Mein Blick auf die Woche in Remscheid
Meinung: Jetzt ist keine Zeit für Schnellbusse und Teiche
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Kriegs- und Krisenzeiten eignen sich nicht für Extravaganzen, sagt RGA-Lokalchef Axel Richter.
Leider können folgende Fahrten nicht durchgeführt werden“, schreiben die Stadtwerke am Freitag und lassen viele Zahlen folgen: 240, 652, 653, 654, 655, 657... und viele weitere mehr. Das ist zum Ende dieser Woche keine Folge des unseligen Streiks im öffentlichen Dienst, sondern das geht seit Monaten so.
Den Stadtwerken fehlen die Fahrer. Ausfälle wegen Krankheit können kaum kompensiert werden. Von den 90 Bussen, die sie auf die Straße bringen können, bleiben deshalb regelmäßig viele im Depot. Vielleicht sollten die Stadtwerke in ihren aktuellen Verkehrsstörungen der Einfachheit halber deshalb nicht die Linien nennen, die ausfallen, sondern diejenigen, auf denen noch ein Bus fährt.
Das ist durchaus weniger sarkastisch gemeint als die zahlreichen Kommentare, die den RGA in dieser Woche auf die Nachricht vom möglichen Schnellbus nach Köln erreicht haben. „Kommt erstmal in der eigenen Stadt pünktlich, bevor ihr andere Städte mit Fahrtausfällen und Unpünktlichkeit belästigt“, schreibt einer, worauf eine andere entgegnet: „Ich würde das nutzen, scheißegal, was andere hier zu Maulen haben.“
So wird gern mal diskutiert in den so genannten sozialen Medien. Doch zeigt der Tonfall eben auch, wie sehr den Menschen das Thema Nahverkehr auf den Nägeln brennt. Und der Hinweis darauf, dass auf den Öffentlichen Personennahverkehr heute schon kein Verlass ist, weil weder Bus noch Bahn pünktlich und verlässlich unterwegs sind, trifft durchaus ins Schwarze.
Am Ende dürfte alle Aufregung um den Schnellbus sich bald in heiße Luft auflösen. Es sei denn, die notorisch klamme Stadt Remscheid erklärt sich bereit, pro Jahr bis zu 1,5 Millionen Euro zu bezahlen. Dass die Politiker im Stadtrat der Ausgabe zustimmen, ist unwahrscheinlich. Übrigens ebenso unwahrscheinlich wie die Bewilligung jener 1,25 Millionen Euro, die die Sanierung des Stadtparkteichs in Alt-Remscheid kosten würde.
Den Entwurf für den Doppelhaushalt 2023 / 2024, den Stadtkämmerer Sven Wiertz (SPD) am Donnerstag nächster Woche dem Stadtrat präsentieren wird, dürfte viele Wünsche in den Hintergrund treten lassen.
Schon Corona hat die Stadt enorm viel Geld gekostet. Millionen, die nachfolgende Generationen übrigens noch in den nächsten 50 Jahre abzahlen werden. Jetzt ist es Russlands Krieg gegen die Ukraine beziehungsweise seine Folgen, die das Zahlenwerk buchstäblich auf den Kopf stellen.
Die Stadt muss ihr Geld deshalb zusammenhalten. Kriegs- und Krisenzeiten eigenen sich nicht für Extravaganzen. Stattdessen ist Daseinsvorsorge das Gebot der Stunde und die Pflege dessen, was man hat. Damit, das zeigen nicht fahrende Busse ebenso wie schimmelnde Schulen, ist Remscheid längst mehr als ausgelastet.
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