RGA vor Ort
Der Hasten ist als Wohnort äußerst attraktiv
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Der geschichtsträchtige Ortsteil hat eine gute Infrastruktur, beste Einkaufsmöglichkeiten im Zentrum und viel Grün im Umfeld
Remscheid. Gesundheitliche Gründe werden Bezirksbürgermeister Otto Mähler und seine Frau absehbar zwingen, ihr Haus am Steinberg aufzugeben und Ebenerdiges ohne Treppensteigen zu suchen. „Wenn ich wegziehe, käme nur der Hasten als neuer Wohnort in Frage“, sagt Mähler. Die Wertschätzung kommt aus einem Munde eines Kommunalpolitikers, der die Stärken des Ortsteils bestens einschätzen kann.
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Der Hasten gehört zu Alt-Remscheid, führt aber mit seiner exzellenten Infrastruktur ein Eigenleben. Eine lange Geschichte zementiert diese Selbstständigkeit. Der Name geht – 1312 erstmals erwähnt – zurück auf die Hofschaft Hasten. Die Alte Straße, der der dort lebende Pfarrer Hans Jürgen Roth ein Buch widmete, gilt als Keimzelle. Zinspflichtig sollen den Herren von Berg die „13 Hastener Höfe“ gewesen sein. Der alte Hof Hasten stand als Sammelbegriff für Hasten, Feld, Büchel, Gerstau, Hütz, Holz, Hölterfeld, Rath, Ibach, Breitenbruch, Platz, Clemenshammer.
Im Mittelalter landwirtschaftlich geprägt, tauchte 1461 Eisengewerbe auf. Es folgten Schmiede- und Schleifermeister im 17./18. Jahrhundert. Ein paar Jahrzehnte nach der Zeit, als Hasten seine eigene evangelische Kirche erhielt und der Begriff „Filiale“ sich im Volksmund festsetzte, läutete Erfinder Richard Lindenberg eine Revolution ein.
Die Edelstahlwerke Lindenberg bauten 1906 den ersten industriell genutzten Elektrostahlofen der Welt, Grundlage aller modernen Elektrostahlöfen und heute im Werkzeugmuseum zu besichtigen. Neben Handwerkzeugen wurden Maschinenwerkzeuge produziert. „Auch Schlittschuhe, Kaffeemühlen, Beschläge, Winden, Ambosse, Scharniere und Hunderte anderer Produkte aus Stahl wurden vom Hasten über den wachsenden Außenhandel in die Welt exportiert“, berichtet Stadtführer Klaus R. Schmidt seinen Zuhörern. „Der Hasten hat was“, räsoniert der Ortskenner.
Im Zweiten Weltkrieg von Bomben weitgehend verschont, weist der Hasten viele prächtige, herrschaftliche Häuser in seinem Ortsbild auf. Es ist eine gut situierte Wohngegend. Über 80 Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Bernd Quinting (CDU), in der Moltkestraße groß geworden, setzt sich als Ortspolitiker seit Jahrzehnten für die Belange seines Hasten ein. „Es hat einen hohen Wohnwert mit guter Verkehrsanbindung und viel Grün, das oft hinter den Häusern beginnt“, findet Quinting.
Andrea Jakob-Pannier, Vorsitzende von Hasten für Hasten und neben der IG Hasten eine der beiden großen Vereinsstützen des Ortslebens, bestätigt dies. „Man ist schnell zu Fuß im Stadtpark, aber auch in der anderen Richtung im Gelpetal.“ Der Hasten habe alles, was das Herz begehre, sagt die 2005 mit ihrem Ehemann Rene in die Büchelstraße Zugezogene. Alles sei fußläufig erreichbar. Von der Apotheke bis zu Arztpraxen.
Aldi zieht von Hammesbergerstraße hoch an die Hastener Straße
Der Hasten hat die größte Kita Remscheids, das „Waldkrönchen“ in der Arturstraße und den „Methusalem unter Remscheids Häusern“ am Büchel. Wie Mähler erfüllt Quinting vor allem die Einzelhandelsversorgung mit Stolz. Nach 2007 entstanden an der Königstraße Edeka und Lidl, später der Getränkemarkt. Um die Ecke in der Hastener Straße haben sich auf dem ehemaligen Honsberg-Lamb-Gelände 2018 ein Netto, Denn´s Biomarkt und der Fressnapf angesiedelt. „Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Kundschaft kommt von außerhalb“, beobachtet Quinting. Es wird noch besser kommen.
Zum Gesundheitsamt wandert der Aldi hoch, verlässt seinen ungeliebten Standort im Tal in der Hammesberger Straße. Nach Hin und Her hat der Rat im Juni den Weg freigemacht für ein Vorhaben der Investoren Schlösser & Dorn, die auf der ehemaligen Parkfläche von Honsberg & Lamb in der Hastener Straße 23a bauen. Ins Erdgeschoss kommt der Aldi mit 800 qm Verkaufsfläche, im Obergeschoss entsteht eine Parkpalette mit 68 Plätzen, aufgeständert darüber 560 qm für sechs Wohnungen.
Das Stadtteilfest findet statt
Es hapert in Hasten an Neubaugebieten. Der Baumschulenweg, der am Dienstag in der RGA-Sommerserie aufgegriffen wird, ist seit einer Ewigkeit ohne Ergebnis im Gespräch, die große Fläche des norddeutschen Projektentwicklers Migiel Ros an der Ecke Richard-/Arturstraße wurde bislang von der Verwaltung blockiert. Spannend ist das Vorhaben von Fliesenleger und Investor Bedriqerim Jashari, der die alte Sägenfabrik Richard Felde im Herzen des Hasten bis 2024 entkernen und 14 Wohnungen entstehen lassen will.
Dass der Eingang zur Werkzeugtrasse in der Hastener Straße 45 versteckt liegt und nicht herausgeputzt wird, bleibt den Bezirkspolitikern ein Dorn im Auge. Bewegung gibt es in der heruntergekommenen Immobilie, die den Lindenberg-Platz schäbig aussehen lässt. Ein Teil ist verkauft, die neue Eigentümerin will alles aufwerten. Erster Schritt: das Eckgebäude Hastener Straße 42 erhält eine Fassadensanierung in schieferähnlicher grauer Farbe, bei der die Holz- und Stuckornamente rund um die Fenster und Dachkanten erhalten bleiben. Dem stimmten die BV Alt-Remscheid und der Bauausschuss zu.
Serie
Mit Neubaugebieten tut sich der Hasten schwer. Warum es am Baumschulenweg nicht klappte und wie es mit dem Projekt an der Ecke Richard-/Arturstraße weitergehen könnte, beleuchtet Axel Richter in seinem Artikel, in dem es um Wohnen in Hasten geht.