Erinnerung
Gedenkfeier für deportierte Sinti und Roma
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Am Blaffertsberg findet am Mittwoch um 12 Uhr eine Gedenkfeier für die Sinti und Roma aus Remscheid statt, die am 2. und 3. März 1943 in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert wurden.
Veranstaltet wird die Gedenkfeier unweit der Klausener Straße 123 in Lüttringhausen von der Gedenk- und Bildungsstätte Pferdestall. -ma-
Artikel vom 23.2.2022
Von Nazis deportiert: Stele erinnert an Familien vom Blaffertsberg
Sinti und Roma lebten in einem Lager in Lüttringhausen. Am 3. März 1943 deportierten die Nazis sie nach Auschwitz.
Von Axel Richter
Remscheid. Als Maria Meinhardt mit ihren acht Kindern den Weg in die Gaskammer antrat, musste ihr Mann dazu auf seinem Musikinstrument spielen. Dabei gelang es der Lüttringhauserin noch, ihren ältesten Sohn Friedel von den SS-Schergen unbemerkt in ein Gebüsch zu stoßen. Deshalb überlebte Friedel Meinhardt das Vernichtungslager Auschwitz. Heute, knapp 80 Jahre nach der Deportation der Familie soll den Opfern ein Denkmal gesetzt werden. Dort, wo sie gelebt haben – am Blaffertsberg in Lüttringhausen.
Der Verein Gedenk- und Bildungsstätte Pferdestall hat dazu die Initiative ergriffen. Er engagiert sich seit vielen Jahren für die Erinnerungskultur in Remscheid und hat dazu den ehemaligen Pferdestall an der Polizeiinspektion am Quimperplatz als Gedenkstätte gesichert. In der Nazizeit diente das Gebäude als Gefangenenlager. Juden, Gewerkschafter, Sozialdemokraten, Kommunisten traten von dort den Weg in die Vernichtung an.
„Die Geschichte hat mich sehr betroffen gemacht.“
Friedel Meinhardt lebte mit seinen Eltern und Geschwistern am Blaffertsberg. Die Meinhardts gehörten zur Minderheit der Sinti und Roma, damals Zigeuner genannt, und lebten mit anderen Familien in Wohnwagen und Hütten. Ein Felsenhalbrund diente als Schutz der Behausungen. Es wurde später im Zuge der Entwicklung des Industriegebietes Am Blaffertsberg zugeschüttet.
Die Menschen lebten vom Verkauf selbstgefertigter Waren, verdingten sich in umliegenden Betrieben, spielten Musik in Gaststätten in Lüttringhausen und Ronsdorf. Auf der Grundlage des Auschwitz-Erlasses des Reichsführers SS Heinrich Himmler wurden am 2. März 1943 alle Sinti und Roma vom Blaffertsberg verhaftet und am folgenden Tag mit Eisenbahntransporten nach Auschwitz verbracht.
In dem Lager aus Wohnwagen und Hütten am Blaffertsberg lebten nach heutigem Kenntnisstand mehr als 90 Menschen – neben der Familie Meinhardt sind die Namen der Familien Mettbach, Bamberger, Diesenberger und Reinhardt bekannt. Nur wenige überlebten die Nazizeit.
Nun soll eine Stele an sie erinnern. Entworfen wurde sie von der Künstlerin Ayla Corstanje-Uncu und zeigt eine Frau mit Kindern, die sich an den Händen halten. Eine dazugehörige Informationstafel holte Hans Heinz Schumacher, Vorsitzender des Vereins Gedenk- und Bildungsstätte Pferdestall, gestern in Köln ab. Sie kommt aus der Werkstatt des gebürtigen Remscheider Architekten Prof. Gerhard Kalhöfer, der auch die Tafeln an der Trasse des Werkzeugs in Alt-Remscheid erstellt hat. Der Grund und Boden gehört den Technischen Betrieben Remscheid. Er hat seine Zustimmung erteilt.
Dem folgten nun auch die Natur- und Umweltverbände im Naturschutzbeirat der Stadt. „Die Geschichte, die dahinter steht, hat mich sehr betroffen gemacht“, hielt dort Karl Frieder Kottsieper, Vorsitzender des Gremiums, fest. Der Beirat stimmte der Errichtung einstimmig zu. Die Kosten für die Errichtung trägt der Verein und hofft dazu auf Spenden. Die Stadt unterstützt das Projekt und bereitet den Grund und Boden vor, denn, erklärte Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD) im Vorfeld: „Es ist unser aller Auftrag, die Gräueltaten des Faschismus als ständige Mahnung für heutiges verantwortliches Handeln und das klare Einstehen für unsere Verfassung, unsere Demokratie zu verstehen.“
Gedenkveranstaltung
Für den 2. März lädt der Verein Gedenk- und Bildungsstätte Pferdestall zu einer Gedenkveranstaltung zum Blaffertsberg (Nähe Klausener Straße 123) ein. Beginn ist um 12 Uhr. Im Anschluss ist im Leibniz-Gymnasium der erste Teil eines dreiteiligen Films über das Schicksal der Familie Meinhardt zu sehen. Es gelten die Corona-Schutzbestimmungen. Der Verein bittet für die Veranstaltung in der Schule um Anmeldung bis 25. Februar unter der Mail-Adresse info@gub-pferdestall.de