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Netzwerk setzt sich für Kinder psychisch kranker Eltern ein
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Diese Angebote gibt es.
Remscheid. Die Mama ist in letzter Zeit so komisch drauf, erzählt Lucie. „Manchmal schafft sie es gar nicht, uns zu wecken.“ Auch Lukas kennt diese „komischen Situationen“ von zu Hause - wenn Papa mal wieder zu viel Bier getrunken hat. „Aber wenn ich dann auf meinem Xylofon spiele, fühle ich mich gut. So hat jeder etwas, was einem guttut“, sagt Lukas.
Lucie und Lukas sind die Hauptdarsteller im neuen Film des „Remscheider Netzwerks Kleine Helden“ über Sucht und psychische Belastungen in der Familie. Produziert wurde er recht aufwendig von Samy Challah, einem Puppenbauer, Zeichner und Schauspieler, der laut dem Netzwerk aus Radevormwald stammt und BMW oder die ARD zu seinen Kunden zählt. Das Drehbuch lieferten die Akteure des „Netzwerks Kleine Helden“ selbst. Sie setzen sich für Kinder von psychisch kranken und suchtkranken Eltern in Remscheid ein. Der RGA unterstützte das Netzwerk bereits in der Vergangenheit mit seiner Wohltätigkeitsaktion Helft uns helfen. Wir klären auf.
Das Netzwerk: Hier arbeiten seit 2011 Fachkräfte unterschiedlicher Berufsgruppen zusammen, um auf die Situation und die Bedürfnisse von Kindern psychisch kranker und suchtkranker Eltern aufmerksam zu machen und die Lebenssituation der Kinder nachhaltig zu verbessern - unter anderem mit konkreten Angeboten für Kinder und Jugendliche sowie für Fachkräfte. Zudem informieren sie Familien über Beratungsangebote. Denn sie sind überzeugt: Alle Eltern lieben ihre Kinder, benötigen aber hier und da Unterstützung. Mitglieder sind zum Beispiel Vertreterinnen und Vertreter der Suchthilfe, der Gemeindepsychiatrie, der Jugendhilfe, aus Schule sowie Angehörige. Anfangs machten 12 Träger mit, heute sind es 26. Die Netzwerker treffen sich vier Mal im Jahr. Auch in anderen Kommunen sowie beim LVR haben die Akteure bereits ihre Arbeit vorgestellt. Remscheid gilt hier als Vorreiter in der Szene.
„Unsere Kinder sind Geheimnisträger.“
Die Kindergruppe: Das erste Projekt des Netzwerks, das 2015 gestartet wurde und immer noch läuft, ist das Kinderkunstprojekt für Mädchen und Jungen im Grundschulalter. Bei dem Gruppenangebot werden mit Hilfe von Geschichten, Spielen und dem Einsatz verschiedener Materialien Fantasie und Leichtigkeit gefördert. Musik und Tanz laden zum Experimentieren ein. Die Kinder können zudem einander im geschützten Raum mit allem begegnen, was sie bewegt. „Wir erleben bei Kindern oft eine Sprachlosigkeit“, erklärt Melanie Clemens von der Diakonie, eine der Netzwerk-Sprecherinnen. „Unsere Kinder sind oft Geheimnisträger und vereinsamen häufig, haben Schwierigkeiten, Freunde zu finden.“ Kunst fungiert hier als wichtiges Medium: Spaß haben, sich einmal mit schönen Dingen beschäftigen, Freunde finden, sich öffnen. Auch 2023 sind neue Termine geplant. Neu: Geplant sind zwei Intensiv-Wochenenden für Kinder am Anfang und Ende der Sommerferien. „Denn unsere Kinder fahren nicht in den Urlaub. Und Ferien sind eher Krisenzeiten. Daher brauchen unsere Kinder auch dann etwas“, sagt Clemens. Für Mitte der Ferien ist zudem eine Familienaktion geplant.
Die Jugendgruppe: „Komm klar“ richtet sich an Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren aus psychisch oder suchtbelasteten Familien. Die Gruppe trifft sich zehn Mal dienstags im Kultshock und bietet einen vertraulichen Rahmen. Jugendliche können sich austauschen, Fragen stellen, werden beraten. Am 18. April geht es wieder los. Eine Anmeldung ist nötig, denn es gibt ein Vorgespräch. Kontakt im Kasten. Für diese und die Kindergruppe gibt es Fahrdienste.
Das Resilienzprojekt an Grundschulen: „Kleine Helden werden stark“ entstand aus einer Kinderbefragung. „Das Thema Sucht ist bei vielen schambehaftet“, sagt Sozialpädagoge Julian Bäcker. Und viele Kinder wüssten einfach noch zu wenig über Suchterkrankungen. Bei dem Projekt werden Lehrkräfte fortgebildet und auch Kinder gestärkt. Kern der drei Projekttage bilden Lucie und Lukas: Im Video transportieren sie das Thema kindgerecht. Kinder können im Anschluss zum Beispiel Briefe an die zwei schreiben. Der Auftakt war an der GGS Dörpfeld/Struck – die Kinder fuhren voll auf Lucie und Lukas ab. Künftig soll das Projekt auf andere Schulen ausgeweitet werden. „Wer öfter darüber spricht, hört genauer hin und entwickelt eine Sensibilität“, sagt Bäcker. Das komme Kindern, Eltern und Lehrkräften zugute.
Alle Projekte werden durch Spenden finanziert. Wer das Netzwerk unterstützen möchte, kann sich an Sabine Poppe wenden: Tel. (0 21 91) 16 29 40. Das Netzwerk berät Familien kostenlos und vertraulich. Der Erstkontakt erfolgt über die Sozialen Dienste, Tel.
(0 21 91) 16 39 44, über die Psychologische Beratungsstelle, Tel. (0 21 91) 16 36 60, oder per E-Mail: kleine.helden@remscheid.de