Gedenken im Pferdestall

Aufarbeitung des Holocaust darf in Deutschland nicht enden

Gedenken an die Opfer der Nazi-Zeit (v. l.): Thomas Book, Burkhard Mast-Weisz, Hans Heinz Schumacher, Markus Röhrl.
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Gedenken an die Opfer der Nazi-Zeit (v. l.): Thomas Book, Burkhard Mast-Weisz, Hans Heinz Schumacher, Markus Röhrl.
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Mahnende Worte des Vereinsvorsitzenden.

Von Andreas Weber

Remscheid. Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee die verbliebenen Insassen der Konzentrationslager in Auschwitz. Seit 1996 ist der Tag in Deutschland ein gesetzlicher verankerter Gedenktag. „Da mag man sich die Frage stellen, warum erst 51 Jahre nach Kriegsende?“, überlegte Hans Heinz Schumacher, Vorsitzender des Pferdestall-Vereins gestern Morgen bei der Gedenkstunde zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust.

Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz verwies vor den 29 Gästen in der Gedenk- und Bildungsstätte am Quimperplatz darauf, dass er jüngst in einem Artikel mit Erschrecken gelesen habe, dass einem großen Teil niederländischer Jugendlicher die mörderischen Taten des Holocaust nicht bekannt sind bzw. die Zahl der Ermordeten sehr viel geringer eingeschätzt wird. Das werde in Deutschland vermutlich ähnlich sein, glaubt Mast-Weisz.

Burkhard Mast-Weisz: „Müssen jedem Opfer ein Gesicht geben“

Die Anwesenden erinnerte der OB: „Über sechs Millionen Opfer des nationalsozialistischen Regimes müssen uns immer mahnen, wozu totalitäre Regime, wozu Menschen fähig sind. Die Generation der Täter lebt größtenteils nicht mehr. Wir sind die Generation, deren Verantwortung es ist, nicht nur an die schrecklich hohe Zahl der Opfer zu erinnern, sondern jeder und jedem Einzelnen ein Gesicht zu geben. Jüdinnen und Juden, Gewerkschaftler, Sozialdemokraten, Kommunisten, Sinti und Roma, Menschen der Kirchen und so viele mehr.“ In diesem Jahr legt die Gedenkfeier einen Schwerpunkt auf die Homosexuellen, die ebenfalls zu Zigtausenden verhaftet und umgebracht wurden.

Hans Heinz Schumacher sprach sich mit Nachdruck für eine Gedenk- und Erinnerungskultur aus. Er verwies dabei auf eine aktuelle TV-Serie: „Seit dem 17. Januar zeigt die ARD mit hohen Einschaltquoten die historische Drama-Serie 'Bonn – Alte Freunde, neue Feind'`. Neben vielen historischen Zusammenhängen wird dem Zuschauer vor Augen geführt, dass es in Deutschland nach dem Kriegsende keine Stunde Null gegeben hat.“ Auch im Konflikt der Supermächte Sowjetunion und USA, dem Kalten Krieg, werde in der Serie sehr deutlich, dass viele Funktionsträger des Dritten Reiches an wichtigen Funktionsstellen der neuen Bundesrepublik eingesetzt wurden. „Von ihnen und den Generationen, die die Machtergreifung der Nationalsozialisten möglich und deren Gräueltaten nicht verhindert haben, erfolgte keine hinreichende Aufarbeitung der Geschichte oder Gestaltung einer Gedenkkultur.“ Nie dürfe Schluss sein mit der Auseinandersetzung der verbrecherischen deutschen Vergangenheit, appellierte Schumacher. „Wir müssen mehr tun“, rief er auf.

Dreierlei hält der pensionierte EMA-Schulleiter, aus dessen Gymnasium der Impuls für den Pferdestall kam, für notwendig: Die Aufarbeitung muss für kommende Generationen verpflichtend im Schulunterricht verankert werden. Dann müsse der Pferdestall auf lange Sicht in der Organisationsstruktur der Stadt eingebunden und ein Denkmal für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft errichtet werden.

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