Fundstück
100 Jahre altes Plakat gibt Infos zur Ukraine
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Das Fundstück des Monats im Stadtarchiv bezieht sich im April auf ein aktuelles Thema.
Remscheid. Seit Juli 2020 graben die Stadtarchivarinnen Viola Meike und Sarah Baldy tief in ihren Beständen, heben lokalhistorische Schätze und bereiten sie in einer Rubrik auf, die als „Fundstück des Monats“ auf der Tourismus-Seite der Stadt veröffentlicht wird. Die Aufarbeitung im April könnte aktueller nicht sein. Sie nimmt Bezug auf ein über 100 Jahre altes Plakat im Archiv. „Die Ukraine - Land und Volk“ enthält statistische Angaben zur „ukrainische[n] Volksrepublik in ihren voraussichtlichen Grenzen“. Den Hinweis gab der ehemalige Leiter des Historischen Zentrums, Dr. Urs Diederichs.
Stadtarchiv: Fundstücke machen Geschichte lebendig
Sarah Baldy, die sich des Fundes annahm, datiert das Plakat auf um 1918. „Es dürfte in Zusammenhang mit dem Separatfrieden der Ukraine und den Mittelmächten, dem sogenannten ,Brotfrieden‘ zu sehen sein“, schreibt Baldy in ihrer Rubrik und folgerte: „Damals wie heute verdeutlicht es die Wichtigkeit der Ukraine für die Versorgungssituation in Russland, Europa und Afrika.“ Insbesondere beim Getreide.
In ihrem Text trug sie Folgendes zusammen: „Nach der Oktoberrevolution 1917 wurde erstmals die Ukrainische Volksrepublik ausgerufen. Sie wurde aus den ukrainischen Gebieten gegründet, die bis dahin zum Russischen Reich bzw. Russland gehört hatten. Am 9. Februar 1918 unterzeichneten die vier Mittelmächte (Deutschland, Österreich-Ungarn, Bulgarien und die Türkei) auf der einen Seite und die Volksrepublik Ukraine auf der anderen Seite in Brest-Litowsk den Friedensvertrag. Das Ziel der Ukraine war die Anerkennung der Unabhängigkeit der neu gegründeten Volksrepublik. Die Mittelmächte, insbesondere Deutschland und Österreich-Ungarn, hatten hingegen in erster Linie Interesse an den großen ukrainischen Getreidevorkommen. Sie erhofften sich durch den Vertrag, ihr Volk auch im Krieg ausreichend ernähren zu können.
Es verdeutlicht die Wichtigkeit der Ukraine für die Versorgung in Russland, Europa und Afrika.
Das Plakat verdeutlicht die großen Mengen Getreide und Zucker, die die Ukraine, die auch ,Kornkammer Europas‘ genannt wird, im Vergleich zum übrigen großen russischen Gebiet produzieren konnte. Das liegt vor allem an den Schwarzerde-Böden, die zu den besten Ackerböden der Welt zählen.
Die staatliche Unabhängigkeit der ukrainischen Volksrepublik war von kurzer Dauer. Sie endete 1920 mit der erzwungenen Eingliederung in die Sowjetunion. Erst 1991, nach dem Zerfall der UdSSR, erklärte die Ukraine erneut ihre Unabhängigkeit und den Austritt aus der Sowjetunion.“
Sarah Baldy ordnet den Konflikt zwischen der Ukraine und Russland ein: „Er reicht weit zurück in die Geschichte der beiden Länder. Dabei geht es immer wieder um Identität, um Einfluss und Zugehörigkeit. Der gegenwärtige, blutige Konflikt gründet letztlich in der Frage der Unabhängigkeit und Souveränität der Ukraine. Diese als Teil eines groß-russischen Staatsgebildes zu betrachten, hat seine Wurzeln im Russland der Zarenzeit.
Der Angriff auf die Ukraine, am 24. Februar 2022 durch das russische Militär auf Befehl des Machthabers Wladimir Putin, stellt die Eskalation des seit der Annexion der Krim 2014 schwelenden Konflikts zwischen Russland und der Ukraine dar.“ Schon jetzt habe der russische Angriffskrieg viele Todesopfer, zerstörte Gebäude und Millionen von Flüchtlingen verursacht. „Und auch heute ist die Weizenproduktion der Ukraine ein zentrales Thema. Sie gilt als einer der wichtigsten Getreideexporteure der Welt“, meint Baldy.
Das Fundstück
Wer die monatlichen Fundstücke des Stadtarchivs nachlesen möchte, gehe auf der Tourismus-Seite auf den Button „Entdecken“, dann auf „Historie“. Darunter finden sich die Fundstücke des Monats. 20 sind es bislang.
remscheid-tourismus.de