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Blood Bowl kombiniert American Football mit Fantasy-Figuren
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Michael Heising richtet komplexes Brettspiel-Turnier im Löf aus.
Remscheid. Wenn kommenden Sonntag die Philadelphia Eagles und die Kansas City Chiefs im Super Bowl um die Krone im American Football streiten, steht der Remscheider Gewinner des Narrenballs im Blood Bowl bereits fest. Einen Tag zuvor treffen Elfen auf Zwerge, Amazonen auf Orcs oder Menschen auf Goblins. Im Eventlokal Löf richtet Michael Heising wieder ein Turnier für Brettspieler aus, bei dem Touchdowns über Sieg oder Niederlage entscheiden. Der 50-jährige Lüttringhauser ist einer der deutschen Experten eines komplexen Tabletop-Spiels, das Elemente des American Football mit dem Fantasy-Game Warhammer vereint.
Auf einer Spielfeldgröße von 26 x 15 Feldern werden Schlachten in zwei Halbzeiten mit je acht Runden geschlagen. Die elfköpfigen Teams auf dem Feld bestehen aus frei wählbaren Rassen, aktuell gestattet das Regelwerk 29 - mit Spielfiguren, die entweder selbst oder durch Dritte bemalt werden. Die Starterbox für zwei Personen gibt’s schon für vergleichsweise moderate 120 Euro.
„Blood Bowl ist Schach mit Würfeln“, bringt es Heising auf einen Nenner. Mehrfach modifiziert und erweitert, wurde es 1986 zu Beginn mäßig erfolgreich vom britischen Spielehersteller Games Workshop eingeführt. Sechs Jahre später infizierte sich Michael Heising als Student mit dem Blood-Bowl-Virus. Der Remscheider kam über Fantasy-Rollenspiele zu seiner neuen Leidenschaft, lernte von Kommilitonen an der Uni Dortmund. Heising, heute bei der Stadt Rade beschäftigt, blieb dabei. Von 1993 bis 1996 leitete er einen Liga-Betrieb in Remscheid, ließ diesen 2003 wieder aufleben, um sich danach auf Turniere zu konzentrieren.
Der Narrenball, zeitlich angelehnt an den Super Bowl, ist der eine, der Barbeque Bowl der andere. Am 19. August wird letzterer für Heising ein Jubiläum sein, das 50. Turnier unter seiner Regie. Auch in der Welle in Lennep treffen sich die Strategiefreunde zur KlingenCon. Wer bei Turnieren weiterkommen, im nationalen wie weltweiten Ranking klettern will, für den gilt: „Viel trainieren, analysieren und Wettbewerbe spielen“, sagt Michael Heising. Zweimal war er Vize-Champion beim Dungeonbowl in Düsseldorf, dem größten deutschen Turnier.
Jede der Rassen, die ein Spieler aufstellt, weist typische Charakteristika auf. Bewegungsreichweite, Stärke, Geschicklichkeit, Passgenauigkeit und Rüstung zählen dazu, aber auch individuelle skills. Geschickte Teams setzen aufs Passen, um den Ball über die gegnerische Defense zu den eigenen Fängern zu bringen, schnelle Teams nutzen Lücken, um den Ball weit in des Gegners Hälfte zu befördern, starke Mannschaften bahnen sich ihre Schneise mit Gewalt. Auch Tote kann es zwischen den Endzonen geben.
„Wenn die Würfel nicht fallen, nützen mir alle meine Berechnungen nichts.“
Die Halblinge, die Michael Heising als seine Favoriten einsetzt, sind langsam, mäßig geschickt, aber mit zwei Bäumen bestückt, die zwar die trägesten Figuren im Spiel sind, aber mit die höchste Stärke aufweisen. Jede Rasse hat Vor- und Nachteile. Und jeder Taktikfreak seine Vorlieben. Im Ranking des Weltverbandes NAF (Nuffle Amorical Football) firmiert Heising bei den Zwergen aktuell auf Platz 1, weltweit auf 10. Bei den Menschen und Halblingen ist er in Deutschland an Nummer 1.
35 000 Spieler listet die NAF. „Die Dunkelziffer dürfte viermal so hoch sein“, schätzt Heising. Als National Coordinator in Deutschland vermittelt er Interessenten, die sich bei ihm melden, in die bundesweit verstreuten Ligen, berät Organisatoren von Turnieren und genehmigt diese. Es ist ein zeitintensives Hobby, das er mit seiner vierköpfigen Familie abstimmt. Einmal im Monat nimmt Heising an einem Turnier teil oder richtet eines aus. Im September wird Heising zum alle vier Jahre stattfindenden World Cup reisen. Im spanischen Alicante kann der Veranstalter bis zu 5000 Spieler unterbringen. Weitere Brettspiel-Ereignisse warten auf Michael Heising 2023 in Großbritannien, Norwegen und in Wien.
„Ich habe früher Schach gespielt, bin aber selten mit meinem Gegner ins Gespräch gekommen“, erinnert sich Heising. In der Blood-Bowl-Szene ist dies anders. Dort wird nicht nur still am Tisch gegrübelt, sondern Emotion gezeigt. Auch Freundschaften bilden sich über Ligen und Turniere.
4000 Partien hat Heising in 30 Jahren gespielt. Was den erfahrenen Blood Bowler nach wie vor reizt, ist die Mischung aus Strategie und Glück, das durch die drei Symbol- und zwei normalen Würfel beeinflusst wird. „Denn wenn die Würfel nicht fallen, nützen mir alle meine Berechnungen im Kopf nichts.“
Narrenball
Der 10. Narrenball im Eventlokal Löf, Theodor-Körner-Straße 6 (RTV-Sportstätte), steigt am Samstag, 11. Februar, von 10 bis 20 Uhr. Die Blood-Bowl-Spieler bekommen bei dem Turnier vier Partien zugestanden, die nach dem Schweizer System stattfinden. Maximal kann Organisator Michael Heising 40 Teilnehmer an den Tischen unterbringen. Einige Plätze sind noch zu vergeben. Zuschauer sind willkommen, können den Spielern über die Schulter schauen.
Die Anmeldung erfolgt über: twyllenimor@web.de