Neubau der Müngstener Brücke geplant?
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Remscheid/Solingen. Ist das Ende der fast 114-jährigen Verkehrsgeschichte der Müngstener Brücke, der mit 107 Metern höchsten Eisenbahnbrücke Deutschlands, bereits besiegelt, noch ehe über weitere geplante Sanierungsarbeiten entschieden ist?
Fakt ist: Die Bahn AG schließt erstmals in einer offiziellen Stellungnahme den Bau einer Ersatzbrücke in Müngsten nicht mehr aus. Insider der Bahn AG werten das als mehr als einen kleinen Fingerzeig.
Zu entnehmen ist dies einer Stellungnahme der Bahn AG vom 7. Juni für die heutige Sitzung des Bau- und Verkehrsausschusses des Landtags, der um 15 Uhr tagt. Ein Tagesordnungspunkt ist die Müngstener Brücke. In dieser Stellungnahme wird zwar auch ein mögliches Sanierungskonzept für den maroden Stahlkoloss aufgelistet, doch Reiner Latsch, der DB-Konzernbevollmächtigte für NRW, schränkt die Sanierungspläne gravierend ein: Für 2014 ist bekanntlich ein Betreiberwechsel auf der Müngstener Strecke (RB 47) zum Eisenbahnverkehrsunternehmen Abellio vorgesehen.
Da Abellio beabsichtige, den Fahrzeugtyp Lint 41 mit einem Gesamtgewicht von rund 100 Tonnen und einer maximalen Achslast von 18 Tonnen einzusetzen, sei dies bei "einer anstehenden Sanierung bzw. dem Neubau einer Brücke zu berücksichtigen", so Latsch. Und für den Güterverkehr könne aus heutiger Sicht ein Befahren der Müngstener Brücke nicht mehr bestätigt werden.
Mit diesem nun ersten offiziellen Hinweis auf einen Neubau in Müngsten scheinen die Skeptiker bestätigt, die Ähnliches bereits im November 2010 bei der Sperrung der Brücke sowie bei einem Ortstermin diesen Jahres in Müngsten aus einem winzigen Nebensatz des Konzernbevollmächtigten herausgehört haben wollten: Ein Ersatzbau für die denkmalgeschützte Brücke sei viel wirtschaftlicher und daher denkbar.
Der aktuelle Zeitplan der Bahn AG sieht so aus: Die sofortige Verstärkung der Müngstener Brücke für den uneingeschränkten Verkehr mit den Zügen BR 6238/928 wird weiter betrieben. Die erneuten Verstärkungsarbeiten stehen vor dem Abschluss. Die Abnahme soll noch in diesem Monat erfolgen. Die Nachrechnung der Statik ist ebenfalls abgeschlossen. Ein neuer Prüfbericht liegt dem Eisenbahnbundesamt (EBA) seit Anfang Juni vor.
Ferner sei eine umfassende Sanierung bis 2016 mit längeren Vollsperrungen vorgesehen. Kosten: über 30 Millionen Euro. Trotz der riesigen Investition geht die Bahn AG dann nur noch von einer Restnutzungsdauer der Müngstener Brücke von maximal 30 Jahren aus. "Es wäre für das bergische Städtedreieck und vor allem für den Touristenort Müngsten eine Hiobsbotschaft", sagt Solingens Landtagsabgeordneter Josef Neumann (SPD) auf RGA-Nachfrage.
Als Ersatzmitglied im Verkehrsausschuss will er die heutige Sitzung im Landtag aufmerksam verfolgen. Unterdessen hat die Bahn AG für heute einen Pressetermin an der Brücke anberaumt.