Buchenwald
Rögy-Schüler an Ausgrabungen in ehemaligem KZ beteiligt
aktualisiert:
- 0 Kommentare
-
Feedback
schließen
- Weitere
„Verfolgungsgeschichte(n)“ führte zwölf Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrern in die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar.
Von Peter Klohs
Remscheid. Im Röntgen-Gymnasium beschäftigt sich der Projektkurs Q2 auf besondere Weise mit Geschichte und Sozialwissenschaften. „Verfolgungsgeschichte(n)“ führte zwölf Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrern Stefanie Pirags und Alexander Gropper in die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar. Gegenstand der Kursfahrt waren unter anderem Ausgrabungen auf der ehemaligen Müllhalde des KZ und die anschließende Bearbeitung der Funde in der Restaurierungswerkstatt. Die Ergebnisse dieses Projekts werden nun der Öffentlichkeit in der Ausstellung „Spuren. Objekte. Erinnerung.“ vorgestellt.
Zur Ausstellungseröffnung im Röntgen-Gymnasium präsentierten die Schüler die Fundstücke und verwoben deren Geschichte mit der des Konzentrationslagers. Ihre Präsentation wurde durch diverses Fotomaterial unterstützt, dessen Direktheit und Ungeschöntheit nur schwer zu ertragen war.
„Das Projekt hat mich verändert.“
Die bloßen Fakten reichen für eine Gänsehaut völlig aus: Das Häftlingslager war 400 000 Quadratmeter groß und von dreieinhalb Kilometer elektrisch geladenem Stacheldrahtzaun umgeben. Im bei Kriegsende größten Konzentrationslager im Deutschen Reich wurden knapp 300 000 Menschen inhaftiert und etwa 56 000 ermordet. Ein ehemaliger KZ-Insasse, der Österreicher Benedikt Kautsky, sagte in einer Erinnerung: „Es ist falsch, wenn man sagt, dass sich alle Konzentrationslager gleichen. Jedes ist anders, und das Lager Buchenwald von 1937 ist ein anderes als das von 1945.“
Die Ausgrabungen der Schüler fand auf klassische Weise statt: Spaten, gelbe Handschuhe, Anstrengung. Es wurden viele unterschiedliche Gegenstände aus diversen Lebensbereichen gefunden, katalogisiert, gereinigt und nun ausgestellt.
Von der Ernährung im Konzentrationslager wurde ein Löffel, eine Schüssel und ein Porzellangefäß gefunden. Schüsseln waren extrem wichtig für das Überleben im Lager, denn ohne gab es keine Nahrung für die Insassen. Hunde hatten im Lager ein besseres Leben als die Häftlinge.
Mit dem Fund einer Zahnpastatube, einem Schild mit der Aufschrift „Häftl. Krankenbau hyg. Kontrolle“ sowie einem Rasierhobel wurde die Hygiene im Lager thematisiert. „Hygiene war enorm wichtig“, so die Schüler, „um gegen die äußere und innere Verwahrlosung anzugehen. Sie fand jedoch so gut wie nicht statt.“ Die Fotos erzeugen pures Entsetzen. Auch die ausgestellten Fläschchen für Fleckfieberexperimente und das Armband eines Menschen auf einem sogenannten Todesmarsch mit der Zahl „20007“ führen zu großer Betroffenheit bei den Betrachtern.
Zudem wurden persönliche Gegenstände der KZ-Insassen bei den Ausgrabungen gefunden. So gehören eine schwarze Brille und ein Namensschild („Henri Hanterel, 5.8.20, Paris“) zur Ausstellung.
Wie die Lehrer Stefanie Pirags und Alexander Gropper erzählen, sei diese Auseinandersetzung mit Geschichte besonders. „Das ist eine ganz andere Herangehensweise an dieses dunkle Geschichtskapitel“, sagt Gropper „weil man viele gefundene Gegenstände Menschen zuordnen kann.“ In der einen Woche des Besuches im KZ Buchenwald passiere etwas mit der Gruppe, berichtet Stefanie Pirags. Schüler Melvin Feuerstein ergänzt: „Das Projekt hat mich und meine Ansichten verändert“, sagt er. „Die Nazi-Zeit war mehr als grausam und unmenschlich und hat meine Sichtweise auch politisch verändert.“ Melvins „Buchenwald-Foto“, von ihm selbst fotografiert, zeigt den Spruch „Jedem das Seine“, allerdings spiegelverkehrt, von innerhalb des KZ fotografiert.
Ausstellung
Lehrerin Stefanie Pirags bittet Interessierte, die sich die Ausstellung in den kommenden 14 Tagen anschauen möchten, um Kontaktaufnahme: Tel. (0 21 91) 46 45 3 30. stefanie.pirags@roentgengymnasium.de