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Lennep: Neue DOC-Pläne - Dommermuth will Outlet bauen
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Philipp Dommermuth steckt auch hinter dem Outlet Montabaur. McArthur hat Interesse an Zusammenarbeit. Was der Oberbürgermeister zu den neuen Plänen sagt und welche Fragen jetzt zu klären sind.
Remscheid. Neue Pläne für ein DOC in Lennep: Ein gutes Jahr, nachdem das Designer Outlet Center (DOC) des britischen Investors McArthur Glen vor dem Bundesverwaltungsgericht scheiterte, will der Unternehmer Philipp Dommermuth, Sohn des 1&1-Gründers Ralph Dommermuth und Betreiber eins Outlets in Montabaur, ein eigenes Outlet-Center auf dem Gelände des Röntgen-Stadions errichten. Über die Pläne unterrichtete Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD) am Abend die Fraktionen im Remscheider Stadtrat.
Die Pläne zeigen eine Parkanlage, in die ein Shopping-Center integriert ist. Die Dachfläche ist begehbar und soll Sport und Freizeit Platz bieten. Parken sollen die Kunden auf dem Kirmesplatz, allerdings ebenerdig und in einer unterirdischen Tiefgarage. „Das Outlet soll ein Ort werden, von dem viele Menschen einen Mehrwert haben – allen voran die Einwohner Lenneps und ganz Remscheids“, sagt Philipp Dommermuth.
Bereits am Donnerstag will der Geschäftsführer der Fashion Outlet Grundbesitz GmbH & Co. KG im rheinland-pfälzischen Montabaur sich und sein Bauprojekt den Lennepern vorstellen. Der Investor kommt zur Lennep-Konferenz (17 Uhr, Röntgen-Gymnasium), wo über die Zukunft des Standortes diskutiert wird.
Outlet in Lennep: Das sind die neuen Pläne von Philipp Dommermuth
Mit seinen Bauplänen weckt der Unternehmer zugleich das erneute Interesse von McArthur Glen. Das Unternehmen, das sich nach dem enttäuschenden Urteil im Februar vergangenen Jahres aus Lennep zurückgezogen hatte, will seine DOC-Pläne wieder aufnehmen. Beide Unternehmen treten also als Konkurrenten um den Standort Lennep an.
Burkhard Mast-Weisz freut sich über das Investoren-Interesse. Zur Erinnerung: Vor einem Jahr waren alle DOC-Pläne für Lennep gescheitert. Ende vergangenen Jahres meldeten sich dann die Dommermuths im Rathaus. Allerdings war es der Stadt bis zum Ablauf einer Frist vertraglich untersagt, überhaupt Gespräche mit einem anderen Outlet-Investor als McArthur Glen zu führen. Diese Frist ist nun abgelaufen.
Philipp Dommermuth kennt die Vorgeschichte und das Desaster, das die Briten in Lennep erlebten. 170 Millionen Euro hatten sie in ihr DOC investieren wollen, 800 neue Arbeitsplätze wollten sie schaffen. Zehn Jahre dauerte der Planungsprozess. Am Ende ließen die Verwaltungsrichter im fernen Leipzig das Projekt scheitern. Nicht, indem sie der Klage eines Anwohners Recht gaben. Sondern weil der Bebauungsplan aus dem Jahr 2016 im Jahr 2022 nicht mehr gelten sollte. So recht verstand das damals niemand. McArthur aber hatte bis dahin nach eigenen Angaben 15 Millionen Euro in Lennep verbrannt. Die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler büßten mit 12,4 Millionen Euro für das Projekt. Allerdings floss ein Teil des Geldes in ohnehin notwendige Straßenbauprojekte.
„Das Outlet soll ein Ort werden, von dem viele Menschen einen Mehrwert haben.“
Philipp Dommermuth beziehungsweise die von ihm geführte Fashion Outlet Grundbesitz GmbH & Co. KG scheint Klagen auch gegen sein Projekt nicht zu scheuen. Fraglich ist, wie sich die Politik in Remscheid zu seinen Plänen verhält. Unterstützen die maßgeblichen Fraktionen im Stadtrat auch sein Projekt? Oder setzen sie auf eine Bürgerbefragung, wie sie aus Kreisen der Kritiker wiederholt gefordert worden war?
