Feuerwehr
Ausbildung zum Brandmeister: Jede(r) Dritte scheitert am Sporttest
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200 Männer und Frauen bewerben sich jedes Jahr bei der Feuerwehr - Viele erweisen sich als zu untrainiert.
Remscheid. 70 Sekunden haben die Kandidatinnen und Kandidaten Zeit, um die 30 Meter hohe Drehleiter zu erklimmen. Wer mehr braucht, bekommt Punktabzug. Und wem da oben schwindelig wird, der sollte eine Karriere bei der Feuerwehr ohnehin überdenken. Viele scheitern an der Drehleiter, aber nicht nur an ihr. Denn: Die Bewerber und wenigen Bewerberinnen, die sich um einen der raren Ausbildungsplätze bei der Berufsfeuerwehr Remscheid bemühen, werden immer unsportlicher. Jeder Dritte besteht den Sporttest heute nicht.
„Das ist ein Trend, der sich seit Jahren fortsetzt“, sagt Guido Eul-Jordan, im Range eines Brandrats Amtsleiter der Feuerwehr Remscheid. Dennoch sieht er keinen Grund zur Sorge, dass seiner Feuerwehr der körperlich fitte Nachwuchs ausgeht: „Auf die neun Lehrgangs-Stellen, die wir in jedem Jahr zu besetzen haben, bewerben sich jeweils mehr als 200 Männer und Frauen.“
Dass es einst mal 300 Bewerberinnen und Bewerber waren ist da zu verschmerzen. Im Vergleich zu vielen anderen Unternehmen, denen die Fachkräfte ausgehen und der Nachwuchs ausbleibt, ist die Feuerwehr in einer komfortablen Lage. „Wir haben keinen Grund zur Klage“, sagt Eul-Jordan.
Zumal es sich bei allen Bewerberinnen und Bewerbern um gestandene Frauen und Männer handelt. Alle haben zuvor einen handwerklichen Beruf erlernt, sind Kfz-Mechatroniker, Schlosser, Elektriker, Dachdecker oder haben einen anderen handwerklichen Beruf erlernt. Das ist Grundvoraussetzung.
Umso mehr wundert sich der Feuerwehrchef zuweilen, wie untrainiert und unvorbereitet die Kandidatinnen und Kandidaten sind. „Das ist schade“, sagt Eul-Jordan. Denn was die Feuerwehr von ihrem Nachwuchs erwartet, kann jeder nachlesen. Und: „Die Drehleiter kann man vielleicht nicht üben. Alles andere aber schon.“
Das ist ein gut gemeiner Rat, denn der Sportteil hat es in sich. Wer Brandmeister oder Brandmeisterin werden möchte, der muss die 3000 Meter in weniger als 15 Minuten laufen und eine 70 Kilogramm schwere Dummy-Puppe in einer Minute über 66 Meter ziehen. Dann geht´s zum freien Hängen ans Reck, wobei das Kinn mindestens 45 Sekunden über der Stange bleiben muss. Das sind drei von insgesamt neun Herausforderungen.
Jeder Dritte scheitert daran. Wer den Test besteht, wird zum theoretischen Teil eingeladen. Zu lösen sind Aufgaben zu logischem, räumlichen Denken, Denken unter Zeitdruck sowie zu Rechnen und Schreiben. Schließlich müssen Einsatzprotokolle, immerhin amtliche Dokumente selbst angefertigt werden.
30 Bewerberinnen und Bewerber schaffen es danach zum Vorstellungsgespräch. „Dabei geht es darum, dass sie uns erklären können, warum sie zur Berufsfeuerwehr möchten“, sagt Guido Eul-Jordan. Die Mitgliedschaft bei der Freiwilligen Feuerwehr, beim Roten Kreuz, den Johannitern oder einer anderen Organisation ist keine Voraussetzung, schadet aber auch nicht.
Für die neun Kandidatinnen und Kandidaten, die im vergangenen Jahr alle Tests erfolgreich durchlaufen haben, beginnt am 1. April die Ausbildung auf der Feuerwehrhauptwache im Gewerbegebiet Überfeld. Wer die Chance wahren möchte, im nächsten Jahr dabei zu sein, kann sich jetzt bewerben. Übrigens gern mehr Frauen.
Unter den 150 Einsatzkräften der Berufsfeuerwehr Remscheid gibt es aktuell lediglich zwei. Auf den Frauenmangel reagiert die Werksfeuerwehr im Chempark Leverkusen jetzt mit einem Bewerberinnentag. Er soll die Angst vor dem Sporttest nehmen.
Die Frist läuft
Schwimmen, Tauchen, Wechselsprünge, technisches Verständnis, Teamgeist und Co.: Alles, was die Berufsfeuerwehr von ihrem Nachwuchs erwartet, lässt sich auf der Homepage der Stadt Remscheid nachlesen. Die Bewerbungsfrist für den Lehrgangsbeginn am 1. April 2024 läuft jetzt.
www.remscheid.de