41 tote Kinder
Lenneper fertigt Stein für Unglücksopfer
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Zugkatastrophe von 1971 drohte, die Radevormwalder Stadtgesellschaft zu zerreißen.
Remscheid. Das Eisenbahnunglück von Radevormwald hat tiefe Spuren hinterlassen. Nicht nur auf den Gleisen, wo die aus den Schienen gesprungenen Stahlräder tiefe Dellen in den Bahnschwellen hinterlassen haben, die heute noch sichtbar sind. An der Katastrophe vom 27. Mai 1971 mit 41 toten Kindern drohte die Rader Stadtgesellschaft zu zerreißen. Verheilt ist dieser Riss auch mehr als 50 Jahre später noch nicht ganz.
Der Lenneper Bildhauer und Steinmetz Walter Schurg hat den Riss nun zu verarbeiten versucht. Im Auftrag der Deutschen Bahn AG schlug er aus indischem Granit einen Gedenkstein. „Der Stein teilt sich in zwei Hälften“, erklärt Walter Schurg: „Die rechte Seite drückt nach hinten, die linke wirkt nach vorn gezogen.“
Dazu fertigte Walter Schurg eine Platte mit den Namen derer, die bei dem Unglück ums Leben kamen. Mit den 41 Schulkindern im Alter von 14 und 15 Jahren starben auch zwei Lehrer, eine Mutter, der Schaffner und der Führer des Unglückszuges.
Das Denkmal steht bereits. Anlässlich des 50. Jahrestags im Mai 2021 hatte die Stadt Radevormwald sein Kommen beschlossen, bezahlt hat es die Bahn. Platziert wurde das Denkmal oberhalb des Unglücksortes bei Dahlerau an der Wuppertalstraße L 414. Eingeweiht werden soll es erst im Februar, berichtet die Stadt Radevormwald auf Nachfrage des RGA. Dazu wird NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) in Rade erwartet.
Bisher erinnerte ein schlichtes Kreuz an den schwer zugänglichen Gleisen zwischen der Landstraße auf der einen und der Wupper auf der anderen Seite an das, was sich dort an einem verregneten Donnerstag vor mehr als 50 Jahren ereignet hatte.
Damals hatten sich 63 Schülerinnen und Schüler auf dem Heimweg von einer Abschlussfahrt nach Bremen befunden. Nach einem Kommunikationsfehler stieß der Schienbus auf der eingleisigen Strecke 800 Meter hinter dem Bahnhof Dahlerau mit einer entgegenkommenden Diesellok zusammen. Die Lok stauchte den Motorwagen auf ein Drittel seiner Länge zusammen. Die meisten Menschen, die darin gesessen hatten, waren auf der Stelle tot.
Viele fanden auf dem Kommunalfriedhof in einem Gemeinschaftsgrab ihre letzte Ruhestätte. Walter Schurg hatte schon einige Male damit zu tun. Steine mussten angehoben oder gereinigt werden. Jetzt konnte er den Opfern selbst ein eigenes Denkmal setzen. Der Lenneper, 54 Jahre alt, hat an das Unglück keine eigenen Erinnerungen. Auch von der späteren Zeit des Schweigens und der Risse, die sich zwischen Familien auftaten, ahnte er nichts. „Umso mehr“, sagt er, „wurde der Stein, den ich fertigen durfte, für mich zu einem Herzensprojekt.“
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