Verkehrssicherheit
Polizei: Radfahrer unterschätzen ihr Tempo
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Falsche Bedienung von Pedelecs ist oft Ursache für Unfälle. Beamte informierten über die Gefahren.
Von Leon Hohmann
Nicht die Technik, sondern Fehler des Menschen sind meist die Ursache für Verkehrsunfälle. Das gilt nicht nur für Autofahrer und Fußgänger, sondern gleichermaßen auch für Fahrrad- und Pedelecfahrer. Insbesondere Letztere würden ihre Fahrfähigkeiten überschätzen, meinen die Verkehrssicherheitsexperten der Polizei – und machten am Montag auf die Gefahren beim motorunterstützte Treten aufmerksam.
Anlässlich des europäischen Tages des Fahrrads kontrollierten die Beamten landesweit nicht nur Fehlverhalten von und gegenüber Radfahren. Vielmehr setzten sie auf die Prävention. So auch am Lenneper Bahnhof, wo die Polizisten nahe der Balkantrasse über den richtigen Umgang mit Zweirädern informierten.
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Nicht nur die Zahl der Pedelecs ist – beflügelt durch den Komfort der Räder und ein steigendes Umweltbewusstsein – in vergangenen Jahren gestiegen, sondern bundesweit auch die Zahl der Verunglückten. Waren es 2017 nur 22 verletzte Pedelecfahrer im bergischen Städtedreieck, ein Jahr später 35. In Remscheid ist die Zahl bei fünf geblieben. „Zum Glück gab es keine Toten“, sagte Michael Bartsch, Leiter der Verkehrsunfallprävention.
Auch wenn dies erst einmal nach einer verhältnismäßig geringen Zahl klingt; hinter jedem Verletzten stecke ein persönliches Schicksal. Die Folgen des Unfalls könnten die Opfer ein Leben lang begleiten, erklärte Bartsch.
„Der Freizeitgedanke steht beim Fahrradfahren oft im Vordergrund“, meinte Polizist Michael Wenner von der Remscheider Abteilung Verkehrsunfallprävention.
UNFALLZAHLEN
PEDELEC Die Zahl der verunglückten Pedelec-Fahrer ist in Remscheid in den vergangenen beiden Jahren gleich geblieben. Es wurden fünf Fahrer verletzt.
FAHRRAD 2018 verunglückten im Stadtgebiet 21 Fahrradfahrer. Ein Jahr zuvor waren es fünf Verletzte mehr.
PRÄVENTION Weitere Informationen zur Sicherheit im Straßenverkehr gibt es auf der Internetseite der Polizei.
https://t1p.de/4gqe
„Die Gefahr wird dabei unterschätzt.“ Kaum einer mache sich Gedanken, wenn er mit Zusatzmotor nun gut 10 km/h schneller fährt als zuvor. Ein fataler Fehler, wie die Polizisten eindrucksvoll zeigten: Ein schmaler, zweifarbiger Teppich symbolisierte die zurückgelegte Strecke während der Reaktionszeit und Bremsweg, 7,5 und 6,25 Meter. Diesen Wert haben die Beamten ausgerechnet auf Grundlage einer Geschwindigkeit von 25 km/h, trockener Fahrbahn und trainiertem Fahrer. Doch gerade beim Training hapere es häufig. Denn sonst könne es passieren, dass Radfahrer beim Bremsen einen Satz über den Lenker machen. „Warmbremsen“ heißt da das Stichwort. Ansonsten könnten die Fahrradbremsen nicht richtig zupacken, erklärte Wenner. Wichtig sei es auch, beim Anfahren die Tretunterstützung auszuschalten. Ansonsten könne es passieren, dass das Pedelec beim ersten Tritt aufs Pedal unkontrolliert nach vorne schieße.
Das Anfahren konnten vorbeifahrende Fahrradfahrer ebenso testen wie ihre Fähigkeiten beim Langsamfahren. „Denn viele können nur schnell, wichtig ist aber die Kontrolle bei langsamer Fahrt“, sagte Michael Wenner.
Thema beim Aktionstag war auch das Tragen eines Helms. Passanten und Radfahrer konnten etwa mit einem Kantholz auf einen Helm schlagen. „Damit wollen wir zeigen, welche Energie der Helm abfängt“, sagte Wenner. Außerdem sei der richtige Sitz des Helmes entscheidend. „Zwischen Nasenwurzel und Helm sollte nur zwei Finger breit Platz sein.“ Die Bänder vor und hinter dem Ohr sollten direkt unterhalb des Ohrläppchens zusammenlaufen. Und zwischen Kinn und geschlossener Helmschnalle sollte nur ein Finger breit Luft sein.
Defensives Fahren und helle Kleidung erhöhen die Sicherheit
Die Experten der Polizei empfehlen zum Schutz bei einem Sturz nicht nur den Helm, sondern auch Handschuhe. „Denn mit den Händen stützen wir uns beim Fallen zuerst ab“, erklärte Michael Wenner. Helle Kleidung und eine gute Beleuchtung seien ebenso wichtig, um selber gut zu sehen und von anderen Verkehrsteilnehmern gut gesehen zu werden.
Die Beamten appellierten zudem an Radfahrer, vorausschauend zu fahren. So könnten potenzielle Gefahrensituationen erkannt werden – etwa wenn ein Lkw neben dem Radfahrer abbiegen möchte.