Teo Otto Theater
Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer: Ein herrlich überdrehter Klassiker
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Junges Theater Bonn zeigte „Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer“.
Von Peter Klohs
Remscheid. Bei „Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer“ entstehen bei vielen Menschen sofort die Bilder aus der Augsburger Puppenkiste, und dazu muss man noch nicht mal zur älteren Generation gehören. Das Buch, 1960 erschienen, war ein großer Erfolg und verkaufte sich drei Millionen Mal. Jetzt zeigte das Junge Theater Bonn den Klassiker im Teo Otto Theater. 500 Kinder und ihre Eltern sahen im nicht ganz ausverkauften Haus die Adaption, die sich eng an die Vorgaben von Michael Endes Geschichte und damit auch an die der Puppenkiste hält.
Die Geschichte, warum die Lokomotive Emma Lummerland verlassen muss, ist schnell erzählt: Die Insel, der König Alfons der Viertelvorzwölfte vorsteht, ist – seitdem Jim Knopf der Ziehsohn von Frau Waas geworden ist – schlicht zu klein für den Monarchen samt vier Untertanen. Aber Lukas, der Lokomotivführer, führt zu Recht aus: „Ein Lokomotivführer ohne Lokomotive, das geht doch nicht“, und beschließt, Emma zu begleiten. Da darf Jim Knopf nicht fehlen. Und so schwimmt das Trio über das Meer in ein großes Abenteuer. Sie landen in Mandala und erfahren von der Entführung der Königstochter durch den Drachen Frau Mahlzahn. Nach internen Verwicklungen brechen die beiden, oh, Entschuldigung, die drei auf, um die Königstochter aus den Fängen des Drachens zu befreien. Dabei erleben sie zahlreiche Abenteuer.
Das für Kinder ab fünf Jahren konzipierte Stück mit Gesang punktet mit einer fantasievoll gestalteten Bühne (Tom Grasshof) und den schnellen Umbauten, nach denen sich die Zuschauer mal im Meer, mal im Gebirge wiederfinden. Die Kostüme von Katharina Kastner sind altmodisch und bewusst übertrieben. So die viel zu hohe Krone von König Alfons, die ihm immer wieder über die Augen rutscht. Die Lieder innerhalb der Aufführung („Eine Insel mit zwei Bergen“ und weitere) sind kindgerecht und humorvoll.
Ein abgedrehter Drache – und viele Lacher aus dem Publikum
Oliver Fleischer gibt den stoischen und immer wieder an seiner Pfeife nuckelnden Lokomotivführer, den weder die Überquerung eines extrem schwierigen Gebirgspasses noch der Anblick eines „furchtbaren“ Drachens erschrecken kann, mit viel Souveränität. Nur die Scheinriesin Frau Tur Tur („Vorne Tur und hinten Tur.“) versetzt ihn erst einmal leicht in Unruhe, bis die Harmlosigkeit der Riesin feststeht. Nima Conradt spielt König Alfons den Viertelvorzwölften herrlich überdreht, beinahe slapstickhaft. Den mandalischen Kaiser Pung Ging hingegen verkörpert er als weisen, abgeklärten Herr-scher. Lukas David Maurer spielt den Untertanen Herrn Ärmel sowie den an fehlendem Selbstbewusstsein leidenden Drachen Nepomuk („Meine Mutter war ein Nilpferd.“) ziemlich abgedreht und erntet viele Lacher.
Den größten Lacher des Nachmittags bekommt ein Junge aus dem Publikum. Als nach erfolgter Rettung die Tochter des mandalischen Kaisers Jim Knopf eine Kusshand zuwirft, kommt ein laut zu vernehmendes „Bäh!“ aus den Reihen.
Verbleibt Jim Knopf, der von Lamine Timera verkörpert wird und seine wahre Heimat sucht. Aber der eher zurückhaltende Jim ist nicht ohne Humor. „Was?“, ereifert er sich in Richtung Lukas. „Du willst die Prinzessin heiraten? Dann wärest du ja eine Prinzenrolle.“ Und nach erfolgter Rückkehr nach Lummerland inklusive gefundener Zusatzinsel für mehr Platz, der garantiert, dass die nunmehr fünf Untertanen auf ihr Leben können, werden die Prinzessin Li Si (Mira Gräf) und Lukas sicher irgendwann mal heiraten.
Hintergrund
Resonanz: Der künstlerische Leiter Sven Graf zeigte sich hochzufrieden mit dem Besuch der Veranstaltung. „Die Aufführungen für die Kinder sind immer gut besucht“, sagt er. „Ernste Themen gehen zur Zeit nicht so gut.“
Termin: Heute ist um 19.30 Uhr das Westfälische Landestheater zu Gast. „Vögel“ heißt Stück, das die Probleme zwischen verschiedenen Kulturen (Muslime und Juden) thematisiert und auch Hoffnung schenkt.
termine.rga.de