Alt-Remscheid
Bökerspark: Politik will Trinkerszene nicht vertreiben
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Der Bökerspark bleibt ein Dauerthema in der Bezirksvertretung Alt-Remscheid. Pavillon soll wieder Fenster und Bänke bekommen - wenn Geld da ist.
Von Sven Schlickowey
Remscheid. Ist der Bökerspark ein gefährlicher sozialer Brennpunkt? Oder doch eher ein harmloser Treffpunkt einer kleinen Alkoholiker-Szene? Mit dieser Fragestellung beschäftigt sich die Bezirksvertretung Alt-Remscheid inzwischen schon seit Jahren.
Eine endgültige Antwort brachte auch die jüngste Sitzung nicht. Wohl aber den Konsens, dass man die Menschen, die sich dort regelmäßig treffen, nicht vertreiben will. Zumindest vorerst.
Vergraule man die Gruppe aus dem Park, darin waren sich die meisten BV-Mitglieder einig, komme sie nur an anderer Stelle erneut zusammen. „Die treffen sich schon ewig da“, berichtete Streetworker Marcel Gratza. Und das auch nicht ohne Grund, wie Gratza erklärte, schließlich sei mit der Diakonie in der Kirchhofstraße ein wichtiger Anlaufpunkt für diese Personengruppe in der näheren Umgebung.
Die wollen dort nur in Ruhe ihr Bierchen trinken.
Auch deswegen soll der Pavillon im Bökerspark wieder auf Vordermann gebracht werden, hatte die BV schon im November betont. „Dieses Klientel gehört zu unserer Stadtgesellschaft dazu“, hatte Beatrice Schlieper (Grüne) damals gesagt – und dafür geworben, diesen Menschen eine trockene Sitzgelegenheit zu verschaffen.
Tätig geworden ist das Bauamt allerdings noch nicht, wie Dezernent Peter Heinze auf RGA-Anfrage bestätigt: Die von der BV im Vorjahr formulierte Anregung sei kein Arbeitsauftrag an die Verwaltung gewesen.
Auf die politische Tagesordnung gebracht hatte das Thema im vergangenen Herbst die CDU: In der Grünanlage neben der Villa werde „unabhängig von der Tageszeit“ Alkohol konsumiert, stellten die Christdemokraten in einer Anfrage fest, dort herrsche eine „aufgeheizte Stimmung“, auch Anwohner hätten sich schon beschwert.
Kenner: Trinkerszene ist kein Unruhestifter
Ein Eindruck, den sowohl Kommunaler Ordnungsdienst (KOD) als auch Polizei nicht in der Vehemenz bestätigten. Es gebe zwar regelmäßig Einsätze im Bökerspark, hieß es zum Beispiel von der Polizei, von einer Zuspitzung der Situation könne aber nicht die Rede sein. Und auch der damalige KOD-Leiter Daniel Pfordt betonte, dass es sich bei der Trinkerszene nicht um Unruhestifter handele.
Ähnlich äußerte sich nun auch Streetworker Marcel Gratza in der BV-Sitzung: Man sei mit der Szene dort regelmäßig im Kontakt, auch wenn seine Kollegin und er sich eigentlich eher um Jugendliche kümmern würden. Eine besondere Gefahr gehe von den Menschen, die dort teilweise täglich zusammenkommen, nicht aus, lautete seine Einschätzung: „Die wollen dort nur in Ruhe ihr Bierchen trinken.“
Wenn die Bökersvilla neue Nutzung erhält, noch mal genau hinschauen
Auch wenn einige von ihnen drogenabhängig seien und an Ersatzprogrammen teilnähmen, sei der Bökerspark nicht der Drogen-Brennpunkt, den einige CDU-Mitglieder dort ausgemacht hätten: „Wir sehen dort auch keinen besonderen Drogen-Umschlagsplatz“, erklärt Gratza. Schließlich seien viele ja bereits auf eine Ersatzdroge umgestiegen, auch um nicht mehr Teil der Beschaffungsszene zu sein.
So bleibt im Bökerspark vieles vorerst wie es ist. Nur der Pavillon soll wieder Fenster und Bänke bekommen, vorausgesetzt, es findet sich dafür eine Geldquelle. Auch dass die CDU einen wachen Blick auf den Park hat, wird sich nicht ändern.
Spätestens wenn die Bökervilla eine neue Nutzung erhalte, müsse man sich das Treiben im Park daneben noch mal genau anschauen, betonte Bernd Quinting (CDU). In dem denkmalgeschützten Gebäude möchte ein Investor einen Co-Working-Space installieren. Und der solle nicht unter der Trinkerszene leiden.
Dazu auch: Bökervilla überrascht mit Wandverzierung
Hintergrund: Bökerspark
Der Bökerspark wischen Stadtkirche und Friedrich-Ebert-Platz ist mit etwa 0,7 Hektar Fläche die viertgrößte Parkanlage in Remscheid. Der Park verfügt über einen verhältnismäßig alten Baumbestand, darunter zwei große Esskastanien. Am nordöstlichen Ende des Parks findet sich das Montessori-Kinderhaus, im westlichen Teil die im 19. Jahrhundert gebaute Bökervilla, die früher die städtische Musik- und Kunstschule beherbergte.