Betreuung

Sozialarbeit hält in den Kitas Einzug

Die Sozialarbeit in ihren Kindertagesstätten erfüllt sie: Holger Prinz (Henkelshof) und Daniela Kamps (Paulstraße).
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Die Sozialarbeit in ihren Kindertagesstätten erfüllt sie: Holger Prinz (Henkelshof) und Daniela Kamps (Paulstraße).
  • Andreas Weber
    VonAndreas Weber
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Holger Prinz, Daniela Kamps und Rosy Caruana unterstützen Familien und entlasten die Erzieher.

Remscheid. In Schulen ist die Sozialarbeit längst etabliert, in Kindertagesstätten noch im Kommen. Kita-Abteilungsleiter Peter Nowack befasste sich im Jugendamt erstmals Ende 2019 mit dem Thema, im Oktober 2020 trat Daniela Kamps in der Paulstraße eine für Remscheid neue Stelle an. Sie unterstützt hilfsbedürftige Familien, entlastet Erzieherinnen abseits des Alltags in den Gruppen.

Die heute 37-Jährige brachte beste Voraussetzungen mit. Sie kommt aus der Schulsozialarbeit in Münster. Nachdem sie die Liebe nach Remscheid verschlagen hatte, gelangte sie über eine Kita in Bergisch Born zum Kremenholl. Die Paulstraße zählt mit Sedanstraße, Henkelshof und Holscheidsberg zu den vier städtischen Einrichtungen, an denen sich die Kita-Sozialarbeit mit unbefristeten Stellen langfristig etablierten soll. Nach mehr als zwei Jahren bereut Kamps ihre Entscheidung in keiner Weise. „Der Bedarf ist enorm gestiegen. Wir sind eine ideale Unterstützung für Familien, Erzieherinnen und Erzieher, fachlich wie emotional.“

Ihr Kollege Holger Prinz (Kita Henkelshof) ergänzt: „Die Lebensumstände in der Gesellschaft haben sich geändert. Viele Eltern sind beide berufstätig. Was früher die Familie abfederte, übernehmen heute die Kitas.“ Dort geht das Personal auf dem Zahnfleisch.

Prinz, 55 Jahre alt, seit 1992 Erzieher und seit 1997 bei der Stadt, musste sich mit der Idee anfreunden, die Gruppenarbeit aufzugeben und sich für die Sozialarbeit zu bewerben. Mittlerweile geht er in seiner Aufgabe als Ratgeber auf: „Wir sind die Ansprechpartner, wenn Eltern persönliche Probleme haben, bauen Vertrauensverhältnisse auf“, sagt der Erzieher. Für sein neues Tätigkeitsfeld sattelte er eine halbjährige Zertifizierung als Elternbegleiter drauf.

Die Sozialarbeiter unterstützen bei Behördengängen und Arztbesuchen, springen bei Sprachbarrieren ein, helfen beim Ausfüllen von bürokratischen Formularen oder erläutern, wie sich Essensgeld nach Bildung und Teilhabe (BuT) beantragen lässt. Unterstützung, die gerade Zugewanderte dringend benötigen. „Wichtig ist, dass wir für alle Eltern da sind“, betont Prinz.

Herausforderungen in den drei Kitas sind unterschiedlich

„Auch bei finanzieller Not bringen wir uns ein. Wenn es in Familien an Möbeln oder Kleidung fehlt, schauen wir, ob wir Geld akquirieren können, vermitteln zum Beispiel an den Kinderschutzbund oder die ‚Notbremse‘ der Caritas“, fügt Daniela Kamps hinzu. In ihren Einrichtungen sind Kamps, Prinz und Rosy Caruana (Kita Sedanstraße) bekannt. In Elterncafés präsentieren sie sich und ihre Arbeit. Als Erzieher, Sozialpädagogin und staatlich anerkannte Kindheitspädagogin (Caruana) kommen alle drei über eine unterschiedliche berufliche Vorbildung. Am Holscheidsberg ist die Stelle derzeit ausgeschrieben.

In allen Häusern stellen sich die Sozialarbeiter unterschiedlichen Herausforderungen, je nach Bedarf. Daniela Kamps geht jede zweite Woche in eine Gruppe, um die 80 Kinder individuell zu fördern. Ebenso widmet sie sich konzeptioneller Arbeit wie der Vorbereitung eines internen fachlichen Austausches am Freitag in der Paulstraße zum Thema „hochbelastete Kinder“.

Holger Prinz ist im Kita-Restaurant mittags anzutreffen, wo die 85 Kinder ihre Mahlzeiten selbstbestimmt einnehmen. Neben Struck ist der Henkelshof die einzige städtische Einrichtung mit den räumlichen Voraussetzungen für diese partizipatorische Maßnahme, bei der die Kleinen eigenständig festlegen, was und wie viel sie in ihrer Kita-Gastro essen.

Ganz raus aus ihrem früheren Job ist keiner von ihnen: Weil die Sozialarbeiter in den normalen Personalschlüssel ihrer Einrichtung gebettet sind, müssen sie, wenn Not herrscht, zwischendurch in den Gruppen einspringen.

Ohne Landeshilfe geht es nicht

Wenn die Kita-Sozialarbeit über die vier geschaffenen Stellen hinaus ausgebaut werden soll, deutet der städtische Kita-Koordinator Peter Nowack an, bedarf es eine Mitfinanzierung durch das Land. In deren Programm „kinderstark – NRW schafft Chancen“ taucht Kita-Sozialarbeit auf. Diese wäre als „aufsuchendes Angebot“ denkbar, „um den Zugang zu Familien in belasteten Lebenssituationen wie Armut oder Neuzuwanderung zu verbessern und sie zu unterstützen“.

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