Kabarett
Mit spitzer Zunge einmal querbeet
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Tina Teubner trat in der Klosterkirche auf.
Von Elisabeth Erbe
Remscheid. Eine Traurigkeit schleicht sich ein, doch die Dramen der Welt sind für die Kabarettistin unerlässlich. Tina Teubner gastierte am Mittwochabend in der Klosterkirche. Und wie schon bei vorherigen Veranstaltungen blieben viele Stuhlreihen leer. „Wir können es uns nicht erklären“, sagte Felix Croll, Junior Manager Events und Social Media Betreuer.
Es hätte sich gelohnt, Tina Teubner zog mit spitzer Zunge querbeet durch gesellschaftliche Themen. Sie findet Klimakatastrophen, Kriege, Gletscherschmelzen und Corona nicht lustig. „Ich bin ein Teil des Systems, ich bin als Kabarettistin sogar Nutznießer, eine fatale Ausgangslage, egal welches Unrecht ich benenne, am Ende profitiere ich davon.“
Ohne Pointen sei sie „beruflich ruiniert“, gestand sie und erklärte die Not der Welt im ersten Lied. Eigentlich müssten wir vor Gelassenheit strotzen „und zerbersten vor Glück“, sang sie. Es beginnt schon in der Kinderstube. Die Kinder von heute werden überfördert. „Der Emil ist sogar zwei Mal in der Krabbelgruppe sitzengeblieben“, spottete sie.
Pianist Ben Süverkrüp haute beim 2. Titel so schnell in die Tasten, dass volle Konzentration nötig war. „Am Mittwoch hat der Emil pränatal Ballett“, sangen beide zusammen und machten sich lustig über die „optimierte Kindheit“. Die gäbe es nicht, ist sich Teubner sicher, ebenso kein optimiertes Leben. Yoga und Achtsamkeitszentren schießen wie Pilze aus dem Boden. Teubner sieht darin eine „Generation der Sinnsucher“.
Die Kabarettistin sucht nach Authentizität. „Was passiert, wenn wir uns täglich den Verstand wegmeditieren? Rebellion ist viel cooler“, erklärte sie und plädierte für Echtheit und wahrhaftiges Leben ohne Botox und Schönheits-OPs. Und dann überraschte sie mit einer singenden Säge. Schaurig schöne Töne, wie die Welt eben.
Die Schnelllebigkeit macht Teubner zu schaffen. Beziehungen werden vergeigt, neue werden geknüpft. Die alten Werte, an einer Beziehung festzuhalten sind passé. „Wenn du mich verlässt, komm ich mit“, nannte sie daraufhin ihr Bühnenprogramm und erhielt am Ende langen Beifall.