Theater
Kabarettisten bescheinigen der Republik Wahnvorstellungen
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„Die Schlachtplatte“ blickte in der Klosterkirche humorvoll auf das Jahr zurück.
Von Elisabeth Erbe
Remscheid. Den Bürgern geht es schlecht. Deutschland geht es schlecht. Der Regierung geht es schlecht. Das Kabarettquartett „Die Schlachtplatte“ prognostizierte düstere Zeiten bei seinem Jahresrückblick. Robert Griess, Sebastian Schnoy, Kathi Wolf und Henning Schmidtke (spontan für Jens Heinrich Claassen eingesprungen) übten sich am Mittwoch in der Klosterkirche als Ärzte und sorgten mit ihrer Diagnose für beklemmende Heiterkeit. „Wir sind das Vorauskommando und schauen, welche Therapie noch Sinn macht“, erklärte das Quartett, „oder gehört Deutschland schon zur Dritten Welt oder Vierten Welt?“
Der Patient Deutschland ist schwer krank. Verstopfung, Morbus Diskronikus und Wahnvorstellungen wurden diagnostiziert. Mit einem humorvoll-bissigen Rückblick auf politische Ereignisse regten die Vier zum Nachdenken an. „Der Kinderschutz liegt mir am Herzen, privat und beruflich“, verriet Kathi Wolf und kritisierte scharf die „übertriebene Liebe zu Kindern seitens der Kirche“. Da blieb dem einen oder anderem doch das Lachen im Halse stecken. Wolf sieht in der christlichen Nächstenliebe andere Werte als die Kirche. „Aber ich bin froh, dass ich stabil bin, meine Tabletten sind der Knaller“, sagte sie. Vor allem machte sie sich für die Frauen stark. „Wir brauchen mehr Frauen in der Politik“, forderte sie, „aber ich mach das nicht, das wäre doppelte Entwicklungshilfe“.
Auch der Krieg in der Ukraine wurde untersucht. Die Männer mimten deutsche Soldaten und machten sich über die Bundeswehr lustig. „Seit die Wehrpflicht abgeschafft wurde, gehen nur noch Hartz-4-Kinder zur Bundeswehr“, spottete Griess. Die Diktatur sei das größte Problem. Oder eben die Klimakrise. Trotz aller trüben Diagnosen schafften es die Vier, das Krisenjahr humorvoll aufzuarbeiten, und erhielten begeisterten Applaus.