Polizisten finden Drohbriefe
54-Jähriger gesteht Schüsse auf Ex-Frau und Sohn
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Der bewaffnete Angriff am Abend des 7. Juli 2021 an der Geibelstraße hatte stadtweit entsetzt.
Von Dirk Lotze
Remscheid. Zum Prozessauftakt am Freitag hatte der 54 Jahre alte Angeklagte gestanden, auf seine Ex-Frau und seinen Sohn gefeuert zu haben. Bei einem weiteren Verhandlungstermin am Montag im Landgericht Wuppertal wurden Details aus Drohbriefen an die Opfer bekannt.
Bei seiner Tat habe der 54-Jährige die Frau abgepasst, als sie mit Einkäufen nach Hause zurückkehrte. Der Sohn flüchtete panisch vor dem Vater durch ein Treppenhausfenster und erlitt beim Aufprall vor dem Haus weitere Verletzungen. Der Angeklagte lebte als Obdachloser und war zunächst nicht dingfest zu machen. Er fiel fast ein Jahr später bei einer Routinekontrolle in Stuttgart auf und wurde sofort festgenommen. Dabei wurde sein Handy sichergestellt.
Angeklagter schrieb Briefe wohl unter Drogeneinfluss
Jetzt wurde in der Verhandlung bekannt: Auf dem Handy finden sich Fotografien von Drohbriefen an seine Opfer.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann versuchten Totschlag vor. Hintergrund soll familiärer Streit um Geld gewesen sein. Die Briefe enthalten Forderungen, einen Betrag innerhalb einer Woche herauszugeben – und exzessive Gewaltfantasien: Er werde den beiden „die Köpfe abreißen“, sie „in Stücke schneiden“ und ihr „Blut trinken“, heißt es darin.
„Die stecken alle unter einer Decke.“
Laut Angeklagtem hatte er Immobilien auf seinen erwachsenen Sohn überschrieben, die als seine Altersversorgung dienen sollten. Der Sohn habe verschuldet, dass er obdachlos wurde, und ihm Geld vorenthalten, das ihm zugestanden habe. Bei dem Angriff in Remscheid habe er ursprünglich mit seiner geschiedenen Frau über die Angelegenheit sprechen wollen. Seine Annahme: „Die stecken alle unter einer Decke.“
Geschossen habe er, nachdem sie ihn nur angeschrien habe, statt zu reden. Der Mann durfte sich aufgrund eines Gerichtsbeschlusses ihrer Wohnung nicht nähern. Die geladene Pistole hatte er laut eigenen Angaben seit zwei Jahren bei sich, nachdem er bei einem Kokain-Kauf betrogen worden sei.
Die Drohbriefe habe er fotografiert, weil er über die Fotofunktion des Handys die Schrift vergrößern wollte, um sie besser lesen zu können. Er habe sie unter Drogeneinfluss geschrieben. Die Blätter habe er zerrissen und nie abgeschickt, weil er den Inhalt nicht mehr verstanden habe.
Das Gericht hat vier weitere Verhandlungstage bis zum 13. Januar 2023 vorgesehen.