Meine erste Platte

„Ich war auf der Stelle in Chormusik verliebt“

Ihre Freunde hörten Pink Floyd, Astrid Ruckebier jedoch Chormusik. „Die merkwürdigen Blicke waren mir egal.“
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Ihre Freunde hörten Pink Floyd, Astrid Ruckebier jedoch Chormusik. „Die merkwürdigen Blicke waren mir egal.“

Musiklehrerin und Chorleiterin Astrid Ruckebier möchte in Zukunft gerne wieder selber mehr singen.

Von Peter Klohs

Remscheid. Es ist nicht oft der Fall, dass die Gesprächspartner zu dieser Serie „Meine erste Platte“, in der die Bands Deep Purple und Pink Floyd häufig und gerne genannt werden, mit Rockmusik so gar nichts anfangen können. Der letzte war Pastor André Carouge, und das war im Oktober 2021. Bei Astrid Ruckebier ist es auch so. „Meine Freunde und Bekannten hatten als erste Platte Pink Floyd“, erinnert sie sich. „Ich hatte eine LP mit Chormusik. Das sorgte für merkwürdige Blicke, aber das war mir egal.“

Die seit 1980 an der Musik- und Kunstschule (MKS) tätige Musiklehrerin hatte als Kind keinen Bezug zur Musik. „Ich wuchs im Goetheweg in Lüttringhausen auf“, berichtet sie, „und bei meinen Eltern lief immer und ewig WDR 4.“ Sie besuchte die Adolf-Clarenbach-Grundschule. Deren Rektor hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Eltern, deren Kinder im musischen Bereich über Talent verfügten, zu besuchen und den Weg zur Förderung abzusprechen. So auch bei Astrid Ruckebier, die über eine genaue und starke Singstimme verfügte. „Ich erinnere mich, dass mein Großvater väterlicherseits in allen möglichen Chören sang, aber meine Eltern hatten, wie man sagt, mit Musik nichts zu tun.“

Astrid war sieben oder acht Jahre alt, als der ehemalige Kantor der evangelischen Gemeinde Jürgen Harder in der Schule für den Kinderchor warb. „Da war ich schnell dabei und hörte dort zum ersten Mal, wie es klingt, wenn viele Stimmen harmonisch zusammen singen. Das war so unglaublich schön. Ich war auf der Stelle in die Chormusik verliebt. Ich habe Jürgen Harder sehr viel zu verdanken.“ Ihr Mitwirken im Kirchenchor hatte nur einen Nachteil: Sie hatte nichts von der dort gesungenen Musik zu Hause, keine Kassette, keine Langspielplatte. „Ich hatte auch kein Geld, mir LPs zu kaufen.“

Und so wünschte sich die junge Sängerin die LP-Box „Festliche Chormusik“ zu Weihnachten, eine stabile, fünf LPs beinhaltende Sammlung von ausgewählter Chormusik zwischen Di Lasso, Monteverdi, Johann Sebastian Bach und Johannes Brahms.

Späterhin, als Sängerin in diversen Chören, sang sie diese Musik auch selbst, bis die Zeit kam, als sie diese und andere Chöre selber leitete.

Im Chor Modus Novus kam sie unmittelbar mit moderner Chormusik zusammen, und in unserem Gespräch tauchen die Namen Eric Whitacre, John Rutter („Da muss man aufpassen, wie man die Platte hält, sonst läuft das Schmalz raus.“) und Knut Nystedt auf.

Moderne Chormusik ist ihr alles andere als fremd. Sie singt in einem Quartett mit dem Namen T.E.A.M., den Anfangsbuchstaben der Singenden. Der erste Auftritt wird am 14. Mai im Foyer des Wuppertaler Opernhauses stattfinden. „Das wird hoffentlich meine musikalische Zukunft sein“, erhofft sich die studierte Flötistin. Jahrelang habe ich als Chorleiterin singen lassen, aber jetzt möchte ich sehr gerne wieder mehr aktiv singen.“

Das sind ihr auch die schönsten Konzerterinnerungen: „Der Zustand, der eintritt, wenn man in einem Chor singt, der in Gänze in einen Flow kommt, der sich in dem besonderen Moment als ein Klangkörper versteht und auch so agiert, ist nur als ‚beseelt‘ zu beschreiben. Und es ist sehr schwer, nach einem solchen Gefühlsausbruch wieder runterzukommen.“

Ihr Sohn Valentin, 25 Jahre alt, ist ebenfalls in der Musikwelt zu Hause. Als Sänger (Bass) ist er zur Zeit an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf angestellt. Er komponiert selbst, von Kammermusik bis hin zur Oper. „Und da bin ich immer geflasht“, sagt Astrid Ruckebier, „als Zuhörerin, nicht als stolze Mutter.“

Zur Person

Astrid Ruckebier wurde 1964 in Hückeswagen geboren, wuchs jedoch in Lüttringhausen auf. Sie studierte Blockflöte in Wuppertal und vervollständigte ihre Ausbildung in Duisburg und Utrecht. Seit 1980 (erster Unterrichtsauftrag mit 16 Jahren) ist sie als Musiklehrerin an der Musik- und Kunstschule an der Scharffstraße tätig. Darüber hinaus ist sie Kreischorleiterin. Ruckebier leitet diverse Chöre, so das Voicemble, einen jungen Chor mit speziellem Repertoire, aber auch einen Gospelchor in Hückeswagen. Abends schätzt sie die Stille. „Ich beschäftige mich den ganzen Tag mit Musik“, sagt sie. „Dann freue ich mich abends auf ruhige Stunden.“

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