Klausen
Hier entsteht eine Streuobstwiese für alle
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17 Bäume, allesamt alte Apfelsorten, sollen auf der Fläche angepflanzt werden. Alle mit dem gebührenden Abstand zueinander, der der Streuobstwiese ihren Namen gibt und es jedem Baum ermöglicht, eine prächtige Krone auszubilden.
Von Sven Schlickowey
Remscheid. Die Quartiersarbeit in Lüttringhausen-Klausen trägt Früchte – und das im wahrsten Wortsinn. Auf einer großen Wiese an der Lockfinker Straße, die früher auch schon mal für das Stadtteilfest genutzt wurde, entsteht derzeit eine Streuobstwiese. Am Dienstag wurde das Projekt an die Bewohner übergeben.
17 Bäume, allesamt alte Apfelsorten, sollen auf der Fläche angepflanzt werden. Alle mit dem gebührenden Abstand zueinander, der der Streuobstwiese ihren Namen gibt und es jedem Baum ermöglicht, eine prächtige Krone auszubilden. Die Früchte, die sie später tragen, sollen der Allgemeinheit zur Verfügung stehen.
Ein besonderes Projekt, nicht zuletzt für Klaus Nöske, der die etwa fünf Jahre jungen Bäume mit seinen Leuten in die Erde bringt. Und so gut es geht, unter anderem mit Schutzgittern um die Wurzeln, um Wühlmäuse und andere Nager abzuhalten, beim Wachstum unterstützt. „Das ist zu einhundert Prozent mein Thema“, sagt der Gärtnermeister der Arbeit Remscheid, der sein Handwerk einst in einer Baumschule lernte. Die besonderen Sorten besorgte er über eine Baumschule in Wermelskirchen, die wiederum mit einem spezialisierten Züchter in der Obstregion Niederrhein zusammen arbeitet.
Bei solchen Sorten spreche man auch von einem „Generationenbaum“, erklärt Nöske. Während moderne Sorten vergleichsweise schnell aber nicht so hoch wachsen und oft schon nach wenigen Jahren reichlich Früchte abwerfen, brauchen die traditionellen Sorten einfach länger, wachsen aber auch deutlich höher. Mit der ersten richtige Ernte sei wohl erst in zehn bis 15 Jahren zu rechen, mahnt der Gärtnermeister zur Geduld.
Bis dahin gibt es aber trotzdem viel zu tun auf der neuen Streuobstwiese in Klausen, Aufgaben, die der Bergische Streuobstwiesenverein übernimmt. Der Verein mit Sitz in Overath im rheinisch-bergischen Kreis betreut bereits mehr als 30 Streuobstwiesen von Bergisch Gladbach bis Wuppertal, darunter auch eine in Remscheid-Reinshagen. Die meisten würden sich aber auf Privatgelände befinden, erklärt der stellvertretende Vorsitzende Rolf Meyer. Dass die Früchte allen zur Verfügung steht, sei eher die Ausnahme.
Und gleichzeitig ein potenzielles Problem, wie Meyer meint. Denn nicht sachgerechte Ernte beschädige unter Umständen die Bäume. „Das ist kein Problem, um das wir uns jetzt kümmern müssen“, sagt der Experte, der sich in den kommenden Jahren um Bewässerung und Erziehungsschnitt der Klausener Bäume kümmern wird. Aber später seien zum Beispiel gemeinsame Aktionen über den Quartierstreff oder das nahe Leibniz-Gymnasium denkbar, um die Ernte zu bündeln. Und die seltenen Bäume und deren Umfeld zu schützen.
Hinter der Streuobstwiese, die bald zwei Jahre geplant wurde und eine Umwidmung der Wiese durch die Bezirksvertretung Lüttringhausen notwendig machte, stehen die gleichen Partner, die schon den Quartierstreff Klaus erfolgreich an den Start gebracht haben: Die Schlawiner, die Arbeit Remscheid, die Awo sowie die Wohnungsgesellschaft LEG und die Stadt Remscheid. „Die Streuobstwiese zeigt sinnbildlich, dass die Stadtteilarbeit funktioniert“, sagte Sozialdezernent Thomas Neuhaus bei der Übergabe. So werde das „schöne Wohnumfeld noch schöner.“
Hintergrund
Der Begriff Streuobstwiese beschreibt in der Regel eine Wiese mit hochstämmigen Obstbäumen, die verstreut stehen, meist etwa 60 bis 120 Bäume je Hektar – im Unterschied zu modernen Obstplantagen mit eng gepflanzten niederstämmigen Sorten und bis zu 3000 Bäumen pro Hektar. In der Regel werden alte Obstsorten verwendet und so die Biodiversität unterstützt, dank der extensive Bewirtschaftung entsteht zudem ein Biotop, das Wildkräutern, Insekten und Spinnen aber auch Reptilien und Vögeln Lebensraum und Nahrung bietet. Bis zu 5000 Tierarten sind auf solchen Wiesen nachweisbar, darunter Bienen, Käfer, Schmetterlinge und Spinnen.