geräte verfügbar, die bis zu 75 Grad erreichen und damit auch im sanierten Altbau eingesetzt werden können. Darunter die Arotherm Plus von Vaillant, die sich schnell zum Verkaufsschlager entwickelte.

So setzt zum Beispiel auch die Remscheider Gewag bei der Sanierung der kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gebauten Mehrfamilienhäuser am Agnes-Miegel-Weg auf Vaillant-Wärmepumpen in Kombination mit einer Solar-Anlage. Einen Gasanschluss hat keines der Häuser mehr nach der Sanierung.  

Hintergrund

Die Vaillant Group unterhält zehn Standorte für Entwicklung und Produktion weltweit, davon drei in Deutschland. In Remscheid ist nicht nur das Stammwerk angesiedelt, sondern seit 2020 auch das Johann Vaillant Technology Center als Zentrum der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten des Unternehmens, das sich bis heute in Familienbesitz befindet.

Standpunkt von Sven Schlickowey: Bauen und Einbauen

sven.schlickowey@rga.de

Mehr als eine halbe Millionen Wärmepumpen kann Vaillant dank der neuen Fabrik in der Slowakei zukünftig pro Jahr liefern – und die werden auch benötigt, wenn die Energiewende gelingen will. Nur um das noch mal klarzustellen: Dabei geht es ausschließlich darum, bei Neubauten oder einem ohnehin anstehenden Austausch auf eine klimafreundliche Technik umzustellen. Niemand kommt vorbei, um die alte Gas- oder Öl-Heizung aus dem Keller zu reißen.

Einen Haken hat das Ganze aber trotzdem, denn die Wärmepumpen müssen nicht nur gebaut, sondern auch eingebaut werden. Und dafür fehlen nach Schätzungen jetzt schon 60 000 Fachhandwerker in Deutschland. Man könnte also sagen, dass Engagement von Vaillant nützt wenig, wenn niemand mehr eine Ausbildung zum Installateur machen will. Kann man den Jugendlichen, die etwas für die Umwelt tun wollen, ja auch mal mit auf den Weg geben..

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