Interview der Woche
Herr Fey, wie wollen Sie die Remscheider aufs Rad bringen?
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Radboxen in Lennep, Öffnung der Allee für Radfahrer vielleicht schon im Sommer, Neues zu E-Rollern und Rad-Projekten: Das Interview mit Verkehrsplaner Burkhard Fey.
Remscheid. Burkhard Fey ist Straßenplaner - und Abteilungsleiter Verkehrsplanung, ÖPNV und Koordinierung TBR bei der Stadt Remscheid. Das heißt: Radwege und alles, was Radfahrern das Leben leichter machen würde, geht über seinen Schreibtisch. Im Interview der Woche geht´s darum, was in nächster Zeit für Radfahrer in Remscheid passiert - und ob Remscheid ernsthaft zur Rad-Stadt werden kann.
Herr Fey, der Frühling naht mit großen Schritten. Zieht es die Remscheiderinnen und Remscheider insgesamt mehr aufs Rad? Es gab ja zuletzt auch viele Anträge für das Lastenbike-Förderprogramm.
Burkhard Fey: Wir beobachten, dass es von Jahr zu Jahr mehr wird. Das hören wir auch in jedem Gespräch. Man sieht es auch, wenn man zur Arbeit fährt oder in der Stadt unterwegs ist: Gefühlt sind mehr Fahrräder als früher unterwegs.
Das E-Bike ist hierfür sicher mit verantwortlich. Es ist ein Meilenstein für Remscheid und das Bergische – denn die Topographie lässt sich so leichter überwinden, und man ist kein Verkehrshindernis mehr, wenn man bergauf fährt. Und: Ja, es gab viele Anträge für die Lastenfahrräder. Diese sind aber ein Thema vom Umweltamt. Bei unserer „Modal Split Erhebung“ vor kurzem haben wir amtlich ermittelt, dass der Radverkehrsanteil in Remscheid bei drei Prozent liegt. Wir möchten diese Befragung in ein paar Jahren wiederholen. Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass wir dann einen höheren Anteil des Radverkehrs haben.
Wir haben festgestellt, dass nur jeder zweite Haushalt ein Fahrrad besitzt. Das fand ich erschreckend.
Also nimmt der Radverkehr in Remscheid Fahrt auf?
Fey: Ja, aber in kleinen Schritten. Wir hören oft die Frage: „Warum plant ihr für eine Minderheit?“ Aber ich denke, wir müssen Angebote schaffen. Denn je mehr Angebote es gibt, desto mehr wird es genutzt.
Die Bürgerinnen und Bürger müssen dazu aber natürlich auch ein Fahrrad kaufen und fahren. Denn wir haben bei unserer Erhebung auch festgestellt, dass nur jeder zweite Haushalt ein Fahrrad besitzt. Das fand ich erschreckend.
Apropos: Sind die Radboxen am Bahnhalt Lennep nun endlich nutzbar?
Fey: Die Voraussetzungen sind zumindest alle vorhanden. Wir haben dieses Projekt zum ersten Mal gemacht. Die EWR mussten Strom legen und einen Zähler einbauen. Dann mussten wir Verträge unterschreiben. Wir erhalten nächste Woche von der Firma eine Einweisung. Denn wir können künftig über ein Online-Tool sehen, wie die Belegung ist. Es wird sich also nur noch um einige Tage handeln, bis die Radboxen nutzbar sind. Darüber informieren wir aber noch.
Welche Maßnahmen sind in nächster Zeit in puncto Radverkehr noch geplant?
Fey: An den Radwegemarkierungen auf Straßen arbeiten wir permanent. Es dauert aber ein bisschen. Wir brauchen zudem für alles einen Beschluss.
Zudem sind wir am Thema Einbahnstraßenöffnungen für Radfahrer dran. Hierzu kommt demnächst eine Vorlage in die Gremien. Die Politik muss dann beschließen, die TBR Schilder aufstellen. Wir werden auch weitere Radbügel aufstellen.
Wo?
Fey: Wir haben einige Standorte ausgewählt. Wir werden uns dabei auf den Bereich Innenstadt konzentrieren.
Wird die Alleestraße denn nun für den Radverkehr geöffnet?
Fey: Das ist für uns ein ganz wichtiges und interessantes Thema. Die Bezirksvertretung Alt-Remscheid hat sich am Dienstag dafür ausgesprochen. Und ich hoffe, dass wir auch in den weiteren Gremien Zustimmung erhalten.
