Teo Otto Theater
Inszenierung kommt beim jungen Publikum gut an
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Westfälisches Landestheater zeigte „Der Trafikant“ im Theater.
Von Sabine Naber
Remscheid. „Der Trafikant“, ein zeitgenössisches Stück nach dem Roman von Robert Seethaler, auf die Bühne gebracht vom Westfälischen Landestheater, lockte am Donnerstagabend vor allem viel junges Publikum ins Teo Otto Theater.
Die Geschichte spielt im Spätsommer 1937, vor dem Hintergrund des sich immer mehr ausbreitenden Nationalsozialismus in Österreich. Der 17-jährige Franz (Chris Carsten Rohmann) wird von seiner Mutter (Thyra Uhde) nach Wien in ein Tabak- und Zeitungsgeschäft geschickt, um dort seine Lehre zu machen. Der Besitzer Otto (Mark Plewe) macht ihm klar, dass von der Politik alles zugrunde gerichtet wird und die Leute „ganz narrisch nach diesem Hitler sind“.
Einer der Kunden, die beim Trafikanten kaufen, ist Siegmund Freud (Vincent Bermel), Begründer der Psychoanalyse. Von ihm erzählt Otto, dass er den Leuten erklärt, wie man ein ordentliches Leben führt. „Aber er hat ein Problem, er ist ein Jude.“ Der zunächst noch naive Franz gibt zu, die Sache mit den Juden habe er noch nie so richtig verstanden.
Franz sucht immer wieder das Gespräch mit Freud. „Such dir ein Mädchen“, rät der ihm. „Ich verstehe nichts von Liebe“, ist sich Franz sicher. Freud: „Man muss das Wasser nicht verstehen, um kopfüber reinzuspringen.“ Auf dem Jahrmarkt verliebt sich Franz in das Mädchen Anezka (Louisa Cichosch), aber sie verlässt ihn.
Das unkomplizierte Bühnenbild – Bänke, Hocker, Theken aus Holz werden verschoben – ermöglichen einen schnellen Wechsel zwischen den Szenen. Erzählerinnen und Erzähler spazieren über die Bühne, schildern die Situation. Am Ende kommen „die Gemeinen“, Otto wird getreten, geschlagen, Franz setzt sich für ihn ein, wird aber durch Otto gestoppt. Als die Gestapo Franz informiert, dass Otto verstorben ist, vermutet Franz: „Sein Herz ist stehengeblieben. Vielleicht wollte es nicht mit der Zeit gehen.“
Das spielfreudige, junge Ensemble – von den fünf Schauspielerinnen und Schauspielern verkörperten vier von ihnen souverän mehrere Rollen – verstanden es, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Sekundenlange Stille, bevor begeistert applaudiert wurde.
Beim Nachgespräch, bei dem die Ensemblemitglieder und die Abendspielleiterin Anne Noak noch einmal zurück auf die Bühne kamen, zeigte sich auch der Oberstufenschüler Semi Nazli vom Emma-Gymnasium beeindruckt von der Inszenierung: „Es hat Spaß gemacht, zuzuschauen. Und dass die Umbauphasen dazu genutzt wurden, aus den Zeitungen zu lesen, fand ich gut.“ Er habe trotz zahlreicher Kürzungen, die Charaktere erkannt. „Da passte auch die Musik, dieser Elektro-Swing mit Wiedererkennungswert gut. Und bei Freud musste ich zweimal hingucken – der sah wirklich alt aus“, sagte sein Klassenkamerad Tom Fischer mit Blick auf den jungen Schauspieler, der ihn verkörperte.