Queere Szene in Remscheid

Elias: „Trans Menschen werden immer noch beleidigt“

Elias Ewald ist ein trans Mann und setzt sich für mehr Vielfalt ein. Er plant auch den Remscheider CSD mit.
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Elias Ewald ist ein trans Mann und setzt sich für mehr Vielfalt ein. Er plant auch den Remscheider CSD mit.
  • Melissa Wienzek
    VonMelissa Wienzek
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23-jähriger Remscheider setzt sich für mehr Respekt der queeren Szene ein – Im RGA erzählt er exklusiv seine Lebensgeschichte.

Remscheid. Als er 13 oder 14 Jahre alt war, merkte er, dass irgendwas nicht richtig ist. Damals lebte Elias unter seinem weiblichen Geburtsnamen, im weiblichen Körper. „Es hat mir nicht gefallen“, erzählt der heute 23-Jährige rückblickend. Er habe lieber mit Jungs rumgehangen, die ganzen „Mädchen-Sachen“ interessierten ihn nicht. „Ich habe mich seltsam gefühlt. Ich konnte es gar nicht zuordnen.“ Mit 15 ist der Remscheider dann einer trans Person begegnet, tauschte sich aus – und merkte, dass die beiden etwas gemeinsam haben.

„Ich hatte Angst davor, dazuzugehören, denn in der Gesellschaft wird man immer noch allzu oft abwertend betrachtet“, sagt Elias Ewald. Er habe versucht, weiblich zu sein. „Ich habe es ausprobiert. Aber es ging nicht. Ich bin kein Mädchen.“ Mit 16 erklärte er dann einzelnen Personen in seinem Freundeskreis: „Ich glaube, ich bin trans.“ Die Reaktionen: verständnisvoll, unterstützend. Wobei viele seiner Freunde ebenfalls der queeren Szene angehören.

Mit 18 wagte Elias dann den Schritt: Er outete sich bei seiner Mutter. „Das war am Anfang schwierig, weil sie sich um mich Sorgen machte. Doch in mehreren Gesprächen habe ich ihr dann erklärt, dass es für mich einfach nicht anders geht.“ Über ein Jahr nahm er sich Zeit, um es allen Familienmitgliedern zu erzählen.

Mit dem Start seines Soziologie-Studiums an der Bergischen Uni Wuppertal sagte er konsequent: „Ich bin ein Mann.“ Und stellte sich als Elias Ewald vor. Das sei jedoch nicht immer einfach gewesen. „Ich musste mich oft behaupten.“ Elias wollte es dann auch nach außen erkennbar machen – mit einer Hormontherapie. Bei einem Arzt hinter Solingen fand er dafür einen ausgewiesenen Experten, denn in Remscheid gab es niemanden. Ein Glücksfall. Denn es gebe kaum Mediziner, die transfreundlich seien. Nicht selten hörten trans Männer Dinge wie: „Nimm doch einfach die Pille, dann wirst du wieder normal.“ Realität im aufgeklärten 21. Jahrhundert.

Hinzu kamen für ihn Untersuchungen beim Endokrinologen. Die Vorgehensweise: Ein Jahr lang sollte er erst einmal in der männlichen Rolle leben. Mit 19 begann er, Testosteron zu nehmen. Jeden Tag cremte er sich mit einem Gel ein. Dazu erhielt er eine Psychotherapie – beides führt er heute noch fort. Wenn er von dieser Zeit erzählt, kann der Student darüber lachen: „Ich war mit Anfang 20 plötzlich ein 14-jähriger Junge.“ Emotional, hormonell. Denn das Hautbild veränderte sich, das Körperfett verteilte sich um. Mit Anfang 20 geriet Elias dann in den Stimmbruch, der Haarwuchs kam später. Und vom Gemüt her war er plötzlich viel gelassener. Diese Therapie, die größtenteils von seiner Krankenkasse getragen wird, war für ihn eine Befreiung. „Ich fühlte mich nun wie ich.“

Seitdem geht er gern Klamotten kaufen. Oder in den Park. Oder ins Schwimmbad. Dinge, die er vorher nicht mochte. „Das hat mich alles gestresst.“ Heute geht es ihm richtig „nice“, Elias ist glücklich und hat gerade eine Stelle angetreten – bei „Schlau Wuppertal“, ein Antidiskriminierungsprojekt, das an den Schulen über geschlechtliche und sexuelle Vielfalt aufklärt. Bereits während der Uni-Zeit arbeitete er dort ehrenamtlich mit, erzählte offen seine Geschichte und setzt sich seitdem dafür ein, dass die Gesellschaft sensibler und offener für dieses Thema wird. Zum Beispiel wird „trans“ als Adjektiv gesehen wie „blond“.

Über Jana Kawina von der Aidshilfe kam der Kremenholler, der heute in Alt-Remscheid lebt, zum Arbeitskreis queer. Er plant den Remscheider CSD am 16. September mit und leitet gemeinsam mit Luis Langer den queeren Jugendtreff in der Welle. Und der wächst und wächst. Auch der Treff bei der Gelben Villa ist beliebt. „Ich hoffe, dass hier noch mehr passiert“, sagt Elias Ewald, der ein Netzwerk im Bergischen aufbauen möchte. Sein Wunsch: mehr Treffpunkte, mehr Beratung, mehr medizinische Unterstützung. Aber vor allem, dass die anderen zuhören. „Ich wünsche mir, dass die Leute versuchen, zu verstehen.“ Der Austausch sei der erste Schritt, um Diskriminierung abzubauen. Denn Beleidigungen, gar Morddrohungen, seien auch heute noch für trans Menschen Alltag.

Die queeren Jugendtreffs

Gelbe Villa: Mittwochs, 18.30 bis 21 Uhr, Gelbe Villa, Eberhardstraße 29, für alle zwischen 13 und 21. Jeder darf kommen und auch nicht-queere Freunde mitbringen. Aber: Der Treff ist ein „safe place“.

Welle: Die Gruppe trifft sich donnerstags von 18.30 bis 20.30 Uhr in der Welle, Wallstraße 54 in Lennep. Mal gibt es ein Spiel, mal einen Film, auch Elias Ewald ist dabei und hat ein offenes Ohr.

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