Seit Anfang des Jahres

Pflicht für Mehrwegverpackungen: So setzen es die Gastronomen in Remscheid um

Die Umsetzung der Mehrwegangebotspflicht läuft langsam an (v. l.): Michael Sauer (TBR), Barbara Reul-Nocke, Volker Nippel, Rainer Tonk, Arndt Liesenfeld, Daria Stottrop, Isabel Hausmann.
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Die Umsetzung der Mehrwegangebotspflicht läuft langsam an (v. l.): Michael Sauer (TBR), Barbara Reul-Nocke, Volker Nippel, Rainer Tonk, Arndt Liesenfeld, Daria Stottrop, Isabel Hausmann.
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Seit Januar schreibt das Verpackungsgesetz verpflichtende Mehrwegalternativen vor. Die Umsetzung ist noch ausbaufähig.

Von Andreas Weber

Seit Januar schreibt das Verpackungsgesetz verpflichtende Mehrwegalternativen vor. Was diese in der Praxis bedeutet, wurde gestern auf einer Pressekonferenz im Rathaus deutlich, zu der die Stadt eingeladen hatte. Dass eine konsequente Umsetzung gerade in der Gastronomie nicht von heute auf morgen erfolgen wird, machte Isabel Hausmann, stellvertretende Dehoga-Geschäftsführerein in Düsseldorf klar.

„Die Gastronomen haben drei Jahre Corona-Krise hinter sich, dann kam Ende 2022 der Energiekostenschock hinzu. Jetzt sind die Kassen leer und andere Probleme stehen im Vordergrund. Zudem gibt es noch viele offene Fragen.“ Ein Leitfaden aus dem Ministerium, für Ende Februar angekündigt, soll weiterhelfen. Wichtig sei, dass der Verbraucher das Angebot mittrage.

„Bei Umfragen haben wir bislang festgestellt, dass die Nachfrage verschwindend gering ist“, fügte Hausmann hinzu. Dort, wo Essen oder Trinken für den Außer-Haus-Verzehr angeboten wird, ist die Frage, welches System für Schalen oder Becher gewählt. Recup, Vytal oder Relevo sind drei der bekannten Anbieter.

Betroffen von den Neuerungen sind laut Gesetz Betriebe ab 80 Quadratmeter Verkaufsfläche mit mehr als fünf Mitarbeitern. Volker Nippel (Abteilungsleiter im Fachdienst Umwelt) deutete an, dass die städtische Kontrolle sich schwierig gestalten werde. „Wir werden nur auf Anzeige reagieren und bei Versäumnissen nicht die große Keule mit Sanktionen auspacken, sondern Betreiber sensibilisieren“, kündigte Nippel an. Rechtsdezernentin Barbara Reul-Nocke erklärte, dass für diese Sensibilisierung auch die Lebensmittelkontrolleure die richtigen Personen sind.

Wie viele es sind, die in Remscheid ab sofort Alternativen zu den Kunststoffverpackungen vorhalten müssen, konnte Dr. Daria Stottrop (Bergische IHK) nur annähernd schätzen. Es gäbe über 300 Betriebe in Remscheid, auf die das Gesetz zutreffen könnte. Aber welcher Backshop oder welche Tankstelle darunter falle, müsse wohl im Einzelfall geklärt werden. Rainer Tonk (für Abfallüberwachung im Fachdienst Umwelt zuständig) wies daraufhin, dass dem Kundenwunsch auch bei kleineren Einheiten Rechnung zu tragen sei, wenn die Käufer ihre mitgebrachten Mehrwegbecher oder -behältnisse befüllen wollen, sofern diese hygienisch einwandfrei und sauber sind.

Eine EU-Vorgabe wird noch mehr Regelungen mit sich bringen

Daria Stottrop wies daraufhin, dass Deutschland momentan nur einer EU-Richtlinie folge. Wenn es demnächst in Europa Vorgaben zu dem Thema gäbe, würde Mehrweg noch einmal eine ganz andere Dynamik erhalten. „Es wird dann immer mehr werden an Regelungen, deshalb ist jetzt ein guter Einstieg, um zu üben.“

Für Michael Sauer, Bereichsleiter Abfall/Straßenreinigung bei den TBR, heißt dies im Umkehrschluss, dass die Papierkörbe im öffentlichen Raum in absehbarer Zeit mit Sicherheit nicht reduziert werden können.  | Standpunkt

Standpunkt von Andreas Weber: Unausgegorenes Gesetz

andreas.weber@rga.de

Der Schritt geht in die richtige Richtung. Gleichwohl ist die Mehrwegangebotspflicht als Alternative zu Plastik momentan nur ein unausgegorenes Gesetz mit Lücken, Schlupflöchern und Kann-Bestimmungen. Man darf Mehrweg, muss es aber nicht bei außerhäusigem Verzehr in der Gastro wählen.

Schenkt man der Dehoga Glauben, dass ihre Umfragen bei Kunden zu dem Ergebnis geführt haben, dass das Interesse noch gering ist, wird es detaillierter Vorgaben bedürfen, damit Menschen umsteigen. Impulse erfolgen am wirkungsvollsten über den Geldbeutel. So hat die Deutsche Umwelthilfe eine Abgabe auf Einweg-Geschirr von mindestens 20 Cent angeregt.

Mit der Fülle der Mehrweg-Behälter-Systeme müsste auch Schluss sein. Ähnlich wie beim Flaschenpfand hilft nur eine einheitliche und überschaubare Rückgabe. Diese Infrastruktur mit dem Titel „Resuable To-Go“ wird demnächst in Hessen und Rheinland-Pfalz getestet.

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