Fakt ist: Die grundsätzliche Entscheidung darüber, dass das 7,5 Hektar große Areal im Eigentum der Stadt verkauft werden soll, gilt weiter. In den nächsten drei Monaten will die Stadt nun mit beiden Unternehmen verhandeln. Drei Aspekte sind der Stadt dabei wichtig: Die Wupperstraße soll nicht eingezogen werden, es soll kein mehrstöckiges Parkhaus entstehen und es soll nachhaltig gebaut werden. Außerdem ist der Kaufpreis für die Grundstücke neu zu verhandeln.
Offene Frage? Was sagt die Politik zu neuen Outlet-Plänen? Bürgerbefragung?
Danach soll der Stadtrat eine Grundsatzentscheidung darüber treffen, ob und wem er den Zuschlag erteilt. Am Ende des anschließenden Bebauungsplanverfahrens soll eine Baugenehmigung stehen. Baudezernent Peter Heinze (FDP) rechnet mit einer Dauer von bis zu zwei Jahren. Der Bau des Centers soll nach Angaben der Dommermuth-Architekten zwei Jahre in Anspruch nehmen.
McArthur Glen wird der Entwicklung nicht tatenlos zusehen. Fakt ist: Mit dem Dommermuth-Center würde dem Unternehmen in Lennep ein Konkurrent für das eigene Outlet im niederländischen Roermond erwachsen. In der Londoner Konzernzentrale wird deshalb an einer Aktualisierung der eigenen Pläne gearbeitet.
„Dass McArthur Glen bereits viel in Remscheid investiert hat, steht außer Frage“, sagt Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz. Aber: „Wir behandeln beide gleich.“ Er freut sich über das Interesse, das Lennep und Remscheid bei den Investoren hervorruft. „Outlet-Center sind nach wie vor große Frequenzbringer. Die Menschen wollen ein Einkaufserlebnis, einen Ort, an dem sie einen ganzen Tag verbringen können. Mit Geschäften, guter Gastronomie und touristischen Möglichkeiten. Dies entspricht dem heutigen Freizeitverhalten.“
Das im Westerwald in Rheinland-Pfalz gelegene Outlet-Center der Dommermuths wurde im Jahre 2015 eröffnet. Es bietet auf mehr als 13 500 Quadratmetern Mietfläche über 70 Marken sowie fünf Restaurants und Cafés. Familienoberhaupt Ralph Dommermuth ist Gründer, Vorstandsvorsitzender und Mehrheitsaktionär der United Internet AG sowie der Tochtergesellschaft 1&1 AG. Laut des Wirtschaftsmagazins „Forbes“ besaß der Unternehmer im März 2018 ein Vermögen von 5,9 Milliarden Dollar und zählte damit zu den 300 reichsten Menschen der Welt.
Outlet Montabaur
Das im Westerwald in Rheinland-Pfalz gelegene Outlet Center der Dommermuths wurde im Jahre 2015 eröffnet. Es bietet auf mehr als 13.500 Quadratmetern Mietfläche über 70 Marken sowie fünf Restaurants und Cafés.
Wer ist Philipp Dommermuth?
Familienoberhaupt Ralph Dommermuth ist Gründer, Vorstandsvorsitzender und Mehrheitsaktionär der United Internet AG sowie der Tochtergesellschaft 1&1 AG. Laut des Wirtschaftsmagazins Forbes besaß der Unternehmer im März 2018 ein Vermögen von 5,9 Milliarden Dollar und zählte damit zu den 300 reichsten Menschen der Welt. Philipp Dommermuth ist sein Sohn. Er ist Geschäftsführer mehrerer Unternehmen, darunter die Fashion Outlet Service GmbH und der Online-Plattform homify.de, eine Online-Plattform für Bauplanung, Umbauarbeiten und innovative Inneneinrichtung.
