Pandemie
Ärzte: Bitte noch etwas durchhalten!
- 0 Kommentare
-
Feedback
schließen
- Weitere
- VonAxel Richterschließen
- Björn Bochschließen
Das Ende der Pandemie ist nicht das Ende von Corona: Aktuell sind viele Mischformen unterwegs.
Die Erkältungswelle hat ihren Höhepunkt erreicht beziehungsweise überschritten. In den Kliniken sind weniger Patienten zu behandeln und weniger Personal fällt selbst wegen Krankheit aus. Das berichtet die Lungenfachklinik Bethanien in Solingen. In den Monaten Oktober, November und Dezember hatte das Fachkrankenhaus dagegen so viele Patientinnen und Patienten aus dem Bergischen Land behandelt wie nie zuvor. Wegen Corona und anderer Virusinfektionen.
Auch die Ärzte im Sana-Klinikum Remscheid raten deshalb weiterhin zur Vorsicht. „Wir haben es aktuell mit vielen Mischeffekten zu tun“, erklärt Axel C. Druckrey, als Leitender Arzt zuständig für die Krankenhaushygiene an der Burger Straße. „Also mit Covid, aber auch mit anderen Viren.“
Die Ärzte halten die aktuellen politischen Diskussionen über ein Ende aller Corona-Beschränkungen deshalb für „wenig rational“. Zur nach wie vor hohen Zahl der Patienten kämen viele Ausfälle beim Personal.
Es sei daher richtig, in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen an der Maskenpflicht in Kliniken, Altenheimen oder auch im Öffentlichen Personennahverkehr festzuhalten, sagt Axel C. Druckrey: „Alle Corona-Maßnahmen aufzugeben halte ich für wenig sinnvoll. Ein paar Monate sollten wir noch durchhalten.“
Das gelte mit Blick auf Corona, aber auch mit Blick auf andere Krankheiten wie das RS-Virus oder die Influenza. Masken bieten einen Schutz gegen alle diese Viren. Und, sagt Druckrey: „Wir sind vor Überraschungen nicht gefeit – weder bei Corona noch bei anderen Erregern.“ Sie bleiben äußerst wandlungsfähig, wie nicht nur die neue Corona-Variante XBB.1.5 zeigt, die in den USA kursiert.
Bethanien-Chefarzt Prof. Dr. Winfried Randerath warnt deshalb davor, das kürzlich ausgerufene Ende der Pandemie fälschlicherweise als das Ende von SARS-CoV-2 zu deuten. „Das Virus ist da und wird immer weiter Menschen anstecken. Es wird aber wohl keine so gewaltigen Explosionen bei den Fallzahlen mehr geben“, sagt der Facharzt.
„Damit haben wir eine hohe Durchseuchung der Bevölkerung erreicht.“
Es sei der natürliche Ablauf einer Pandemie, dass sie anfangs in Wellen verläuft, die irgendwann enden. „Das liegt daran, dass inzwischen viele Kontakt mit dem Virus hatten und eine gewisse Immunität besitzen“, sagt Randerath. Und es liegt daran, dass sich glücklicherweise viele Menschen haben impfen lassen.
Es ist in der Pandemiebekämpfung mithin längst nicht alles schief gelaufen. Im Gegenteil. „Wir haben eine konsequente Impfpolitik betrieben“, sagt der Sana-Mediziner Axel C. Druckrey. „Damit haben wir eine hohe Durchseuchung der Bevölkerung erreicht.“
Auch neue Virusvarianten treffen deshalb auf eine Bevölkerung, die nicht mehr komplett ungeschützt ist. Das Risiko eines schlimmen Krankheitsverlaufes ist deshalb geringer. Dazu verfügen die Ärzte heute über auch Medikamente wie Remdesivir oder Paxlovid, die bei Risikogruppen zum Einsatz kommen.
„Wir brauchen eine Versorgung, die fern ist von wirtschaftlichem Denken.“
Covid-19 werde in einigen Monaten deshalb eher so auftreten wie andere Viren: gehäuft zu bestimmten Zeiten, etwa wie die Grippe im Winter oder Rhinoviren im September nach Schulbeginn. Auch an der Influenza erkranken jedes Jahr viele, manchmal schwer und mit tödlichem Ausgang.
Die Mediziner rechnen deshalb damit, dass die Krankenhäuser auch in Zukunft an ihre Belastungsgrenze oder darüber hinaus gehen müssen. Die Pandemie habe gezeigt, wie wichtig eine gute Gesundheitsversorgung ist. „Und zwar möglichst eine, die fern ist von wirtschaftlichem Denken“, sagt Randerath: Der Ansatz, eine Grundversorgung sicherzustellen, „ist sicher nachvollziehbarer geworden.“
Maske und Test
Die aktuelle Corona-Schutzverordnung fordert weiter eine Maskenpflicht in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen – für Besucher und Personal. Die Pflicht zu einem Bürgertest vor dem Besuch ist allerdings entfallen. Es reicht aus, sich zu Hause selbst zu testen und der Einrichtung auf Nachfrage mündlich zu versichern, dass der Test negativ war.
Corona-Todesfall
Ein 94-jähriger Remscheider ist mit dem Coronavirus verstorben. Die Zahl der offiziellen Corona-Toten stieg auf 303. Die Sieben-Tage-Inzidenz verharrt weiterhin auf hohem Niveau. Das Robert-Koch-Institut vermeldet 259,5 Fälle auf 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen. In den Kliniken liegen 23 Covid-Patienten, drei sind auf der Intensivstation, zwei werden beatmet.