Onkologische Tagesklinik

Krebsbekämpfung macht entscheidende Fortschritte

Fortschritte bei der Krebsbekämpfung: die Onkologische Tagesklinik mit (v. l.) Neda und Dr. Matthias Klee, Prof. Dr. Artur Wehmeier.
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Fortschritte bei der Krebsbekämpfung: die Onkologische Tagesklinik mit (v. l.) Neda und Dr. Matthias Klee, Prof. Dr. Artur Wehmeier.
  • Andreas Weber
    VonAndreas Weber
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Immuntherapie nimmt in Onkologischer Tagesklinik an der Allee zentrale Rolle ein.

Remscheid. In der Onkologie nimmt die Immuntherapie eine zentrale Rolle ein, nachdem sie zunächst nur in der palliativen Behandlung unheilbarer Krebserkrankungen eingesetzt wurde. Das Onkologen-Ehepaar Dr. Matthias und Neda Klee, seit 21 Jahren in Remscheid, mittlerweile mit ihrer Tagesklinik in der Alleestraße 70, berichten über enorme Fortschritte. Krebs ist kein Todesurteil mehr, im Gegenteil. Ein Beispiel ist der triple negative Brustkrebs, bei dem die Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren vor und nach der OP die Überlebenschancen betroffener Frauen verbessern kann. Ein Überblick:

Was ist mit den Nebenwirkungen der Immuntherapie?

Die Stimulation von Immunzellen zur Vernichtung von Krebszellen, die in den 1990er-Jahren mit Interferon und Interleukinen versucht wurde, hatte viele Nebenwirkungen. Verträglicher wurden seit 2000 monoklonale Antikörper, die Oberflächenstrukturen auf Tumorzellen gezielt erkannten und Tumorzellen direkt oder durch Anlocken von Immunzellen zerstörten. „Diese Antikörper stehen für die Behandlung zum Beispiel von Lymphomen, Brustkrebs, Magen-Darm-Krebs auch Patienten unserer Tagesklinik zur Verfügung“, erklären die Fachärzte für Hämatologie und Onkologie Matthias und Neda Klee.

Mit welchem Resultat?

Die Tumortherapie hat bei den Nebenwirkungen ihren Schrecken verloren, sie bietet längere Lebensqualität, sogar Chancen auf Heilung.

Wird die Immuntherapie in Kombination angewendet?

Mit einem Chemotherapiebaustein beladen, werden monoklonale Antikörper effektiver. Die Verträglichkeit wird verbessert, indem die Chemo an die Tumorzelle herangetragen wird und gesunde Zellen schont. Oft macht die vorübergehende Kombi mit Chemo oder Strahlentherapie die Immuntherapie effektiver.

Funktioniert die Immuntherapie also als Ergänzung?

So ist es. „Mit der Chemo schießen sie die Burg an und mit der Immuntherapie räumen sie die Trümmer weg“, verbildlichen Dr. Matthias Klee und seine Ehefrau Neda die Wirkung der Checkpoint-Inhibitoren. Die medizinische Kunst bestehe darin, nicht alle Möglichkeiten direkt auszuschöpfen und die Kräfte des Patienten nicht schon zu Beginn aufzubrauchen. „Wir entwickeln individuelle Therapiepläne mit viel Fingerspitzengefühl“, versichert das Fachärzte-Ehepaar. Therapie sei kein Sprint, sondern ein langer Lauf. Wichtig sei: „Es gibt immer einen Plan B und C.“

Was kann die neueste Form der Immuntherapie?

Die moderne Immuntherapie mit Checkpointinhibitoren ist ein Ansatz, der zunehmend anstelle üblicher Chemos bei Krebspatienten eingesetzt wird. Belastende Nebenwirkungen der Chemo wie Übelkeit, Erbrechen, Haarausfall oder Abwehrschwäche entfallen. Der Einsatz begann 2014 beim Melanom (schwarzer Hautkrebs). In den Jahren danach folgten Nierenzellkarzinome, Lungenkrebs, Lymphome, Brust-, Magen-, Darmkrebs und andere.

Wie erhält der Patientdiese Therapie?

Sie erfolgt in der Regel ambulant in der onkologischen Tagesklinik als ungefähr einstündige Infusion, je nach Medikament alle zwei bis sechs Wochen. Die Infusion ist in der Lage, die irreführenden Merkmale der Tumorzellen zu neutralisieren, die oft Oberflächenmerkmale tragen, die unseren Immunzellen vortäuschen, alles sei in Ordnung. „Mittlerweile können unsere Immunzellen die Tumorzellen als bösartig erkennen und den Krebs angreifen und neutralisieren“, erläutern die Klees.

Entwickelt sich die Forschung weiter?

Auf jeden Fall. Die neueste Form der Immuntherapie ist die aktive mRNA-Impfung der Firma Biontech, eine Impfung des Patienten gegen seinen eigenen Krebs. Tumor-mRNA lässt dessen Körperzellen tumortypische Proteine produzieren. Diese trainieren Abwehrzellen und Antikörper zur Vernichtung der Tumorzellen.

Wann werden die Impfungen marktreif sein?

In diesem Jahr beginnen größer angelegte klinische Studien an Patienten. Biontech hat Großbritannien als Studienstandort gewählt, weil dort der Rahmen stimmt, die britischen Behörden mit den Forschern an einem Strang ziehen, beobachten die Klees. „In zwei, drei Jahren wird das Medikament auch in Deutschland eingeführt. Dass es kommen wird, kann als sicher angenommen werden.“

Warum hinken die Deutschen bei solchen Innovationenhinterher?

Matthias und Neda Klee kritisieren die Bürokratie, die eher geeignet sei, Forschung zu behindern. „Deutschland galt mit seiner Vielfalt an forschenden Pharmaunternehmen vor Jahrzehnten als die ‚Apotheke der Welt‘. Eine übertriebene Sparpolitik im Gesundheitswesen und ein überbordender Bürokratismus haben dafür gesorgt, dass davon nicht viel übrig ist.“

Was kann Krebspatienten noch Hoffnung machen?

Eine weitere innovative Therapie sind zielgerichtete Medikamente, meist Tabletten, die Mutationen von Tumorzellen korrigieren und deren Wachstum hemmen. „Es gibt eine Leukämieform, die chronische myeloische Leukämie (CML), die damit geheilt werden kann. „Nicht nur in Einzelfällen, sondern generell“, betont Neda Klee.

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