Bewerbungsverfahren
Kein Welterbe mit Skywalk in der Müngstener Brücke?
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Länder stimmen die Bewerbung ab: Im September sind Remscheid und Solingen die Gastgeber.
Von Axel Richter
Remscheid. Ist ein Skywalk in der Müngstener Brücke kulturverträglich? Mit anderen Worten: Passt der geplante Weg für Fußgänger und Radfahrer in 100 Meter Höhe zu dem 125 Jahre alten Bauwerk? Diese Frage stellt sich aktuell im Bewerbungsverfahren um die Aufnahme der Müngstener Brücke ins Weltkulturerbe der Vereinten Nationen.
Wie berichtet, bewirbt sich die Müngstener Brücke mit fünf weiteren Stahlbogenbrücken in Frankreich, Portugal und Italien bei der Unesco um den Welterbetitel. Am Wochenende stimmten 100 Delegierte der vier europäischen Länder auf einem Welterbe-Kongress in Italien ihr weiteres Vorgehen ab.
Das Ergebnis: „Wir sind einige wichtige Schritte vorangekommen“, sagt Remscheids Baudezernent Peter Heinze, der an dem Treffen in der Lombardei teilgenommen hat. Doch: „Der Prozess insgesamt ist ein Marathon.“
Eine Jahreszahl, wann die Müngstener Brücke zum Unesco-Welterbe werden könnte, nennt der Remscheider deshalb nicht. Nur so viel: „Die Venezianischen Mauern, die 2017 in die Liste aufgenommen wurden, haben dazu zehn Jahre gebraucht.“
Einer der nächsten Schritte im Bergischen Land besteht nun in einer Kulturverträglichkeitsprüfung. Sie gilt der Begehbarkeit der Müngstener Brücke und damit dem Skywalk, der darin geplant ist. Auf diesem Weg unterhalb der Bahnschienen sollen Radfahrer und Fußgänger die Brücke in schwindelerregender Höhe überqueren können. Remscheid und Solingen hoffen, dass dieses neue touristische Highlight viele Gäste ins Bergische lockt. Doch, sagt Peter Heinze: „Wir befinden uns auf international höchstem kulturhistorischem Niveau. Damit darf man nicht leichtfertig umgehen.“ Gegner des Projekts argumentieren darüber hinaus mit negativen Folgen für die Natur in Müngsten und lehnen den Skywalk deshalb ab.
Im September werden Remscheid und Solingen Gastgeber des nächsten Welterbe-Kongresses sein. Bis dahin könnte im Bewerbungsverfahren eine weitere Frage geklärt werden: Hat Anton von Rieppel, der Erbauer der Müngstener Brücke, sich bei anderen Konstrukteuren etwas abgeguckt? Einiges deutet darauf hin, dass zum Beispiel die Ponte St. Michele, mit 85 Meter die höchste Eisenbahnbrücke Italiens, der höchsten Eisenbahnbrücke Deutschlands in Müngsten als Muster diente.
Standpunkt: Skywalk muss kommen
Von Axel Richter
Noch zählt sie nicht zum Weltkulturerbe. Das Wahrzeichen des Bergischen Landes aber ist die Müngstener Brücke allemal. Ein Wahrzeichen zudem, aus dem sich noch viel mehr machen ließe. Mit einem Skywalk gut 100 Meter über dem Tal der Wupper würden das Bergische Großstädtedreieck augenblicklich in die Topliga der Tourismus-Hotspots in Deutschland aufsteigen. So wie Sosberg und Mörsdorf. Seit 2015 verbindet die Seilhängebrücke Geierlay die beiden Dörfer im Hunsrück. Sie lockt seither die Wanderer zu Hunderttausenden an. Nun muss im Zuge der Welterbe-Bewerbung geprüft werden, ob eine vergleichbare Attraktion für die Müngstener Brücke „kulturverträglich“ ist. Mit anderen Worten: Passen der geplante Fußgänger- und Fahrradweg mit den zu erwartenden Gästezahlen nach Müngsten? Allein die Frage lässt Ungutes befürchten. Scheitert der Skywalk am Welterbeverfahren wäre am Ende zwar der begehrte Titel gewonnen. Eine mit allen Sinnen erlebbare Brücke als zusätzlicher Besucheranreiz aber wäre verloren. Das darf nicht am Ende des aufwendigen Bewerbungsverfahrens stehen.