Plantage entdeckt
Dealer züchten Drogen auf der Allee
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In der Innenstadt hob die Polizei eine große Marihuana-Plantage aus – Das THW fuhr alles in die Verbrennung.
Remscheid. Es ist eine der größten Marihuana-Plantagen im Bergischen Land. Auf die stieß die Polizei nicht etwa irgendwo versteckt, sondern mitten in Remscheid. In den ehemaligen Räumen der Deutschen Bank auf der Alleestraße hatten drei mutmaßliche Drogenzüchter eine Anbaufläche für mehr als 350 erntereife Pflanzen angelegt – mit Bewässerung, Belüftung und automatischer Düngung. Lange blieben sie unentdeckt, dann schöpfte ein Zeuge Verdacht und ging damit zur Polizei.
Am Dienstag schlugen die Ermittler zu. Schwer bewaffnete Einsatzkräfte verschafften sich Zugang zu den umgebauten Bankräumen. Zwischen den Pflanzen trafen sie auf zwei Männer, beide 26 Jahre alt. Einer wehrte sich gegen seine Festnahme und erlitt im Kampf mit den Beamten leichte Verletzungen. „Er verblieb jedoch haftfähig“, hält die Polizei lakonisch fest.
Weitere Ermittlungen führten nach Köln. Kurze Zeit später konnte dort ein weiterer Mann (21) festgenommen werden, der mit der Drogenplantage in Remscheid zu tun haben soll. Seit Mittwoch sitzen die drei Männer in Untersuchungshaft.
„Je nach Ausgang der Ermittlungen dürfte die Anklage gegen sie auf Drogenhandel, möglicherweise auch auf bewaffneten Drogenhandel hinauslaufen“, erklärt Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert, Sprecher der Anklagebehörde in Wuppertal, auf Nachfrage des RGA: „Das heißt, sie werden sitzen müssen.“ Den Männern – Baumert nennt sie „typisches Rauschgiftklientel“ – droht eine mehrjährige Freiheitsstrafe.
Dafür spricht nicht nur die große Menge erntereifer Pflanzen. In dem rückwärtigen Anbau des Hauses, das zwischen dem einstigen Feinkostgeschäft der Familie Sackermann und dem früheren Herrenausstatter Vogel gelegen ist, stießen die Beamten auch auf 20 Kilogramm verpackte Dolden und 15 Kilogramm weitere Pflanzenbestandteile, die in Säcken verpackt waren.
Dazu stellten die Polizisten Mobiltelefone, Bargeld, ein Messer und einen Baseballschläger in den Räumen sicher.
Ob und wie lange die Männer hinter Gitter müssen, hängt auch vom Wirkungsgrad und damit auch dem Schwarzmarktwert der sichergestellten Drogen ab. Die Polizei nahm Proben davon, die jetzt im Labor daraufhin untersucht werden, wie viel Tetrahydrocannabinol (THC) in ihnen steckt.
Die Räume waren von den Männern für ihre Zwecke umfangreich umgebaut worden. Unter anderem hatten sie diverse Trockenbauwände eingezogen und die Decken mit Rohren und Leitungen versehen. Die Polizei beauftragte das Technische Hilfswerk (THW) aus Remscheid damit, die Plantage abzuräumen. Die Männer rückten mit einem Lkw an, parkten das große Fahrzeug auf der Alleestraße und trugen danach Cannabispflanzen und technisches Equipment aus dem Haus.
Wenig später fanden sich die Männer übrigens im Internet wieder. Gaffer, die die Polizeiaktion verfolgten, zückten ihr Handy, filmten die Einsatzkräfte des THW bei der Arbeit und stellten die Bilder danach ins Netz. Insgesamt warfen die Männer vom THW rund vier Tonnen Plantagen-Equipment auf ihren Lkw. Der trat danach die Reise nach Wuppertal an. Im Müllheizkraftwerk Küllenhahn gingen die Drogen-Pflanzen in Flammen auf.
Wie genau die Polizei das Versteck der Marihuana-Züchter von der Alleestraße entdeckte, wollen die Ermittler gegenwärtig nicht berichten. In ähnlichen Fällen wiesen ein besonders hoher Stromverbrauch oder tropfendes Wasser auf die Plantagen hin. Die Zucht von Marihuana-Pflanzen ist sehr aufwendig.
Zufallsfund
Die letzte Drogenplantage flog im Januar durch einen Zufall auf. In einem Haus an der Haddenbacher Straße hatte es gebrannt. Die Feuerwehr löschte und entdeckte in einem Raum mehrere Pflanzen. Der Bewohner wurde nur vorübergehend festgenommen. Mit dem jetzigen Fund war seine Zucht nicht zu vergleichen.
„Sie werden
sitzen müssen.“
Wolf-Tilman Baumert,
Staatsanwaltschaft Wuppertal