Weihnachtsmarkt
Erich Merken ist schon seit 50 Jahren beim Weihnachtstreff dabei
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Andersens Waffelbäckerei steht seit 50 Jahren auf dem Markt. Jubilar Erich Merken will weitermachen, bis ein Nachfolger gefunden ist.
Von Andreas Weber
Remscheid. Vergangenes Jahr feierte Erich Merken unfassbare 50 Jahre als Beschicker des Remscheider Weihnachtsmarktes. Am Freitag wurden ihm und seiner Frau Gitta Blumen und Urkunde für die Treue nachgereicht, die bis zur ersten Stunde zurückreicht. Erich Merken war mit der Waffelbäckerei Andersen Gründer, einer von vier Schaustellern, die den Weihnachtsmarkt auf der gerade als Fußgängerzone beruhigten Alleestraße auf die Schiene setzten. Merken kann sich noch an jeden Einzelnen erinnern: Ostermann, Bremicker, Ohst – und er selber. „Ich weiß noch, mein Waffelwagen stand oben an der Zange quer“, sagt der 83-Jährige, als wäre es gestern.
Merken erlebte alle Höhen und Tiefen mit. Der Wuppertaler erinnert sich an den Niedergang, den er an Hans Lothar Schiffer vom Stadtmarketing festmacht, aber auch an den Aufwärtstrend, der mit den Betreibern Marcel Müller und Alexander Burghard seit 2013 anhält. 2005 geht der Aufbau der Eisbahn mit auf Merkens Konto.
Trotz der schwierigen Finanzierung gelang das Projekt. Merken ist dabei Spediteur Gustav Mäuler dankbar, aber auch der Firma Hudora, die 300 Schlittschuhe für Jugendliche sponserte. Der gelernte Mechaniker, der 1965 umsattelte und ins Fahrgeschäft der Schwiegereltern einstieg, hat sie alle kennengelernt, die Verhinderer und die Förderer, vor allem aber die ungezählten Marktbesucher, die das Urgestein und seinen zwölf Meter langen Wagen (Baujahr 1970) schätzen.
Auf dem Remscheider Weihnachtsmarkt steht dieses Jahr ein historisches Karussell.
Dieses Jahr verkauft Merken Muzen, Apfelringe, Sprungfedern und Waffeln, vor allem aber seine Berliner Ballen. Die handgeformte und -gestochene Teigware gefüllt mit Aprikosenmarmelade und bestrichen mit Zuckerglasur ist Kult, die Rezeptur geheim. Der Ballen der Begierde wiegt fast doppelt so viel wie maschinell gefertigte Teilchen, kostet mittlerweile drei Euro. 50 Cent mehr als im vergangenen Jahr, aber auch an der Waffelbäckerei gehen die allgemeinen Kostensteigerungen nicht vorbei. Die Leckerei ist beim Weihnachtsmarktbesuch bei den meisten Besucher fest im Budget eingeplant.
Erich kennen alle. Bezirksbürgermeister Otto Mähler, der am Freitag mit Sabine Räck als städtischer Repräsentantin einen Blumenstrauß und die Urkunde vom Oberbürgermeister überbrachte, kann sich den Treff ohne Andersens Waffelbäckerei nicht vorstellen: „Der Erich ist und bleibt eine Institution. Wenn er mal nicht mehr hier ist, wird definitiv etwas fehlen.“
Erich Merken, der vor zwei Jahren nach einer schweren Rücken-OP schlecht dran war, liebäugelt schon lange mit dem Ruhestand. Bereits vor Corona dachte das bergische Original an eine Geschäftsübergabe. Ein Nachfolger hat sich freilich bis heute nicht gefunden. Sein Sohn, Journalist von Beruf, wird es nicht werden. Bevor sein Lebenswerk nicht in gute Hände weitergereicht ist und falls es seine angeschlagene Gesundheit erlaubt, will Merken deshalb mit Ehefrau Gitta (76) weitermachen, weiterhin Märkte im Bergischen Land besuchen. Sie betreut auf dem Weihnachtstreff den benachbarten Grillstand, der ebenfalls in Merkens Besitz ist.
Eins kann der fahrende Süßwarenhändler potenziellen Käufern versprechen: Wer seinen langen Verkaufswagen übernimmt, der eine Küche sowie eine Schlafstatt beherbergt, das mittlerweile als Büro dient, erhält auch die streng gehütete Rezeptur für seine Ballen.
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Nachfolgesuche
Die Waffelbäckerei Andersen, deren Tradition 1868 beginnt, steht zum Verkauf. Im Internet wird der Verkaufswagen mit Backstube für 65 000 Euro (VB) angeboten: www.schausteller.de