Internationaler Frauentag
Equal Pay Day: Viele Ideen für mehr Gerechtigkeit
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Unternehmerinnen diskutierten über unterschiedliche Bezahlung von Männern und Frauen.
Remscheid/Solingen. Für alle, die der Meinung sind, dass sich das Thema Gleichberechtigung im Jahr 2023 eigentlich erledigt hat, hatte Christine Jentzsch vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf Bergisches Städtedreieck ein paar Zahlen im Gepäck: Frauen erhalten mit 20,05 Euro pro Stunde laut Angaben des Statistischen Bundesamtes rund 18 Prozent weniger Bruttolohn als ihre männlichen Kollegen, die bei 24,36 Euro liegen. Die sogenannte bereinigte Lohnlücke – also beim Vergleich von Männern und Frauen mit gleicher Tätigkeit, Qualifikation und Erwerbsbiografie – liegt immer noch bei sieben Prozent.
Klassische Frauenberufe sind häufig schlechter bezahlt
Ein gesellschaftlicher Missstand, darin waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Diskussionsrunde in den Räumen der Solinger Firma Windmühlenmesser am Dienstag einig. Bei den Ansätzen, diesen zu beheben, gab es dagegen Unterschiede. „Was verdient die Frau? Oftmals zu wenig“ war die Veranstaltung überschrieben, zu der das Kompetenzzentrum Frau und Beruf anlässlich des gestrigen Equal Pay Days eingeladen hatte. „Die Ungleichheit bei der Bezahlung hat große Auswirkungen auf die Lebensqualität von Frauen und vor allem auf ihre Rente. Deshalb müssen wir bei Frauen auch über das Thema Altersarmut sprechen“, führte Christine Jentzsch aus.
Oft seien Berufe, die verstärkt von Frauen ausgeübt werden, etwa in den Bereichen Gesundheit, Erziehung und Pflege, deutlich schlechter bezahlt als andere. „Dabei hat die Pandemie gezeigt, wie wichtig und systemrelevant gerade diese Berufe für die Gesellschaft sind.“
Ein wesentlicher Schritt zu mehr Gerechtigkeit könne Transparenz in der Gehaltsstruktur sein, so Jentzsch. Zwar gewähre das seit 2017 geltende Entgelttransparenzgesetz Frauen unter anderem einen Anspruch auf Auskunft über das Gehalt eines gleich qualifizierten männlichen Kollegen.
Welche Rolle strukturelle Benachteiligung spielt und welchen Einfluss es haben könnte, dass Frauen bei Gehaltsverhandlungen oft geringere Forderungen stellen, daran schieden sich in der Runde die Geister. Letzteres Phänomen zumindest konnte Jutta Diefenbach-Collings in ihrem Unternehmen Diefenbach Verpackungen selbst beobachten: „Bei einer Stellenausschreibung haben wir festgestellt, dass sämtliche Männer, die sich beworben hatten, zwischen 15 000 und 20 000 Euro mehr bei ihren Gehaltsvorstellungen angegeben hatten als Frauen.“
Also nur mangelndes Verhandlungsgeschick aufseiten der Frauen? Christel Steylaers, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Remscheid, widersprach: „Es gibt eine australische Studie, die belegt, dass Frauen, die viel fordern, in Betrieben nicht gerne gesehen sind.“ Auch diesbezüglich sei noch ein gesellschaftliches Umdenken erforderlich.
Equal Pay Day
Der Equal Pay Day ist ein Aktionstag, der auf die bestehende Lohnlücke zwischen den Geschlechtern aufmerksam macht. Er markiert theoretisch den Tag, bis zu dem Frauen unentgeltlich arbeiten würden, während Männer von Anfang an voll bezahlt werden würden.