Diebstahl
Staatsanwalt will den Gänsedieb anklagen
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Die Polizei hat den Fall abgeschlossen: Die Figur soll im Frühling neu verschraubt werden.
Von Axel Richter
Remscheid. Für die Polizei ist der Gänsedieb gefasst und der Fall damit erledigt. Die Staatsanwaltschaft wird nun entscheiden, ob sie Anklage erhebt gegen den Mann, der die in drei Teile zerlegte Gans vom Gänsemarkt einem Schrotthändler angedreht hatte. Auf Hehlerei, Diebstahl oder beides lautet der Vorwurf.
Was dem mutmaßlichen Dieb dafür blüht, wird das Amtsgericht entscheiden und hängt von vielen Faktoren ab. Unter anderem auf die Einlassung des Angeklagten. Zeigt er Reue, wirkt sich das strafmildernd aus. Weist er die Schuld einem großen Unbekannten zu, den es gar nicht gibt, ist das Gegenteil der Fall. Auch geht es um den Wert der Beute. „Die Gans vom Gänsemarkt ist ein Kunstwerk“, stellt Staatsanwalt Wolf-Tilman Baumert fest. „Es ist ein Unterschied, ob jemand ein Kunstwerk klaut oder ein Stück Metall.“
„Es ist ein Unterschied, ob jemand ein Kunstwerk klaut oder Metall.“
Ein bloßes Stück Metall ist die Gans freilich nie gewesen. Geformt hatte die Figur aus Bronze der Keramikdesigner Rainer Aepfelbach aus Freusburg in Kirchen an der Sieg. Und zwar nach historischem Vorbild. Denn 2018 war die Gans vom Gänsemarkt schon einmal gestohlen worden. Sie tauchte nicht wieder auf. Ihre Nachfolgerin schon.
Das kam so: In der Nacht vom 17. auf den 18. November vergangenen Jahres hatte sich der Dieb an dem Kunstwerk zu schaffen gemacht. Das ist mit Spezialschrauben am Brunnen befestigt. Um sie zu lösen und die Gans mitzunehmen, musste der Täter ebenfalls über Spezialwerkzeug verfügen. Wie aber lässt sich eine solche Figur zu Geld machen? So wie der Lenneper Gänsedieb jedenfalls nicht. Denn der zerlegte die Figur in drei Teile und marschierte damit zum nächsten Schrotthändler. Doch der hatte in der Zeitung vom Gänsediebstahl gelesen. Also drückte er dem mutmaßlichen Dieb in Summe 80 Euro in die Hand und informierte danach die Polizei, die den Mann danach stellte.
Wann es zum Prozess kommt, bleibt abzuwarten. Noch liegen die Ermittlungsergebnisse der Polizei bei der Staatsanwaltschaft. „Wir vertrauen auf den Rechtsstaat“, sagt Dr. Gerhard Wollnitz, zweiter Vorsitzender des Vereins Lennep Offensiv, der sich um die Pflege der Wasserspiele im Stadtteil kümmert.
Auf den Schäden, die der Dieb hinterlassen hat, bleibt der Verein sitzen. Ehrenamtlichem Engagement ist es zu verdanken, dass sie gering bleiben. Eberhard Sprenger, seines Zeichens Werkzeugmachermeister, stellte die Gans im Ganzen wieder her.
Im Frühjahr, wenn die Brunnen wieder fließen sollen, will er die Gänsefüße erneut mit Spezialschrauben auf dem Brunnenrand fixieren. Die braucht die Gans übrigens, damit sie abgeschraubt und gereinigt werden kann. Denn auch das soll es geben: üble Gestalten, die der Gans den wasserspeienden Schnabel verstopfen.