Pilgern auf dem Jakobsweg
Lenneper verlieren ihr Pilgerlager in der Altstadt
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Tischtuch zwischen Verein und Wirt ist zerschnitten. Trotzdem gibt es die Hoffnung, dass es weiter eine kostenfreie Übernachtungsmöglichkeit für Pilger gibt. Das ist Lennep-Marketing - viele kommen später wieder.
Von Frank Michalczak
Remscheid. Die Pilger verlieren in Lennep ihre Schlafstätte. Wie Willi Oberlis auf RGA-Anfrage bestätigt, muss sein Verein auf die Unterkunft verzichten, die 2019 eröffnet wurde. Es habe keine Einigung mit dem Betreiber der Gaststätte Kirchenwirt gegeben, die sich unterhalb der Räume befindet, erklärt der Vorsitzende der Pilgerfreunde, der so wie der Gastwirt zu den Hintergründen nicht ins Detail gehen will.
Zum Hintergrund: Das Pilgerlager bot bis zu vier Gästen Platz, die im Zuge ihrer Wanderung über den Jakobsweg in Lennep übernachten wollten – und das zum Nulltarif. Lediglich eine Spende erwarteten die Pilgerfreunde von den Wanderern, die das Angebot gerne wahrnahmen, wie Oberlis berichtet.
Dafür hatte sich der Verein große Mühe gegeben: „Es war kompliziert, eine Nutzungsänderung für die Räume hinzubekommen. Unter anderem haben wir ein neues Fenster und eine Duschvorrichtung einbauen lassen“, blickt der Vorsitzende der Pilgerfreunde zurück. Zudem schaffte der Verein das entsprechende Inventar an – Betten, Stühle, Tisch sowie ein Sofa, das die Pilger als Ablagefläche nutzten.
All das landete nun in einem Zwischenlager. Die Stadt Remscheid stellte Räume zur Verfügung, die auch vom Verein Lennep Offensiv genutzt werden. Die Pilgerfreunde hatten zuvor ihre Herberge oberhalb des Kirchenwirts geleert.
„Leider hat auch mein Vermittlungsversuch nichts gebracht“, erklärt Gebäudebesitzer Leo Schönhals, der davon spricht, dass „das Tischtuch zwischen dem Verein und dem Gastwirt zerschnitten ist“. Er hat das komplette Gebäude an Wirt Georg Kirschke vermietet, der als Nachfolger von Freddy Kappenstein und Frank Hackländer die Regie im Kirchenwirt führt.
Die Entscheidung habe er sich nicht leicht gemacht, betont der Gastronom. „Ich habe hin und her überlegt.“ Dann sei er schließlich zu dem Beschluss gekommen, dass er „Ruhe im Haus“ haben will.
Nachdem zwischenzeitlich der Oberbürgermeister eingeschaltet worden war, landete die Angelegenheit nun bei Wirtschaftsförderer Ingo Lückgen, berichtet Oberlis. „Die Verwaltung will uns helfen, eine neue Unterkunft zu finden“, erläutert der Vereinsvorsitzende.
Auch Leo Schönhals will helfen
Ingo Lückgen bestätigt die Nachricht. „Wir prüfen, ob wir dazu leerstehende städtische Immobilien in oder am Rande der Altstadt nutzen können.“ Aus seiner Sicht lieferte das Angebot der Pilgerfreunde, die aus eigenen Reihen die Räume pflegten und säuberten, einen Impuls fürs Marketing in Lennep. „Denn viele, die dort übernachteten, gingen in der Altstadt essen.“ Und kehrten im Idealfall nach ihrem Aufenthalt zurück, weil sie das besondere Ambiente des historischen Stadtkerns Lennep schätzen lernten.
Auch Immobilienbesitzer Leo Schönhals will helfen – wenn eine Wohnung in seinen Objekten frei ist, werde er das Gespräch mit den Pilgerfreunden suchen. Verständnis hat er für beide Parteien, wie er sagt. Es gehe dabei auch um Kosten und Abläufe innerhalb des Gaststättengebäudes.
60 Übernachtungen zählten die Pilgerfreunde im letzten Jahr. „Es ist ein Saisonbetrieb, der Ende März beginnt“, berichtet Willi Oberlis. Mit dem Angebot wollte er den Pilgern etwas Besonderes bescheren. Der Verein pflegt die Tradition am Rande des Jakobswegs, der von Beyenburg nach Altenberg führt. Er betreibt den Lennep-Laden, wo Pilger ihre Routenkarte abstempeln lassen können und ergriff zuletzt die Initiative, dass Künstler Tony Cragg für den Munsterplatz in der Altstadt eine Pilger-Statue aufstellte.