Natürlich gibt es Bedenken und Sorgen, vor allem vonseiten des Seniorenbeirats. Aber wir haben jetzt einen Punkt erreicht, an dem Politik und Stadtverwaltung das endlich mal wagen. Die Alleestraße ist eine wichtige Radwegeverbindung in der Innenstadt. Das Thema kommt nun noch in verschiedene Ausschüsse. Wir wünschen uns, dass der Hauptausschuss am 1. Juni einen endgültigen Beschluss fasst. Dann könnte es im Sommer losgehen.
Wie viel Geld steht für den Radverkehr 2023 bereit?
Fey: Geld steht sehr viel zur Verfügung. Wir haben grundsätzlich jedes Jahr 200.000 Euro zur Verfügung, aber auch viele Einzelprojekte. Zum Beispiel die Verlängerung der Balkantrasse, einen Radweg Trecknase, zwei Radbrücken. Wir haben viele Vorschläge eingebracht, die Politik muss noch beschließen. Kurzum: Wir haben viele Maßnahmen und viele Mittel.
Wie können sich Bürgerinnen und Bürger mit Vorschlägen einbringen?
Fey: Zum einen beim Bürgerdialog Radverkehr diesen Sommer im Werkzeugmuseum. Die Radar-App läuft ebenfalls sehr gut, hierüber erhalten wir ganz viele Rückmeldungen. So auch über unsere E-Mail-Adresse radverkehr@remscheid.de, die wir extra für den Radverkehr eingerichtet haben. Hierüber kommunizieren wir sehr viel und direkt mit den Radfahrenden.
Zudem gibt es den Runden Tisch Radverkehr, den wir nun weiter geöffnet haben. Hier machen auch ein paar engagierte Bürgerinnen und Bürger mit. Es mangelt also nicht an Ideen und Vorschlägen.
Was spricht aus Ihrer gegen den Vorschlag des Vereins Bergischer Brückenschlag, eine Route von Güldenwerth nach Hasten über eine alte Trasse anzulegen? Hat diese Idee keine Chance auf eine Umsetzung?
Fey: Der Vorschlag ist nicht so leicht umsetzbar aus unserer Sicht. Es ist ein fremdes Grundstück, es herrscht Landschaftsschutz und es stehen alte Bäume dort. Das sind große Herausforderungen. Die Politik hat aber noch mal nachgelegt und uns erklärt, wie wichtig dieses Projekt ist. Daher gibt es demnächst einen Vor-Ort-Termin mit uns und dem Baudezernenten.
Gibt es dieses Jahr auch wieder die Aktion Stadtradeln?
Fey: Ja, dies ist in der Planung. Die Details kommen noch.
E-Roller: „Es gibt einige Betreiber, die Interesse haben, in Remscheid einzusteigen.“
Wird Remscheid demnächst auch E-Roller bekommen wie die Nachbarstadt Solingen?
Fey: Es gibt einige Betreiber, die Interesse haben, in Remscheid einzusteigen. Das Thema E-Roller wird Teil einer Verkehrsuntersuchung sein, die wir für die Innenstadt haben machen lassen. Ende Mai kommen die Ergebnisse in den Ausschuss für Mobilität, im Juni in die Bezirksvertretung Alt-Remscheid. Denn wir wollen es vermeiden, dass die Roller wie in den Großstädten in Gebüschen und auf Gehwegen rumliegen. Ich bin gespannt, wie die Politik darauf reagiert.
Ich kann mir nur wünschen, dass die E-Bikes günstiger werden und die Remscheiderinnen und Remscheider Fahrräder kaufen.
Remscheid ist noch nicht die Fahrradstadt schlechthin. Was muss noch getan werden?
Fey: Ich kann mir nur wünschen, dass die E-Bikes günstiger werden und die Remscheiderinnen und Remscheider Fahrräder kaufen. Zudem bräuchten wir in der Fachabteilung mehr Leute, wenn wir den Fokus vermehrt auf den Radverkehr legen wollen. Wir brauchen mehr Leute, die anordnen, die planen. So auch bei den TBR. Denn sie markieren die Straßen und stellen Radbügel auf.
Zur Person: Burkhard Fey
Der Wipperfürther (51) Burkhard Fey hat in Wuppertal Bauingenieurwesen studiert. 1999 begann er bei der Stadt Remscheid als Straßenplaner. Seit 2017 ist er Abteilungsleiter Verkehrsplanung, ÖPNV und Koordinierung TBR bei der Stadt. Am Wochenende holt er gern per Rad Brötchen, auch seine Kinder fahren mit dem Rad zur Schule.