Investor steht zum Gespräch bereit: Stadt stellt Outlet-Pläne bei Lennep-Konferenz vor
Eigentlich hatten die Teilnehmer der Lennep-Konferenz am Donnerstagabend (17 Uhr, Röntgen-Gymnasium) an ihren Thementischen über ganz andere Fragen diskutieren wollen. Jetzt stehen die neuen Outlet-Pläne im Mittelpunkt. Die Stadt erwartet dafür sowohl Zustimmung als auch Widerspruch aus der Bürgerschaft. Ihr eigener Kurs steht fest.
„Es wäre eine verpasste Chance für Lennep, wenn eine solche Ansiedlung am Ende in einer benachbarten Stadt oder Region entstehen würde“, erklärt die städtische Beigeordnete und Rechtsdezernentin Barbara Reul-Nocke (CDU). Mit Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD) und Baudezernent Peter Heinze (FDP) wirbt sie deshalb bei den Politikern und Bürgern um Zustimmung. Auch die Industrie- und Handelskammer findet die Pläne gut. Noch bevor die Politiker informiert wurden, meldeten sich IHK-Präsident Henner Pasch und Geschäftsführer Michael Wenge: „Das ist eine riesige Entwicklungschance für die gesamt Region.“
Die in den Lennep-Konferenzen gesammelten Ideen sollen bei aller Euphorie von Stadt und Wirtschaft nicht verloren gehen. Als Beispiel nennt Baudezernent Peter Heinze die historische Feuerwache. Wie berichtet, möchten Lenneper Vereine sie mit Landeszuschüssen zum Treffpunkt im Stadtteil machen. Dem stehe der Outlet-Investor nicht im Wege, versichert Oberbürgermeister Mast-Weisz.
„Auch der FC Remscheid soll am Schluss nicht als Verlierer vom Platz gehen“, sagt Burkhard Mast-Weisz. Wie berichtet, verfolgt der Verein eigene Pläne für das Röntgen-Stadion und hatte gehofft, die historische Sportstätte erhalten zu können.
Einen neuen Fußballplatz sehen die Pläne von Investor Philipp Dommermuth nicht vor. Allerdings soll auf dem begehbaren grünen Dach seines Centers zum Beispiel auch Sport möglich sein. Nachhaltiges Bauen, der Erhalt von Umwelt und Natur sei ihm wichtig, sagt Dommermuth, selbst Vater von drei Kindern. Deshalb lasse er mit Holz bauen und mit recyceltem Beton. Die Unternehmerfamilie versichert zudem, das Center für mindestens 50 Jahre im Besitz zu behalten. Am Donnerstagabend will Philipp Dommermuth dazu mit den Lennepern ins Gespräch kommen.
Standpunkt von Axel Richter: Chance und Risiko
Vor einem Jahr trugen Stadt und Investor das DOC zu Grabe - nach zehn Jahren der Planung und Millionen verbrannter Euros. Das hinterließ Frust bei jenen, die das 170 Millionen Euro schwere Investment nachvollziehbar mit großen Hoffnungen für Lennep, Remscheid und das Bergische Land verbunden hatten. Andere begaben sich in einer Lennep-Konferenz auf die Suche nach Alternativen. Und jetzt? Beginnt alles von vorn.
Ein neuer Outlet-Investor will das von McArthur Glen geräumte Feld bestellen. Das wiederum lässt McArthur sein Interesse an Lennep wiedergewinnen. Am Ende könnte es also bald zwei Investoren geben, die das DOC wiederbeleben möchten. Das birgt Chancen, denn wenn zwei sich streiten, freut sich bekanntlich der Dritte, also die Stadt. Es birgt aber auch das Risiko, dass am Ende langwieriger Auseinandersetzungen keiner von beiden baut - und das DOC zum zweiten Mal zu Grabe getragen wird.
Das wäre eine Katastrophe.