Kriegsflüchtlinge
Krieg in der Ukraine: Die Solidarität ist größer als die Angst
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Stadt sucht Wohnungen für Frauen und Kinder. Johanniter halten zur Not 400 Betten bereit.
Von Axel Richter
Remscheid. Am Donnerstag nächster Woche werden in Remscheid keine Sirenen heulen. Das NRW-Innenministerium hat seinen für den 10. März geplanten Warntag abgesagt. Die Katastrophenhelfer werden deshalb nicht wie in vergangenen Jahren mit ihren mobilen Sirenen ausrücken, um Alarm zu geben. Remscheider Feuerwehr will 14 Sirenen aufbauen. Doch die Solidarität scheint größer zu sein als die Angst. Denn vor allem sind Hilfsangebote, die weiterhin im Rathaus eingehen. Nachbarschaften, Firmenbelegschaften, Vereine und Privatpersonen wollen sich am Wochenende auf den Weg zur deutsch-polnischen Grenze machen, um die Menschen, die dort ankommen, mit Hilfsgütern aus ihren Transportern zu versorgen.
Alle, die gezielt Hilfe leisten wollen, sollten Geld spenden.
„Ich kann das Bedürfnis, Hilfe leisten zu wollen, verstehen“, sagt Barbara Reul-Nocke (CDU). Die Rechtsdezernentin der Stadt Remscheid, die an der Spitze einer Koordinierungsgruppe die Hilfe für die Flüchtlinge aus der Ukraine steuert, rät jedoch zu etwas anderem: „Alle, die gezielt Hilfe leisten wollen, sollten Geld spenden.“ Zum Beispiel auf das Konto des Evangelischen Kirchenkreises zugunsten der Diakonie Katastrophenhilfe. Die Organisationen wissen, was vor Ort gebraucht wird.
Stadt Remscheid sucht Unterkünfte
„Auch wir in Remscheid werden erst dann zu Sachspenden aufrufen, wenn wir wissen, woran es mangelt“, sagt Barbara Reul-Nocke. Derzeit ist ihre Koordinierungsgruppe noch damit beschäftigt, für die Menschen ein Dach über dem Kopf zu finden. Mit Hilfe der Gewag sucht die Stadt nach Wohnungen. Überwiegend erwartet sie Frauen und Kinder, dazu alte Menschen. Sie sollen möglichst nah beieinander untergebracht werden, so dass sie sich besuchen können. Bei zusätzlichem Bedarf soll eines der Heime reaktiviert werden.
Für die Kinder braucht es Kitaplätze und Plätze in Schulen. Die Menschen brauchen Betreuung und medizinische Versorgung. Die Impfquote gegen Corona – auch diese Krise ist noch nicht beigelegt – liegt in der Ukraine gerade bei 35 Prozent. Auch das will bedacht sein. Bei allem setzt die Stadt Remscheid auf die Ehrenamtler, die schon einmal wichtige Arbeit vor Ort geleistet haben. In und nach der großen Flüchtlingsbewegung 2015/16 trugen sie maßgeblich zu einer menschenwürdigen Aufnahme und auch Integration der Menschen bei.
Aktuell ist die mit etwas mehr als 160 Menschen kleine ukrainische Gemeinde in Remscheid nur um 30 Personen angewachsen. Es sind Flüchtlinge, die bei Verwandten untergekommen sind. Die Europäische Union will allen Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine ohne Einzelfallprüfung den Aufenthalt für zunächst drei Jahre erlauben. Die Menschen sollen in dieser Zeit auch arbeiten dürfen.
Flüchtlinge: Verfahren soll besser ablaufen als 2015
Wichtig: Anders als 2015 soll es diesmal ein geordnetes Verfahren geben. Das heißt, jeder Flüchtling wird registriert, bevor er einer Kommune in Deutschland zugewiesen wird. „Ich bin sehr froh, wenn es genauso kommt“, sagt die Rechtsdezernentin. Es gibt Städte, da ist es dennoch bereits anders gelaufen. „Da wurden Menschen mit dem Reisebus vor dem Rathaus abgesetzt“, berichtet Barbara Reul-Nocke.
Ob, wann und wie viele Flüchtlinge in Remscheid zu erwarten sind, weiß nach wie vor niemand. Sollten alle Kapazitäten nicht ausreichen, könnte die Stadt auch auf Notbetten zurückgreifen. Sie hat selbst welche im Bestand. Darüber hinaus hält das Johanniter-Unfall-Hilfe in Remscheid Feldbetten, Decken und Hygieneartikel in größerer Stückzahl vor.
An der Steinberger Straße unterhält die Hilfsorganisation ihr Zentrallager für ganz NRW. Von dort könnten die Johanniter 400 Feld- und Etagenbetten in jede Kommune transportieren. Mit ihren Gulaschkanonen und Lebensmitteln wären sie in der Lage, bis zu 250 Personen rund um die Uhr zu versorgen. Ob in Remscheid oder jeder anderen Stadt des Landes, sagt Johanniter-Sprecherin Saskia Koll: „Unsere Katastrophenschutzeinheiten sind auf alles vorbereitet.“
Informationen
Wer helfen möchte, kann das mit einer Spende an den Evangelischen Kirchenkreis Lennep tun.
www.kirchenkreis-lennep.de
Wer sich darüber informieren möchte, welche Hilfe aktuell gebraucht wird, wendet sich an die Stadt Remscheid. Informationen gibt es unter der E-Mail-Adresse
ukraine@remscheid.de
Gegenwärtig befinden sich zahlreiche Hilfsorganisationen in und an den Grenzen zur Ukraine im Einsatz. Die Hilfsmaßnahmen reichen von Feldküchen über Notunterkünfte bis zur Medikamentenversorgung. Eine Liste seriöser Organisationen gibt es hier.